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Zu wenig Service für Radtouristen?

Die Oberlausitz will einen Spitzenplatz bei Radurlaubern. Aber gerade beim Thema E-Bike gibt es viel Nachholbedarf.

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© Fouad Vollmer Werbeagentur

Von Jens Fritzsche

Bautzen. Diese Zahlen erstaunen schon. Radtouristen, so haben neue Studien gezeigt, geben während ihrer Reisen so viel Geld aus wie Kreuzfahrer. Laut Fahrradclub ADFC setzen sich aktuell immerhin 5,2 Millionen Bundesbürger zum Urlaubmachen auf den rund 40 000 deutschen Radwegkilometern in den Sattel; ein Plus von 16 Prozent zum Vorjahr. Und dabei holen sie pro Tag im Durchschnitt immerhin 35 Euro aus ihrer Geldbörse; dazu kommen gut 101 Euro für die Übernachtung. Ein Geschäft, von dem auch der Tourismus im Landkreis Bautzen profitieren kann, ist Olaf Franke überzeugt, der Chef der Marketinggesellschaft Oberlausitz (MGO). „Wir wollen eine der führenden Radtourismus-Regionen Deutschlands werden und unter anderem mit dem Spreeradweg punkten.“

Doch bis es so weit ist, muss noch an etlichen Schrauben kräftig gedreht werden. Das zeigen die Hinweise von Radtouristen, die sich an die SZ gewandt haben. Vor allem bei Touren mit dem E-Bike besteht noch ordentlich Nachholbedarf. Burkhard Zscheischler aus Radebeul zum Beispiel war vor Kurzem gemeinsam mit seiner Frau in der Region unterwegs; per E-Bike. „Und da braucht man unterwegs bisweilen etwas Ladestrom“, schreibt er. Beim Versuch an einem Imbiss am Bärwalder See scheiterte die Familie; „obwohl wir dort mehrere Steckdosen im Außenbereich ausmachten“, wundert er sich. Aber der Aufladewunsch sei rundweg abgelehnt worden, da half auch der Hinweis nichts, „dass wir zum Laden eine Stunde sitzen und deshalb für Umsatz sorgen werden.“ Auch bei einem Pensionsinhaber in Bautzen stieß das Ehepaar auf taube Ohren.

Strom kostet nur ein paar Cent

Ein ähnliches Erlebnis beschreibt Karin Schwaar aus Sohland: „Wir versuchten, am Stausee Bautzen das E Bike zu laden – bei der Frage wurden wir angeschaut, als wenn wir von einem anderen Stern kommen.“

Burkhard Zscheichler ist das Ganze auch mit Blick auf das Bild des Tourismuslandes Sachsen peinlich. Und wundert sich: „Wer sich ein E-Rad für 3 000 Euro leistet, wird auch bereit sein, gutes Geld für Essen und eine Übernachtung auszugeben.“ Deshalb ist er überzeugt, „dass die paar Cent, die eine Stromladung kostet, jeden Gastronomen oder Pensionsbesitzer am Wegesrand eher freuen als schrecken sollte.“

Viele Initiativen angeschoben

Das sieht auch Olaf Franke von der MGO so. Und hat noch eine spannende Zahl parat: „Immerhin 1,9 Millionen Gäste kommen jedes Jahr in die Oberlausitz, ein enormes Potenzial“ Und weil natürlich jede Kritik schädlich für die gesamte Region ist, „werden wir das Thema Ladestationen und Lademöglichkeiten für E-Bikes jetzt in jedem Fall mit unseren Partnern und vor allem den Gastronomen besprechen“, sagt er. Zunächst müsse allerdings geklärt werden, wie das Beschwerdemanagement generell besser funktionieren kann. Denn bei den Tourismus-Verantwortlichen in den verschiedenen Regionen entlang des Spreeradwegs sei bisher keinerlei Kritik in dieser Richtung angekommen.

Kathrin Winkler vom Tourismusverein Lausitzer Seenland weiß beispielsweise, „dass ein Ladevorgang nicht sehr teuer ist, sodass er sich für den Gastronomen im Prinzip schon mit dem ersten Kaffee rechnet“. Und Claudia Steglich vom Verein zur Entwicklung der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft verweist darauf, dass man sich hier schon seit einiger Zeit damit befasse, „öffentliche E-Bike-Ladestationen auf den Weg zu bringen“. Im Tourismusmanagement des Landkreises Görlitz, durch den der Spreeradweg ja ebenfalls führt, ist man laut Diana Tüngerthal vom Landratsamt bereits dabei, eine Konzeption für Ladestationen am Oder-Neiße-Radweg zu erstellen. Die wäre dann sicher auch für den Spreeradweg nachnutzbar.

Das zunehmend wichtiger werdende Thema ist also angeschoben. Bis zu ersten Lösungen schlägt MGO-Chef Olaf Franke den Gastronomen eine simple und durchaus praktikable Möglichkeit vor: „Oft hilft einfach, ein Sparschwein aufzustellen – die Gäste zahlen für den Ladeservice gern“, hat er beobachtet.