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Zu lange Arbeitszeiten in der Gastronomie?

Die Gewerkschaft Nahrung–Genuss–Gaststätten warnt, dass 13-Stunden-Tage bald Alltag werden könnten.

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© Symbolbild/dpa

Von Dominique Bielmeier

13 Stunden täglich arbeiten an bis zu sechs Tagen pro Woche – dieses Horrorszenario für Beschäftigte in Gastronomie und Hotellerie malt die Gewerkschaft Nahrung–Genuss–Gaststätten (NGG) in einer aktuellen Pressemitteilung für den Landkreis Meißen. Sie schreibt: „Wenn es nach dem Willen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) geht, könnte das im Landkreis Meißen für rund 4 200 Beschäftigte der Branche bald Alltag werden.“ Laut NGG arbeiten schon heute rund 62 000 Beschäftigte an Sonntagen und 44 000 nachts, 109 000 seien zwischen 18 und 23 Uhr im Job aktiv.

„Die Zahlen zeigen, dass Arbeitszeitgesetz und Tarifverträge den Arbeitnehmern bereits jetzt eine hohe Flexibilität abverlangen“, sagt Thomas Lissner, Gewerkschaftssekretär der NGG Dresden-Chemnitz. „Den Betrieben geben sie die Freiheit, ihre Beschäftigten weitgehend so einzusetzen, wie sie es brauchen.“ Eine Aufweichung dieser Regeln, wie sie die Dehoga fordere, hält er für unnötig. Der Einführung einer wöchentlichen statt einer täglichen Höchstarbeitszeit müsse eine klare Absage erteilt werden. Die Gewerkschaft fürchtet längere Arbeitszeiten im Gastgewerbe.

Der Dehoga hält nach eigener Aussage „die starre tägliche Höchstarbeitszeit im geltenden Arbeitszeitgesetz von regelmäßig acht, im Ausnahmefall maximal zehn Stunden für nicht mehr zeitgemäß“. Der Verband präferiert stattdessen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit nach europäischem Vorbild.

Im Gespräch mit der SZ erklärt Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges: „Wenn die Hochzeit länger dauert als geplant, dann reichen die maximal zehn Stunden Arbeitszeit nicht aus.“ Weitere Beispiele seien die Angestellte in Teilzeit, die sich freitagabends etwas in der Gastronomie dazu verdienen möchte und das nach dem Arbeitszeitgesetz nur noch maximal drei Stunden lang dürfte, oder der Biergarten, der wegen unerwartet gutem Wetter länger geöffnet hat.

„Eine tägliche Arbeitszeit von 13 Stunden soll keineswegs Alltag werden, aber möglich sein“, sagt Hartges. Es gehe nicht um mehr Arbeit, sondern um eine flexiblere Verteilung der Arbeitszeit. „Dass in unserer Branche dann gearbeitet wird, wenn andere Freizeit haben, ist bekannt. Die Arbeit an Abenden und Wochenenden liegt in der Natur unserer Branche.“ Die Kritik daran sei völlig unverständlich und habe nichts mit dem Reformbedarf beim Arbeitszeitgesetz zu tun. Entschieden weist der Dehoga den Vorwurf zurück, Überstunden würden oft nicht bezahlt.