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Zügig nach Dresden

Die Verkehrsverbünde müssen einige Aufgaben lösen. Ein Konzept liegt schon in der Schublade von Fachleuten.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Döbeln. Viel Zeit benötigen alle, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Döbeln nach Dresden kommen wollen. Zurzeit muss dafür eine Stunde und 47 Minuten eingeplant werden, gleich welche Variante gewählt wird – ob mit dem Zug nach Riesa und dann weiter nach Dresden oder mit dem Bus nach Meißen und weiter mit dem Zug nach Dresden. Das ist einfach zu viel Zeit. Der Meinung ist auch der Roßweiner Torsten Stein. Er arbeitet in Dresden. „Wenn es wieder einen Regionalexpress nach Dresden gibt, werde ich der Erste sein, der eine Dauerfahrkarte kauft“, so Torsten Stein.

Bis zum Jahr 2001 habe es bereits diesen Express gegeben. Das sei ein vernünftiges Angebot gewesen. Dann seien die Züge nur noch aller zwei Stunden gefahren. Berufspendler wie Torsten Stein kostete das zu viel Zeit, sie stiegen wie er ins Auto um. „Was die Bahn zu bieten hatte, war einfach nicht attraktiv. Deshalb gab es immer weniger Fahrgäste, und 2015 wurde die Linie eingestellt“, so Stein. Dabei hatte sich im Jahr 2013 eine Gruppe von Verkehrswissenschaftlern der TU Dresden, Bahninteressierten und bei der Bahn arbeitenden Leuten zusammengefunden, die schon 2013 auf das Problem aufmerksam machten und sich für den Erhalt der Strecke einsetzten. Die Gruppe treffe sich noch heute.

„Wir haben sogar ein wissenschaftlich belegbares Konzept ausgearbeitet, wie ein attraktives Angebot aussehen könnte. Wir müssen es nur aus der Schublade holen und es den beiden Verkehrsverbünden vorstellen“, so Torsten Stein. Er sei froh über die aktuelle Entwicklung, will aber noch nicht in Jubel ausbrechen. „Es darf nicht passieren, dass wir beim Stand von 2015 ankommen und die Züge nur aller zwei Stunden fahren. Denn dann wird die Linie weiterhin wenig genutzt und es ist absehbar, was dann passiert“, so der Roßweiner. Er könne sich gut vorstellen, dass die Verkehrsverbünde in Anbetracht der in Aussicht gestellten Millionen sich zunächst erst einmal zur Wiederinbetriebnahme bekennen und eine Minimalvariante fahren, um das Volk zu beruhigen. Dazu dürfe es nicht kommen.

Die Abbestellung der Zugverbindung RB 110 im Jahr 2015 basiere auf einem Gutachten. Das allerdings, so hat die Gruppe aus Fachleuten analysiert, wissenschaftlich nicht haltbar war. Doch das schien damals niemanden zu interessieren.

„Wir hoffen, dass die Chance, die es zur Wiederbelebung der Strecke gibt, von den Verkehrsverbünden ergriffen wird“, so Torsten Stein. Das i-Tüpfelchen neben einer schnellen und gut getakteten Verbindung wäre, wenn die Züge mit W-Lan ausgestattet würden. „Da ich im IT-Bereich arbeite, würde ich die Zeit im Zug gern nutzen, um beruflich relevante Mails zu lesen“, sagte der Roßweiner. Eine attraktive Zugverbindung würde nicht nur ihm nützen. Immer wieder sieht er die gleichen Leute in den Fahrzeugen, die sich in Richtung Dresden mal schnell oder auch nur schrittweise bewegen. Sicher würden viele von ihnen auf ein attraktives Angebot der Bahn zurückgreifen, ist sich Torsten Stein sicher.

Verkehrsverbünde reagieren

„Der Verkehrsverbund Mittelsachsen begrüßt die in Aussicht gestellten zusätzlichen Mittel für den Schienenpersonennahverkehr“, sagte Ines Kunze, Geschäftsbereichsleiterin Finanzen/Schülerbeförderung des VMS auf Nachfrage des DA. Sobald konkrete Finanzierungsbedingungen für die Zugleistungen durch das Sächsische Ministerium für Arbeit und Wirtschaft vorliegen, könne der VMS aktiv die Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Döbeln und Meißen umsetzen. „Dann sind alle beteiligten Partner gefragt. Dazu gehören neben dem Ministerium, der Infrastrukturbetreiber Nossen-Riesaer-Eisenbahnkompanie, die Aufgabenträger ZVOE und ZVMS und ein noch zu beauftragendes Eisenbahnverkehrsunternehmen“, so Kunze. Sie müssten dann alle unkompliziert und pragmatisch an der Projektumsetzung mitarbeiten.

Auch für den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) rückt aufgrund der aktuellen Entwicklungen bezüglich der Finanzierung die Regionalbahn RB 110 wieder in den Fokus. „Der Zweckverband wird die Bemühungen des Freistaats und der übrigen Beteiligten zur Wiederaufnahme des Zugverkehrs im Rahmen der durch den Freistaat zur Verfügung gestellten zusätzlichen Haushaltsmittel aktiv und konstruktiv unterstützen“, heißt es in einer Pressemitteilung des VVO.