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Zwei Botschafter in Himmelblau

Der Löbauer Sven Bachmann lebt in Bayern. Mit seinem Trabi-Beifahrer macht er jetzt Werbung für seine Heimat.

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© privat

Von Markus van Appeldorn

Sven Bachmann und sein Auto gehen im Partnerlook. „Gletscherblau“ strahlt der Trabant 601 in der bayerischen Sonne. Und mit seinem gleichfarbigen T-Shirt setzt Sven Bachmann ein Statement dazu: „Keine Rückrufaktion seit 1964“ steht darauf. Sven Bachmann ist Jahrgang 1983. Als er sechs Jahre alt war, wandelte sich innerhalb kurzer Zeit das Straßenbild seiner Heimatstadt Löbau. Immer mehr Trabis in ihren blassen DDR-Farben mit verheißungsvollen Bezeichnungen wie „Champagnerbeige“ oder „Caprigrün“ wichen glänzenden Blechkarossen vom Typ VW Golf & Co. 1989 war das. Etwa zur gleichen Zeit lief in Zwickau der gletscherblaue Trabi vom Band, der viele Jahre später zu Sven Bachmanns Heimatbotschafter werden sollte.

Jetzt mit einem besonderen Souvenir, dem Löbauer Plüsch-Maskottchen.
Jetzt mit einem besonderen Souvenir, dem Löbauer Plüsch-Maskottchen. © Rafael Sampedro

„Ich will zeigen, wo ich meine Wurzeln habe. Heimatverbundenheit ist mir wichtig“, sagt Sven Bachmann. Schon seit 2000 lebt der 34-Jährige in Bayern, seit 2010 in der Mittelalter-Perle Rothenburg ob der Tauber. Der Kfz- und Landmaschinen-Mechaniker repariert und wartet Baumaschinen in einem Steinbruch. Allein ein Rad von einem der gewaltigen Radlader bringt mehr auf die Waage als Bachmanns Trabi. Woher er kommt, zeigt er den Kollegen schon immer , wenn er aufs Betriebsgelände geknattert kommt: „Im Sommer fahre ich oft die 30 Kilometer zur Arbeit“, sagt er. Von April bis Ende Oktober war der Trabi angemeldet. Immerhin 4 000 Kilometer hat Bachmann in dieser Saison mit dem Zweitakter zurückgelegt.

„Ich werde oft auf mein Auto angesprochen“, sagt er. Und manche würden sich auch die Nase zuhalten. „Und dann steigen sie in ihren Turbodiesel“, sagt Sven Bachmann, der das Thema Trabi und Abgase eh sehr lässig betrachtet: „Der Trabi hat wenigstens keinen Feinstaub. Da sieht man, was rauskommt.“ Erst 2016 hat Sven Bachmann den 89er Trabi bekommen. Von einer Nachbarin seiner Oma in Löbau. „Der Mann ist gestorben und die Frau hatte keinen Führerschein“, erzählt er. Und so kam es, dass Bachmann seinen Ostalgie-Fuhrpark erweiterte. Zur Simson S 51 gesellte sich der Trabant.

Er hat ihn zwar nach Mittelfranken überführt. Doch die 500 Kilometer lange Tour zurück nach Löbau will er seinem Gefährten einstweilen nicht zumuten. Schon die Tour zu einem Ostauto-Treffen im 120 Kilometer von Rothenburg entfernten Technikmuseum Sinsheim sei ein Wagnis gewesen. „Wenn man mit dem Trabi auf der Autobahn liegenbleibt, muss man sehen, wie man weiterkommt.“ Modernen Pannendiensten traut Bachmann nicht das Fachwissen zu, den Trabant auf die Schnelle wieder flott zu machen. Er fürchtet gar, dass Pannenhelfer das Fahrzeug nicht in eine Werkstatt, sondern zum nächsten Schrottplatz abschleppen würden. „Ich habe schon öfter solche Geschichten von Trabifahrern gehört“, sagt er. Dabei steht sein Trabant gut und gepflegt da. Auch wenn es einiges dran zu machen gebe. „Bis er 30 Jahre alt ist und eine Oldtimerzulassung bekommen kann, will ich ihn rundum restauriert haben.“

So traute sich Sven Bachmann auch nicht, zum Tag der Sachsen mit dem Trabi nach Löbau zu kommen. Aber er hat seinem Gefährten etwas mitgebracht. Einen Beifahrer. Der macht Bachmann und seinen Trabi jetzt wirklich unübersehbar zu Botschaftern von Löbau. „Gussi“ heißt der Beifahrer, der auf der Ablage hinter der Windschutzscheibe Platz genommen hat. Die Stadt Löbau hatte die Plüsch-Version des Gusseisernen Turms anlässlich des Tags der Sachsen als Souvenir aufgelegt.

Beim Tag der Sachsen kaufte sich Bachmann in der Touristeninformation im Rathaus gleich zwei der Plüsch-Kameraden. „Einen fürs Auto und einen für die Schrankwand“, erklärt er, weil er die Heimat nicht nur im Herzen, sondern auch im Wohnzimmer haben möchte.

Der Stadt Löbau hat er ein Foto von seinem Trabi mit dem Plüsch-Beifahrer geschickt. Die hat sich gefreut und das Bild auf ihrer Facebook-Seite geteilt. Wenn er jetzt mit seinem Trabant unterwegs ist, erkennt man Bachmann von vorne und von hinten als Löbauer. Denn in der Heckscheibe fährt er schon länger Heimatwerbung spazieren. „Da habe ich einen großen Aufkleber der Löbauer Bergquell-Brauerei“, sagt er. Das heimische Bier sei in Franken allerdings kaum aufzutreiben. Aber vielleicht findet schon bald wieder eine Kiste Bergquell den Weg in den Kofferraum des Trabis von Sven Bachmann. „Im nächsten Jahr habe ich vor, mit dem Wagen nach Löbau zu kommen.“