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Zu viele leere Geschäfte in Niesky

Wenn der Umsatz ausbleibt, wird der Laden geschlossen. Vor allem die Horkaer Straße ist davon betroffen.

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© Joachim Rehle

Von Steffen Gerhardt

Niesky. Es ist ein trostloses Bild, wenn der Fußgänger vom Zinzendorfplatz in die Horkaer Straße einbiegt. Zwar kann er sich gegenüber an fotografierter Urlaubsromantik im Schaufenster erfreuen, aber nach dem Reisebüro kommt erst einmal Leere beiderseits der Straße. Seit Monaten sind die Jalousien der ehemaligen Drogerie Scholz herabgelassen. Seit dem Umzug von Foto Garack auf die Görlitzer Straße konnte bisher kein geeigneter Nachfolger für den Laden gefunden werden.

Gegenüber steht seit dem 1. August ein weiteres Geschäft leer: der Blumenladen Orchidee. Inhaberin Ramona Malitius hat ihr Gewerbe in Niesky abgemeldet und soll nach rund 15 Jahren jetzt einer anderen Beschäftigung nachgehen. Hauseigentümer Lutz Ziegler will die Geschäftsräume in den nächsten Wochen wieder zu einer Vermietung anbieten. „Gegenwärtig erfolgt eine Renovierung des Geschäftes. Danach hoffe ich auf Interessenten“, sagt der ehemalige Nieskyer, der in Dresden lebt.

Dunkel wie der ganze Laden ist auch die Zukunft des schmalen Zwischenbaus daneben. Ursprünglich als An- und Verkauf noch genutzt und zwischendurch als Ausstellungsraum für das Nieskyer Herbstfest, steht diese Gewerbeeinheit seit Jahren leer. Ein verblasster Zettel neben der Tür verweist auf ein Immobilienbüro in Forst. Von diesem ist zu erfahren, dass das Haus schon seit Längerem verkauft ist. An wen, das konnte beziehungsweise wollte man in Forst nicht sagen. Ob der neue Besitzer jemals seinen Kauf in Augenschein genommen hat, daran kann gezweifelt werden. Sonst wäre der Zettel mit dem Mietergesuch schon entfernt worden.

Gleich daneben ist ein weiterer Gewerberaum zu haben. In dem Haus, wo Domschkes ihr Reisebüro führen, steht das benachbarte Geschäft leer. Es wurde bisher als Büro der R+V-Versicherung genutzt. Seit 1. Mai ist sie dort nicht mehr zu finden und seitdem stehen die Räume leer. Ob sich demnächst jemand einmieten möchte, das war nicht zu erfahren. Somit warten im oberen Teil der Horkaer Straße vier Gewerbeeinheiten auf neue Mieter.

Auf der Suche nach einem neuen Mieter ist auch Spielwarenhändler Helmut Schleuder. In seinem Haus in der Horkaer Straße gibt es neben seinem Spielwarengeschäft weitere Gewerberäume. Diese wurden von der Fahrschule Nick aus Görlitz genutzt. Aber mit Aufgabe des Standortes Niesky ist für Helmut Schleuder ein wichtiger Mieter verlorengegangen. Für einen neuen läuft seitdem die Suche.

Was führt zur Geschäftsaufgabe? Neben Rentenalter und persönlichen Gründen ist es oft der fehlende Umsatz. „Die Nieskyer kaufen zu wenig“, sagt Malgorzata Schöne. Sie hat ihr Geschäft zwar nicht auf der Horkaer, aber auf der Ödernitzer Straße. Zusammen mit ihrem Mann führt sie einen Großhandel für Berufsbekleidung in Neukirch und hat dafür in Niesky vor acht Jahren ein Geschäft eröffnet. „Berufsbekleidung ist in Niesky nicht so gefragt, deshalb haben wir uns entschlossen, den Laden aufzugeben“, erzählt die Unternehmerin. Sie habe schon die Öffnungszeiten auf nur drei Tage die Woche gekürzt, aber nun ist die Grenze des Machbaren erreicht. „Deshalb werden wir zum Monatsende schließen“, sagt sie. Die noch vorhandene Ware ist bis zu 50 Prozent im Preis gesenkt.

Was gut geht, sagt Malgorzata Schöne, ist Berufsbekleidung für den medizinischen Bereich. Die machte rund 80 Prozent des Umsatzes in Niesky aus. Aber für alle anderen Berufsgruppen ist der Umsatz zu gering. Einen neuen Laden wolle man aber nicht mehr eröffnen. Denn auch in der Stadt Görlitz hatte ein Geschäft nur für Berufs- und Arbeitsschutzbekleidung auf der Konsulstraße keine lange Verweildauer. „Berufsbekleidung ist nicht so gefragt, und wenn, wird über das Internet gleich beim Großhändler bestellt“, ist Malgorzata Schönes Erfahrung.

Dass die Stadt Niesky an Gewerbe verliert, zeigt sich in der Statistik der Stadtverwaltung. Zählten Niesky und seine Ortsteile im Jahr 2015 insgesamt 623 Gewerbebetriebe, so stieg ihre Zahl ein Jahr später um fünf Firmen auf 628. Rutschte 2017 (jeweils zum Jahresende) aber auf 618 Betriebe ab. Gegenwärtig zählt die Stadt 606 Gewerbe, die vom Imbisswagen-Betreiber bis hin zum Waggonbau gerechnet werden. Somit gab es in diesem Jahr bereits zwölf Gewerbeabmeldungen. Besonders im Handwerk ist der fehlende Nachwuchs oft Grund zur Geschäftsaufgabe. Die Fleischerei Bürgel ist ein Beispiel. Frank Bürgel schloss Fleischerei und Laden zum 1. Januar. Aber es gibt auch Hoffnung. Raumausstatter Karsten Baschick verriet der SZ, dass er einen Interessenten für seine Gewerbeimmobilie gefunden hat.Auf ein Wort