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Zurück in die Freiheit

Der Riesaer Tierpark plant eine Voliere, um Greifvögel auszuwildern – und bekommt jetzt von ungewöhnlicher Seite Unterstützung.

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© Sebastian Schultz

Riesa. Wer exotische Vögel züchtet, hat nur Wellensittiche und Kanarienvögel im Blick? Ein Klischee, das die Mitglieder des Ziergeflügel- und Exotenzüchtervereins „John Gould“ Zeithain 1973 jetzt eindrucksvoll widerlegt haben. Der Verein unterstützt den Riesaer Tierpark mit einer Spende bei der Auswilderung von Greifvögeln. „Aus der Zeitung hatten wir erfahren, dass der Tierpark eine Auswilderungsvoliere bauen will“, erklärt Horst Piduhn. Der 80-Jährige hat den Verein 27 Jahre lang geleitet und ist mittlerweile Ehrenvorsitzender. Nachdem sie vom Vorhaben des Tierparks erfahren hatten, legten einige der 25 Vereinsmitglieder zusammen – und übergaben in dieser Woche einen Scheck über insgesamt 350 Euro.

Sehr zur Freude von Tierpark-Chef Gerhard Herrmann, denn trotz einer Fördermittelzusage der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt über 15 000 Euro fehlen noch etwa 1 000 Euro, schätzt der Tierpark-Leiter.

Die Voliere soll jungen Greifvögeln zugutekommen, die aus dem Nest gefallen sind und dann vom Tierpark aufgepäppelt werden. Der Käfig bietet den Tieren einen geschützten Rückzugsraum, kann aber geöffnet werden, sodass sich die Vögel Schritt für Schritt an die Freiheit gewöhnen und das Jagen erlernen können, während die Tierpark-Mitarbeiter sie parallel noch eine Zeit lang versorgen. Damit steigen die Überlebenschancen der Vögel, ohne dass sie sich zu sehr an den Menschen gewöhnen. Der Bedarf für eine solche Voliere ist in jedem Fall da: Rund 50 Pfleglinge kamen allein im Jahr 2017 in den Riesaer Tierpark.

Vor allem für Eulen ist die Voliere gedacht. Aber auch andere Greife könnten von der Anlage profitieren, sagt Herrmann. Etwa die Turmfalken, die im Tierpark ausgebrütet wurden. Es sei sehr schwierig, passende Nester zu finden, um die Tiere dazuzusetzen, sagt er – zumal in diesem Jahr gleich wegen der Bauarbeiten am Krankenhaus drei Gelege in den Tierpark kamen.

Voraussichtlich im Herbst soll die Voliere aufgebaut werden. Wo genau, das steht noch nicht ganz fest, sagt Gerhard Herrmann. Das Gebiet sollte etwas abgelegener sein. Ohnehin werde die Voliere aber noch umzäunt.

Die Verbindung zu den Vogelzüchtern aus Zeithain besteht laut Gerhard Herrmann übrigens schon seit gut und gerne 30 Jahren. Der Tierpark beteiligt sich an Vereinsveranstaltungen, die Exotenzüchter laden ihrerseits zu Exkursionen in den Tierpark ein. Und selbstverständlich tauschen die Experten ihre Erfahrungen bei Haltung, Pflege und Zucht aus. „Außerdem haben wir auf unserem Gelände eine Nistkasten-Ausstellung“, erklärt Horst Piduhn. Und als der Verein noch einen Teich zu seinem Gelände zählte, wurden auch dort Wasservögel wieder ausgesetzt, die der Tierpark zuvor gepflegt hatte. Einige Vereinsmitglieder züchten sogar heimische Wildvögel, die dann später ausgewildert werden. „Zeisig und Dompfaff, zum Beispiel“, sagt Piduhn. Selten seien ja mittlerweile fast alle Arten. (SZ/stl)

Kontakt für Spenden: Telefon 03525 732089