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Zurück zu den Wurzeln

Bettina Hennig lebte in den großen Metropolen. Nun ist die Löbauerin zurück – und mischt bei „Löbau lebt“ mit.

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© Matthias Weber

Von Constanze Junghanß

Das kleine, alte Kiosk-Häuschen steht symbolisch für den Verein „Löbau lebt“. Denn das winzige, aber markante Gebäude in der Innenstadt zu sanieren und wieder zu beleben, ist eine der Aufgaben, die sich die Initiatoren gestellt haben. Ein anderes Ziel: Vereine der Stadt besser vernetzen, damit in Löbau noch mehr los ist. Dabei wird künftig Bettina Hennig helfen. Sie ist die neue Vereinsmanagerin bei „Löbau lebt“.

Bis vor zwei Jahren hat Bettina Hennig Hauptstadtluft geschnuppert. Berlin war die Heimat der 43-Jährigen. Zuvor arbeitete die gebürtige Löbauerin in London. „Im Marketingbereich in einer kleinen Werbeagentur“, wie sie erzählt. Die Region verlassen hat sie zuerst als junge Frau zum Studium. Dresden war Anlaufpunkt, um Englisch und Geschichte auf Lehramt zu studieren. „Nach einer Weile merkte ich, dass das noch nicht mein richtiger Weg war“, erzählt Bettina Hennig. Bereits in Dresden kam die Neuausrichtung für das Berufsleben. Ein kreatives Umfeld sollte es sein und deshalb eine Werbeagentur. Von dort aus ging es dann nach Großbritannien und später eben in die Hauptstadt, die ihr im Vergleich zu London „schon fast ein bisschen provinziell“ vorkam. Und nun also der Weg zurück von der Großstadt aufs Land. Wieder in die Provinz. Statt der bunt-lauten Glitzerwelt nun beschauliche und ruhige Landidylle. In Obercunnersdorf lebt sie mit Mann und Kind. Ein Häuschen hat die Familie gekauft – schon in der Zeit, als Frau Hennig noch in Berlin arbeitete. Warum dieser Schritt? „Um den Draht in die Heimat nicht zu verlieren“, sagt sie. Denn die Eltern leben in Löbau – der Kontakt bestand natürlich über die ganzen Jahre weiter fort, inklusive Besuche der Heimatstadt. „Ich bin ja hier aufgewachsen. Insofern habe ich auch hier meine Wurzeln.“ Keine andere Region habe zudem diesen besonderen Charme wie die Oberlausitz. Sogar einen Lieblingsort hat Bettina Hennig hier: die Kottmarsdorfer Mühle mit ihrem tollen Ausblick.

Nach den vielen Jahren Großstadt mit Millionenmetropolen genießt Bettina Hennig nun die Überschaubarkeit des Dorflebens. „Mit dem Abschied in die Babypause habe ich gleichzeitig der Großstadt den Rücken gekehrt“, sagt sie. Ihr Kind besucht nun den örtlichen Kindergarten in Obercunnersdorf. Das Leben auf dem Land habe einige Vorteile, stellt die Ex-Großstädterin fest. „In der Zeit, wo wir noch gependelt sind, bauten wir ein stabiles Netzwerk mit Leuten auf, die ähnliche Interessen haben wie wir“, erzählt sie. Dazu gehörten unter anderem die Freude am Sanieren alter Bausubstanz, Interesse an Nachhaltigkeit bei Produkten oder der Einkauf bei Direktvermarktern, wo man weiß, wie die Lebensmittel produziert werden. In der hiesigen Region seien solche Dinge gut miteinander verknüpfbar. Und verknüpft wurden nun auch die gesammelten Berufs- und Lebenserfahrungen für den neuen Job, den Bettina Hennig hat: Sie ist seit Monatsanfang die Vereinsmanagerin von „Löbau lebt“. Mit Fördermitteln wird diese Stelle finanziert. „Eigentlich kannte ich die Aktionen des Vereins vorher nur über Facebook, fand es gut, was die Leute da für die Stadt auf die Beine stellten“, erzählt sie. Ursprünglich wollte sie sich für den beruflichen Wiedereinstieg noch etwas Zeit lassen. Stellenanzeigen durchforstete die junge Mutter trotzdem. Und stieß dabei auf die Veröffentlichung eines Oberlausitzer Jobportals, wo die Stelle zum Vereinsmanager ausgeschrieben worden war.

Ziemlich spontan bewarb sich Bettina Hennig. Dass es geklappt hat, freut die gebürtige Löbauerin sehr. Zumal die neue Arbeit familienfreundlich sei. Ein Punkt, den sich so manche berufstätige Mutter wünscht, um Kind(er) und Job gut unter einen Hut zu bekommen. „Die Arbeitszeiten sind flexibel und ich kann einen Teil von zu Hause aus erledigen“, sagt sie.

Als Vereinsmanagerin will sie verschiedene Vereine in Löbau besuchen und Gespräche führen, um Kontaktpartnerin für die Ehrenamtlichen zu sein. Sie möchte helfen, wenn es um Fragen der Vernetzung oder die Herstellung von Vereinsprospekten geht. Eine Internetseite soll aufgebaut werden, wo die Informationen der Vereine dann gebündelt sind – vom Ansprechpartner bis zu den Veranstaltungen. „Immer vor dem Hintergrund, die Löbauer auf dem Laufenden zu halten“, sagt sie. Dazu sollen auch Social-Media-Kanäle wie Facebook genutzt werden. „Neben den touristischen Möglichkeiten sollte Löbau an seinem Stellenwert als attraktives, kulturelles und sportliches Zentrum arbeiten. Vereine spielen dabei natürlich eine nicht unwesentliche Rolle“, so Bettina Hennig. Ziel sei, die Besucherzahlen bei Veranstaltungen der Vereine zu erhöhen.

Auch die Stadt Löbau beispielsweise nutzt seit geraumer Zeit verstärkt Plattformen wie Facebook, um über Neuigkeiten und verschiedene Veranstaltungen zu informieren. Auf der Internetseite von Löbau sind etwa 120 Vereine zu finden, in denen sich die Einwohner engagieren.