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Zweites Gymnasium – eine aberwitzige Idee

Statt Hirngespinsten fordert eine Lehrerin, dass die Weinbergschule saniert und das Franziskaneum ordentlich ausgestattet wird.

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© Symbolbild/dpa

Meißen. Die Artikel in der SZ zu den Bestrebungen des Meißner Oberbürgermeisters Olaf Raschke, die Einrichtung eines zweiten Gymnasiums als Vehikel für seine Wiederwahl am 9. September zu benutzen, stoßen bei Birgit Lorenz, Lehrerin am Franziskaneum und ehemalige Stadträtin, auf entschiedenen Widerspruch.

„Seit Jahren wartet mein Gymnasium, das Franziskaneum Meißen, auf die Sanierung der ehemaligen Weinbergschule, auf ausreichend Lernzubehör und Technik, auf eine angemessene Turnhalle, auf Ausstattung mit modernen Medien – alles an anderen Gymnasien längst Standard.“ Dafür habe der Schulträger, die Stadt Meißen, kein Geld. „Nun setzt man sich nicht etwa mit der Schulleitung des Franziskaneums und Menschen zusammen, die Bescheid wissen, wie moderne Schule funktioniert. Nein, im stillen Kämmerlein im Rathaus wird getuschelt und plötzlich taucht diese aberwitzige Idee auf: Man könnte ein zweites Gymnasium bauen und damit eine neue Investruine in Meißen schaffen.“

Natürlich werde es noch einige Jahre geburtenstarke Jahrgänge geben, doch, wenn das neue Gymnasium gebaut sei, werden die Zahlen schon wieder sinken, „Schlimm ist hierbei nicht nur die Verschwendung von Steuergeldern, schlimm ist vor allem, dass eine weit über die Stadtgrenzen von Meißen anerkannte Schule schrittweise beschnitten werden soll. Es sind nämlich die Inhalte des Franziskaneums, die zählen!“

Birgit Lorenz führt einige davon auf. So ist das Franziskaneum gerade Konsultationsschule zur Begabtenförderung geworden. „Das ist ein Zertifikat, das bundesweit eine Größe darstellt und das nur wenige Schulen erhalten.“ Die Schüler am Franziskaneum können aus einem umfangreichen Kurssystem wählen. So biete es als eine der wenigen Schulen einen Chemie-Leistungskurs und als einzige Schule neben dem Landesgymnasium St. Afra und der Sprachschule Romain Rolland in Dresden einen Französisch-Leistungskurs an.

Zudem ist das Franziskaneum eine Ganztagsschule. Die Angebote umfassen sämtliche Bereiche des sportlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Spektrums. „Unsere Schüler belegen erste Plätze in Wettbewerben auf allen Gebieten und haben stets beste Abiturergebnisse – dieses Jahr erreichten unsere Abiturienten sechs mal die Bestnote 1,0!“ All dies sei nur möglich, so Birgit Lorenz, bei einer guten Mehrzügigkeit von mindestens vier Klassen pro Jahrgang. Bleiben diese erhalten, wenn ein neues dreizügiges Gymnasium an anderer Stelle errichtet wird? Werden auf lange Zeit sieben Gymnasialklassen pro Jahrgang in Meißen gebraucht, fragt die Lehrerin.

Birgit Lorenz appelliert an die Stadträte, die am kommenden Mittwoch eine Grundsatzentscheidung zum Thema fällen sollen: „Erweitern Sie den Schulstandort Franziskaneum! Ein Anbau kostet wahrscheinlich weniger und ist früher beendet.“ (SZ)