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Zwei Männer, ein Traum

Seit einem Jahr dürfen gleichgeschlechtliche Paare heiraten. In Görlitz und in Löbau nutzten das schon einige. Ein Paar erzählt.

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© privat

Von Romy Altmann-Kühr

So gehört sich das für eine Hochzeit! Der Tag hätte nicht schöner sein können, sagt Andreas Hess. Im Mai dieses Jahres hat der gebürtige Löbauer seinem Mann Alex, einem Amerikaner, hier das Ja-Wort gegeben. Dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten, ist seit einem Jahr offiziell möglich. Am 1. Oktober 2017 trat das entsprechende Gesetz in Kraft. In Löbau haben das in der Zwischenzeit zwei Paare genutzt, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. In Görlitz beglaubigte das Standesamt bei 17 – überwiegend männlichen – Paaren das Ja-Wort. Wie das Görlitzer Rathaus mitteilt, liegen im Moment aber keine Anmeldungen vor.

Andreas Hess und sein Ehemann waren eines der Löbauer Paare. Hess ist immer noch begeistert, wie unkompliziert alles abgelaufen ist. Da sein Ehemann US-Amerikaner ist, mussten alle seine Dokumente aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt werden. Das dauerte einige Zeit. Viel schwerer sei es aber gewesen, einen passenden Termin beim Löbauer Standesamt zu finden. „Das war uns vorher nicht klar, dass es so schwierig werden würde.“ Es wurde dann der 25. Mai.

Löbau als Heirats-Ort stand für das Paar schnell fest. „Da ich in Löbau geboren bin, waren mein Mann und ich uns sofort einig, auch da zu heiraten“, erzählt Andreas Hess. Eine zweite Feierlichkeit für den amerikanischen Teil der Familie wird es später noch in Las Vegas geben. Die Entscheidung für Löbau haben die beiden Frischvermählten nicht bereut. Dass zwei Männer heiraten wollen, darauf habe man im Löbauer Rathaus überhaupt nicht „komisch“ reagiert. „Unsere Standesbeamtin war sehr hilfsbereit, immer aufgeschlossen und freundlich“, erzählt Andreas Hess. Alle Kollegen im Löbauer Rathaus, mit denen er Kontakt hatte, hätten auf den Heiratswunsch positiv reagiert. „Davon waren wir beide überaus positiv überrascht.“ Beide hätten sich sehr gut aufgehoben gefühlt. Auch der „Papierkram“ im Vorfeld ließ sich über die Entfernung unkompliziert regeln, erzählt Andreas Hess. Denn beide lebten zu dem Zeitpunkt nicht in Löbau. Vieles konnte per E-Mail geklärt werden. „Das war für uns sehr schnell und bequem.“

Von der Zeremonie im historischen Löbauer Trauzimmer im Rathaus am Altmarkt schwärmt der junge Mann regelrecht. „Eine tolle Kulisse“, so Hess. „Und da mein Mann großer Richard-Wagner-Fan ist, war die musikalische Untermalung entsprechend.“ Und zum Schluss, zum Gratulieren, gab’s Helene Fischer mit „Achterbahn“. Überwiegend positive Reaktionen gab es auch von Passanten. Denn eine Hochzeit im Löbauer Rathaus bleibt kaum unbemerkt. Das geschmückte Hochzeitsauto und die festliche Gesellschaft sowie das Hochzeitspaar auf dem Altmarkt sorgen meist dafür, dass auch Fremde stehen bleiben, schauen und das Paar beglückwünschen. So war es auch bei Andreas und Alexander Hess. „Manche haben erst verwundert geschaut, blieben dann stehen und freuten sich sichtlich mit uns.“ Andreas Hess erinnert sich aber auch an eine Frau, die ihren Unmut kundgetan hat. Das sei aber die Ausnahme gewesen.

Alexander zog nun aus beruflichen Gründen im Sommer nach Washington. Andreas Hess will bald hinterherziehen. „Mein Einwanderungsantrag befindet sich in den letzten Zügen.“ Die Zeit bis zur Ausreise verbringt der junge Mann nun bei seiner Mutter und den Geschwistern in der Nähe von Löbau, nutzt die Zeit mit der Familie. In den letzten 13 Jahren hat er in den alten Bundesländern gelebt und gearbeitet. Nach seinem Studium als Gesundheitsökonom arbeitete er in Berlin, München, Erlangen, Würzburg. Zuletzt war er Geschäftsstellenleiter bei einer Betriebskrankenkasse in Würzburg. In der bayrischen Stadt traf er auch das erste Mal seinen Mann. Der US-Amerikaner Alexander, der aus der Nähe von Chicago stammt, war bisher Militärstaatsanwalt bei der US-Army in Ansbach. Er hatte seine Heimat bereits mit 25 Jahren verlassen, nachdem er dort Rechtswissenschaften studiert hatte. Seitdem war er in verschiedenen Ländern, wie Südkorea und Deutschland, tätig.

Kennengelernt hat der gebürtige Löbauer seinen Zukünftigen über die modernen Medien. „Gerne würde ich erzählen, dass wir uns im Supermarkt kennengelernt haben“, lacht Andreas Hess. „Allerdings haben wir uns ganz zeitgemäß übers Internet gefunden.“ Im Sommer 2017 verabredeten sie sich zum ersten Mal in Würzburg.

Nach dem gelungenen Ehe-Start in der alten Löbauer Heimat wird das Ehepaar Hess nun künftig in den Vereinigten Staaten leben.