Von Peter Anderson
Meißen. Sieh, das Gute liegt so nah. Auktionator Frank Händel erzählt die Geschichte mit Genuss. Einen der Hingucker für seine am Freitag und Sonnabend anstehende Herbstauktion hat er noch nicht einmal fünf Kilometer von Meißen entfernt entdeckt, an der Wand eines unscheinbaren Schuppens. Jetzt liegt das gute Stück in den Räumen des Auktionshauses Efreuna an der Meißner Martinstraße. Ganz offensichtlich handelt es sich um einen Flugzeugpropeller.
Von Kostüm bis Kruzifix
Aber kann das eigentlich sein? Der rund zweieinhalb Meter lange Flügel scheint aus Holz zu bestehen. Deutlich sind mehrere verleimte Schichten zu erkennen. Die an beiden Enden angebrachte Marke „Garuda Feldpropeller“ liefert einen Hinweis auf die Historie des außergewöhnlichen Objekts. Es stammt von dem in Berlin-Neukölln beheimateten Propellerbauer Garuda, dessen Name auf ein göttliches Reittier der hinduistischen Mythologie zurückgeht. Ein Eisernes Kreuz mit dem bekrönten Buchstaben W und der Jahreszahl verweist auf eine Herstellungszeit zwischen 1914 und 1918.
Händel zufolge handelt es sich bei dem Ausnahmestück um einen Flugzeugpropeller für einen Fokker Dreidecker, so wie ihn der als Roter Baron bekannte Jagdflieger Manfred von Richthofen flog. „Die Maschinen damals waren noch nicht so leistungsfähig. Deshalb musste alles besonders leicht sein“, sagt der Efreuna-Chef. Zudem sollte sich der Propeller mit möglichst wenig Aufwand und Kraft im Feld wechseln lassen. Weitere Angaben auf dem Propeller zeigen, dass der leicht verdrehte Flügel für einen bis zu 160 PS starken Umlaufmotor bestimmt war. Angesichts des sehr guten Erhaltungszustandes dürfte für die Rarität vermutlich deutlich über dem Einstiegspreis von 1 200 Euro der Hammer fallen.
Vorsichtig legt Frank Händel den Garuda zurück und nimmt Platz auf einem Sessel, der zu einem Jagdzimmer gehört. Damit verbindet sich die nächste Geschichte. Das aus massivem Holz gearbeitete Jagdzimmer gehört zu den wenigen Überbleibseln aus einer vorangegangenen Auktion und fand dort einen Käufer. Dieser möchte allerdings, dass sein Schmuckstück auch richtig zur Geltung kommt. „Er sucht derzeit noch nach einem passenden Haus, wo das Jagdzimmer hineinpasst“, erzählt Händel. Diese Vorgehensweise habe er bislang auch noch nicht gekannt.
Rund um Jagdsessel und Tisch liegen Bücher, hängen Bilder dicht an dicht, stapelt sich Geschirr. In einer Ecke lehnen edle Teppiche aneinander. Es handelt sich um 20 bis 25 hochwertige Exemplare, die aus dem Nachlass eines Teppichhändlers stammten. „Um solche außergewöhnlichen Objekte zu bekommen, muss man sich kümmern, die werden nicht einfach frei Haus geliefert“, sagt Händel.
Insgesamt 900 Positionen sind in den vergangenen Monaten seit der erfolgreichen Frühjahrsauktion Ende April zusammengekommen. Bei dieser Menge bietet es sich an, die Versteigerung über zwei Tage zu strecken. Der Efreuna-Chef hat sich bewusst entschieden, erneut parallel zum Weinfest den Hammer zu schwingen. Viele Kunden nutzten die Gelegenheit, einen Bummel über das Volksfest mit einem Besuch bei Efreuna auf der Martinstraße zu verbinden. Die ersteigerten Stücke können gern nachgesandt werden, so Händel.
Gerade bei den vielen Schmuckstücken dürfte das oft allerdings gar nicht nötig sein. Vielleicht entscheidet sich ja ein Herr – vom Wein beseelt – seiner Dame, einen Ring zu verehren? Wie wäre es zum Beispiel mit einem Brillantsolitärring in Gelb-und Weißgold: Der Startpreis liegt bei 1 000 Euro. Eine aktuelle Expertise über einen Wert von 4 500 Euro liegt vor.
Vorbesichtigung am Donnerstag, 10 Uhr bis 19 Uhr, Martinstraße 12. Auktion am Freitag ab 14 Uhr und am Sonnabend ab 9 Uhr.