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Zweites Wasserfass fast ausgetrunken

Jetzt ist auch noch Ebbe im Großen Galgenteich in Altenberg. Was bedeutet das für die Versorgung mit Trinkwasser?

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Von Mandy Schaks

Altenberg. Nachdem die Talsperre Lehnmühle so leer wie selten ist, macht sich der Dürre-Sommer nun auch im zweiten großen Wasserfass im Osterzgebirge bemerkbar. Der Große Galgenteich in Altenberg ist kaum noch mit Wasser gefüllt, die kleine Insel liegt zu Teilen schon fast auf dem Trockenen. Daran konnten auch die Niederschläge der vergangenen Tage nicht viel ändern.

Die kleine Insel, die sonst vom Wasser umspült ist, liegt beinahe auf dem Trockenen.
Die kleine Insel, die sonst vom Wasser umspült ist, liegt beinahe auf dem Trockenen. © Egbert Kamprath

Während der deutlich größere Stausee an der Lehnmühle über Monate eine Million Kubikmeter Wasser um die andere verlor, um die Schwester, die Talsperre Klingenberg, für die Trinkwasserversorgung zu füllen, ging es in Altenberg ratzfatz. Die Osterzgebirgler konnten in den vergangenen Tagen zusehen, wie das Wasser verschwand. Am späten Dienstagnachmittag lag der Füllstand gerade mal noch bei etwa 28 Prozent, sagt Britta Andreas von der Landestalsperrenverwaltung (LTV), die auch dieses Gewässer wie die Talsperren in der Weißeritz-Region bewirtschaftet. Damit liegt der Große Galgenteich vom Wasserspiegel her sehr niedrig, aber immerhin noch etwas höher als die Lehnmühle, die diese Woche noch reichlich drei Millionen Kubikmeter Wasser führte. Das entspricht 20,4 Prozent des Stauziels. Der Grund aber ist derselbe.

Hier ist nichts kaputtgegangen und läuft vielleicht etwas weg. Die Landestalsperrenverwaltung reagierte nur – wie schon in der Lehnmühle – auf die Folgen der Trockenheit. Damit im öffentlichen Trinkwassernetz weiterhin stabil das Nass aus dem Hahn läuft und auch in guter Qualität, wurde ein großer Schwall in den nachgelagerten Speicher abgegeben. Denn der Große Galgenteich fungiert wie die Lehnmühle als Vorsperre und wird im Verbund mit dem Speicher als System bewirtschaftet. Dabei wird das Wasser aus dem Großen Galgenteich in den Speicher übergeleitet, der das Wasserwerk in Altenberg mit Rohwasser für die Trinkwasseraufbereitung versorgt, erläutert LTV-Sprecherin Britta Andreas. „Da zurzeit kaum Wasser in Form von Regen in den Großen Galgenteich nachfließt, sinkt der Stauspiegel im Großen Galgenteich.“ Er ist deshalb nur noch zu gut einem Viertel voll. Dafür hat der größere Speicher noch 95 Prozent der üblichen Wassermenge. Das bedeutet, dass das gesamte Speichersystem laut Landestalsperrenverwaltung immer noch zu 70 Prozent gefüllt ist.

Das auszubalancieren und die Rohwasserqualität für die Trinkwasseraufbereitung zu sichern, ist in der Altenberger Stauanlage besonders anspruchsvoll. Da das Einzugsgebiet vom Speichersystem im Wesentlichen forstwirtschaftlich und touristisch genutzt wird, erfordere dessen Überwachung bzw. die Bewirtschaftung der Talsperre hohe Anstrengungen, sagt Britta Andreas. „Der Speicher Altenberg ist ein relativ flaches Staugewässer.“ Das System müsse daher sehr sensibel gesteuert werden. Um die bestmögliche Wasserqualität an das Wasserwerk liefern zu können, werde bei der Bewirtschaftung angestrebt, dass der Speicher größtmöglich gefüllt ist. Schwankungen des Stauspiegels beschränkten sich daher vorwiegend auf den Großen Galgenteich.

Um die Wasserqualität zu verbessern, werde das Tiefenwasser im Speicher durch ein technisches Verfahren mit Sauerstoff angereichert. Außerdem könne das Rohwasser, das an das Wasserwerk abgegeben wird, je nach Beschaffenheit aus drei verschiedenen Höhenhorizonten entnommen werden.

Obwohl der Große Galgenteich zurzeit sehr leer aussieht, muss sich trotzdem niemand um die Trinkwasserversorgung aus dem öffentlichen Netz Sorgen machen. Selbst wenn es keine oder nur eine schwache Schneeschmelze gibt, halten die Vorräte im oberen Osterzgebirge noch eine ganze Weile. Im Großen Galgenteich und im Speicher stehen nach Angaben der Landestalsperrenverwaltung zurzeit immer noch etwa eine Million Kubikmeter Rohwasser zur Verfügung. „Damit kann die Rohwasserlieferung an das Wasserwerk Altenberg rechnerisch für rund zwei Jahre gewährleistet werden“, sagt Britta Andreas. Angenommen, es fließen im Mittel 100 Liter Wasser pro Sekunde zu, würde es etwa 45 Tage dauern, bis der Große Galgenteich den normalen Betriebsstau wieder erreicht hätte.

Zuletzt herrschte 2014/2015 ziemliche Leere im Großen Galgenteich. Grund waren damals Bauarbeiten. Es gab wegen Regenmangel aber auch schon mal 2003 Niedrigwasser.