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Zündung im Zigarettenautomaten

Die Polizeistatistik zeigt: 2018 wurden bereits 20 Geräte gesprengt. Die Täter sind in diesem Jahr besonders aktiv.

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© Tino Plunert

Von Christoph Springer

Die Böller kommen in den Ausgabeschacht, die Schutzklappe schließt und die Zündung folgt. Die Explosion ist nicht zu überhören. Sie hat solche Wucht, dass sie den Automaten zerfetzt oder wenigstens so schwer beschädigt, dass sich die Täter danach bedienen können.

Genau das ist in der Nacht zum Montag passiert. Unbekannte zerlegten auf diese Weise einen Zigarettenautomaten, der vor einem Netto-Markt am Leutewitzer Ring stand. Wie viel Geld und Zigaretten die Täter erbeutet haben, ist noch nicht bekannt. Es ist die vorerst letzte Tat in einer Serie, die die Polizei seit Jahren beschäftigt.

Die Tat: Es gibt mehrere Methoden, die Automaten zu knacken

Die Automaten werden aufgesprengt, aufgebohrt oder mit Hebelgewalt aufgebrochen. Bei Sprengungen benutzen die Täter häufig Böller, die illegal eingeführt wurden. Das Landeskriminalamt untersucht die Sprengstoffreste, um Verbindungen zwischen den einzelnen Attacken offenzulegen. Der Schaden an den Automaten ist bei Sprengungen besonders hoch. Er beträgt dann mindestens 3 000 Euro, teilte die Polizei mit.

Das Ziel: Die Täter sind auf Bargeld und Glimmstängel aus

In den Zigarettenautomaten befinden sich wie auch in Spiel- Kaffee-, Getränke- und Parkscheinautomaten speziell gesicherte Geldkassetten. Die Täter haben es auf das Bargeld abgesehen, das darin liegt. Außerdem erbeuten sie zumeist Zigaretten, um sie selbst zu rauchen oder zu verkaufen.

Mehrere leicht beschädigte Schachteln Zigaretten hatte ein 38-jähriger Deutscher aus Dresden bei sich, den die Polizei in der Nacht zum Montag nach einer Auseinandersetzung auf der Kesselsdorfer Straße kontrolliert hat. Er wollte zwei Ungarn ein Handy verkaufen, dabei kam es zu einem Streit, der in einer Schlägerei gipfelte. Die Beamten vermuten, dass die Zigaretten aus dem gesprengten Automaten am Leutewitzer Ring stammen. Sie prüfen nun, wie der 38-Jährige an die Glimmstängel gelangt ist.

Im Februar 2017 fasste die Polizei ebenfalls in Gorbitz zwei 16-jährige Männer und eine 32-jährige Frau, die einen Automaten gesprengt hatten. Alle drei waren deutsche Staatsangehörige. Eine Anwohnerin hatte sie beobachtet. Das Trio hatte Pyrotechnik und Zigaretten bei sich, die aus dem gesprengten Gerät stammten.

Die Tatorte: Immer stehen die Geräte im Freien

Es muss schnell gehen und der Aufwand möglichst gering sein, damit die Täter nicht auffallen. Deshalb vergreifen sich die Kriminellen fast ausschließlich an Zigarettenautomaten, die im Freien stehen. In der Kändlerstraße, einer ruhigen Wohnstraße in Trachenberge, traf es 2016 einen Automatenstandort gleich zweimal. Im Juni sprengten Kriminelle ein Gerät, das an einem Gartenzaun befestigt war. Nachdem die Aufstellerfirma den Automaten ersetzt hatte, kamen die Täter Anfang November wieder und zündeten erneut eine Sprengladung.

Die Zahlen: 2016 war ein besonders schlimmes Jahr

In diesem Jahr haben Kriminelle in Dresden bisher 30 Zigarettenautomaten aufgebrochen. 20 davon wurden aufgesprengt. 2016 waren es insgesamt 81 und 2017 haben sich die Täter an 37 Zigarettenautomaten vergriffen. Bei einer Serie, die im November 2016 begann und bis ins Frühjahr 2017 anhielt, jagten die Kriminellen mehr als 20 Zigarettenautomaten in die Luft.

Hinzu kamen damals drei Parkschein- und zwei Fahrkartenautomaten. Der Gesamtschaden lag bei deutlich über 30 000 Euro.

Die Strafen: Es greifen mehrere Paragraphen aus dem Strafgesetzbuch

Besonders schwer wiegt die Sprengung eines Automaten. Die „Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion“ wird mit mindestens einem Jahr Haft bestraft. Dazu kommen Strafen für den Geld- und Zigarettendiebstahl. Mehrere Fälle, die vor Gericht landeten, zeigen, dass die Täter das Geld oft brauchen, um damit Drogen zu finanzieren. Häufig haben sie bereits einschlägige Vorstrafen, die dann nach dem neuen Urteil zu einer Gesamtstrafe addiert werden.