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Zweites Leben für den St. Pauli-Friedhof

Die Anlage hat mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Nun sollen Lösungen dafür gefunden werden.

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© Christian Juppe

Von Alma Uhlmann

Ein Teil der Dresdner geht nur am Totensonntag auf den Friedhof. Dort wird es immer einsamer. Denn viele entscheiden sich mittlerweile für alternative Bestattungsangebote wie etwa im Gemeinschaftsgrab oder im Friedwald. Oder sie geben Gräber gänzlich auf. Von den 58 Friedhöfen im Dresdner Stadtgebiet stecken viele in finanziellen Schwierigkeiten. Am St. Pauli-Friedhof wird das besonders deutlich.

Das Grab-Areal zwischen Hechtstraße und Stauffenbergallee ist mit einer Größe von elf Hektar eines der weitläufigsten der Stadt. Seit 2016 ist der Friedhof beschränkt geschlossen. Das bedeutet, dass nur noch Angehörige der dort bereits Bestatteten auf dem Friedhof begraben werden können. Grund dafür sind finanzielle Engpässe, die durch den drastischen Rückgang klassischer Sargbestattungen entstanden. Nur rund elf Prozent der Verstorbenen finden auf diese Art ihre letzte Ruhe. Stark angestiegen hingegen ist die Zahl der kostengünstigeren Urnenbeisetzungen, die bereits rund 20 Prozent der Bestattungen ausmachen.

Weil die Schließung des St. Pauli-Friedhofs bislang nur begrenzt ist, wird es noch über die nächsten 25 Jahre Begräbnisse auf dem Gelände geben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt allerdings muss eine neue Nutzung für das Areal gefunden werden. Das gestaltet sich schwierig, berichtet Mira Körlin, Sprecherin der Evangelischen Kirche Dresden, die den Friedhof betreibt. Die Aktivitäten auf dem Gelände können nicht einfach eingestellt werden. Zu viele gesetzliche Vorschriften gibt es zu Baumbestand, Wegerecht und Unfallhaftung. Außerdem befinden sich eine Kriegsgräberstätte und eine Kindergrabanlage auf dem Gelände, die unbedingt erhalten werden sollen. Dass der gesamte Friedhof unter Denkmalschutz steht, macht die Suche nach realisierbaren Ideen nicht einfacher.

Mira Körlin weiß um die Herausforderungen dieses Projekts. „Es gibt viele verschiedene Ideen, aber die Finanzierung ist schwierig.“ Auch Holger Hase, Vorsitzender des Vereins Denk Mal Fort, bestätigt: „Das Friedhofswesen steht weit unten auf der kommunalen Agenda. Es ist mühsam, eine Lobby für Friedhofsprojekte zu finden.“

Trotzdem wird mit verschiedenen Szenarien gespielt: Eine Möglichkeit ist, den Friedhof mit seinen Schätzen für Touristen attraktiver zu machen. Als Beispiel für ein ähnliches Projekt auf dem Friedhof führt Mira Körlin das Museum für Sepulkralkultur in Kassel an. Das beschäftigt sich umfassend mit dem Thema Tod. Der Platz dafür wäre in dem denkmalgeschützten Jugendstilhaus auf dem Gelände vorhanden. Eine andere Idee ist, das weitläufige Terrain des Friedhofs mit dem im Südosten angrenzenden Hechtpark zu verbinden. Doch das wirft die Frage auf, wie man den Freizeitcharakter des Parks mit der andächtigen Atmosphäre des Friedhofs und den zahlreichen geschützten Denkmälern auf dem Gelände in Einklang bringen kann.

Dresdner Bürger können sich beteiligen und ihre Ideen einbringen. Dafür wird am 24. Juni eine abendliche Veranstaltung auf dem St. Pauli-Friedhof stattfinden. Mit Lesungen, Filmen, Führungen und Gesprächen soll der kulturelle Schatz des St. Pauli-Friedhofs besser hervorgehoben werden. An verschiedenen Stationen soll der Friedhof künstlerisch und literarisch in Szene gesetzt werden. Damit könnte er wieder mehr Besucher anlocken.

Die Veranstaltung zum Johannistag findet am 24, Juni von 18-21 Uhr auf dem St. Pauli-Friedhof statt.