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5. Angeklagter: Andreas Kison

Er ist die wohl schillerndste Person auf der Anklagebank und der einzige Manager, der im Prozess noch nichts gesagt hat.

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© Ronald Bonß

Ulrich Wolf

Andreas Kison ist die wohl schillerndste Figur der sechs Angeklagten. Der mit 49 Jahren jüngste Beschuldigte stammt aus Bad Homburg in Hessen, lebte zuletzt in Kronberg im Taunus. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung entdeckten die Ermittler selbst gezüchtete Cannabispflanzen, Vorstrafen sind nicht bekannt. Kison war Vertriebsvorstand, Gesellschafter, Geschäftsführer, Aufsichtsrat und Prokurist bei Infinus, ist aber dennoch nur wegen Beihilfe zum Betrug angeklagt.

Im Prozess trug er meist Sportschuhe mit hoher Sohle, wie sie jugendliche Rapper tragen. Meist verschränkte er die Arme und wirkte so, als ginge ihn das alles gar nichts an. Er ist der einzige, der keine Stellungnahme abgab. Während des Prozesses war er öfter krank. Sein Vater starb in der Zeit, auch zwei Cousinen, mit denen er aufgewachsen war. Seine Anwälte gingen bis zum Sächsischen Verfassungsgerichtshof, um ihn schließlich im April 2016 aus der Untersuchungshaft zu holen. In der Sommerpause 2016 flog er für eine Woche nach Thailand in den Urlaub, während der Verhandlungswoche übernachtete er im Dresdner Gästehaus „Villa Weißer Hirsch“, das eine Freundin von Infinus-Chef Biehl betreibt.

Laut Anklage soll Kison unter anderem für eine positive Berichterstattung über Infinus in der Fachpresse gesorgt haben, gegen Bares versteht sich, sie sieht seine Rolle als „Mann fürs Grobe“, der jedoch „wenig Machtfülle“ gehabt habe. Mit Infinus-Gründer Biehl stand er auf vertrautem Fuß, angeblich stand Kison bei der Firmengruppe mit 300.000 Euro in der Kreide. Er hielt sich jedoch sehr selten in Dresden auf. Die Staatsanwaltschaft zog bei ihm 2,8 Millionen Euro ein und fordert vier Jahre und zehn Monate. Der Vorsitzende Richter hatte fünf Jahre angedeutet. Seine Verteidiger verlangen Freispruch.