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Zwei gehängte Diebe und ein verhextes Mädchen

Der Löbauer Autor Arnd Krenz hat Oberlausitzer Geschichten geschrieben und einen Verlag in Großschweidnitz angeregt.

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© Wolfgang Wittchen

Von Silvia Stengel

Löbau. Was es für Sprichwörter gibt! „In Bautzen hängt man die Diebe zweimal.“ Der Löbauer Autor Arnd Krenz hat es ausgegraben und eine Geschichte darüber geschrieben. Die geht auf das Jahr 1558 zurück. Ein Student spielt einem Schuster einen Streich und nimmt dafür zwei vor fast zwei Jahren gehängte Verbrecher vom Galgen. Danach muss der Student die Stadt verlassen und die Gehenkten werden erneut gehängt. Solche Geschichten findet Arnd Krenz in Archiven und Bibliotheken in Bautzen, Löbau oder Zittau und schreibt sie neu auf. Jetzt sind sie in einem Buch erschienen und dafür hat Hans-Henner Niese aus Großschweidnitz sogar einen Verlag gegründet.

„Das behexte Lenchen“ heißt der Band mit Begebenheiten und Sagen aus der gesamten Oberlausitz. Das Lenchen hat Krenz in der Christian-Weise-Bibliothek in Zittau entdeckt. Angeblich war sie verhext, aber wahrscheinlich hatte sie epileptische Anfälle, sagt der Autor. Er schreibt auch über den Böhmischen Wenzel. „Die Geschichten haben vor 100 Jahren mal in der Zeitung gestanden“, sagt er, die vom Wenzel in der Zeitschrift „Heimatklänge“. Im Buch findet sich außerdem „Der Irre von Elstra“, der basiert auf Akten. Genauso die Geschichte „Von zweien, die auszogen, die Oberlausitz zu retten“, die liegt mehr als 200 Jahre zurück. Zwei Oberlausitzer Adelige reisten zum Wiener Kongress und wollten die Teilung der Oberlausitz verhindern, erklärt der Autor. „Doch da war nichts zu machen. Sie sind umsonst hingefahren.“

Arnd Krenz hat sich schon immer für Geschichte interessiert: „Ich weiß auch nicht, woher das kommt.“ Er ist auch Stadtführer in Löbau. Und er schreibt für die Werbeagentur Media-Light, die am 1. April vor 27 Jahren gegründet wurde. Seit 1997 gibt sie Druckerzeugnisse heraus, berichtet der Inhaber Hans-Henner Niese. Es begann mit dem Stadtjournal für Löbau, später kam „alles Mögliche“ hinzu: Touristik-Broschüren, Mieterzeitungen, Bürger-Info-Broschüren, Seniorenratgeber. Die Agentur hat in Löbau angefangen und nun ihren Sitz in Großschweidnitz, wo der Chef auch wohnt. Den Verlag, den er gerade gegründet hat, nennt er „Litte“, angelehnt an das Littwasser, das durch den Ort fließt. Einheimische nennen sie „die Litte“, sagt er.

Es ist bereits das zweite Buch von Arnd Krenz. Er hat auch schon Geschichten über Löbau geschrieben. Die sind zuerst in Einzelheften erschienen. „Die haben die Leute gern gelesen“, berichtet er. So folgte der nächste Schritt: „Wir bringen sie einfach mal als Buch heraus.“ Mit beiden Exemplaren und Broschüren fährt Hans-Henner Niese jetzt auf die Buchmesse in Leipzig. Der Autor stellt sein „Lenchen“ derweil auf einer Lesereise durch die Oberlausitz vor.

Ein neues Buch hat er auch schon angefangen. Arnd Krenz schreibt gerade die erste Geschichte. „Schöngretchen hinterm Berge“: „eine sehr traurige Geschichte“, sagt er, „da werden die Leute weinen.“ Auch Schöngretchen stammt aus Zittau. Der Autor verfasst seine Texte am Computer. Jedes Buch wird zwei-, dreimal gelesen, beteuert der Firmeninhaber. Seine Agentur hat sechs Mitarbeiter, drei im Innen- und drei im Außendienst. „Einen reinen Profi-Lektor haben wir nicht“, sagt er, „das können wir uns nicht leisten.“ Aber wenn Arnd Krenz 10 000 Bücher verkauft, dann wäre das was anderes. Beide lachen. Es können sich gern weitere Autoren melden, vorrangig für Belletristik. Es gibt aber auch schon eine Anfrage für ein Backbuch und Überlegungen, das auch filmisch mit einer Firma zusammen umzusetzen.

Mit Filmen und Fotos will auch Arnd Krenz arbeiten, wenn er an diesem Freitag sein Buch in der Bibliothek in der Bautzener Schloßstraße vorstellt. Seine Geschichten sind gut dafür geeignet, das Interesse an Geschichte zu wecken, meint er. Sie sind leicht lesbar und verständlich. Manch einer forscht dann vielleicht noch weiter: Wie war das damals mit dem Wiener Kongress und der Teilung der Oberlausitz? Wie ist man mit Hexen umgegangen? Und was ist wirklich passiert im Zittauer Gebirge? Dazu gibt es die Geschichte: „Eine schauerliche Nacht auf der Lausche“.

Lesungen in der Oberlausitz: 16.3., 15 Uhr, Bibliothek Bautzen, 26.3., 19 Uhr, Bibliothek Zittau, 18.5., 18 Uhr, Bibliothek Löbau; 4.9., 15 Uhr, Bibliothek Görlitz

www.media-light-loebau.de