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Zu Besuch bei der Gründerin des Jahres

Wenn ein Ministerpräsident bei der Arbeit vorbeischaut, ist das etwas Besonderes. Tischlerin Susann Mütze aus Kamenz blieb ganz relaxt.

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© René Plaul

Von Ina Förster

Kamenz. Natürlich hatte sich Susann Mütze über die Aufmerksamkeit gefreut. Aber aufgeregt war sie eigentlich nicht. Auch wenn ein Ministerpräsident bei der Arbeit vorbei- schaut, geht der Alltag weiter, dachte sich die 37-Jährige wohl. Und zu tun gibt es in ihrer Tischlerei im Kamenzer Gewerbegebiet an der Windmühle immer genug. Die junge Frau ist bei solchen Sachen also ziemlich abgeklärt und sie fand das Gespräch mit Sachsens aktuellem Oberhaupt recht entspannt. Dieser besuchte das mittelständige Unternehmen in Kamenz erstmals. Auch auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Alois Mikwauschk.

Susann Mütze führt seit dem Tod ihres Vaters Dittmar die Kamenzer Tischlerei der Familie weiter. Dass die Tradition in siebenter Generation nicht enden durfte, war frühzeitig klar. Sie war 2013 gerade erst in die alte Heimat zurückgekehrt. Nach einem Studium der Holztechnik übrigens. Das hatte sie im bayrischen Rosenheim abgeschlossen. Der erfahrene Vater hatte ihr frühzeitig geraten, es nicht nur bei dem einen Berufswunsch zu belassen. Ein harter Job sei das. Für eine Frau vor allem körperlich auf die Dauer nicht zu empfehlen. Und so war es am Ende dann eben nicht der Beruf des Tischlers geworden. Dafür einer, der einen noch umfangreicheren Einblick in die Materie Holz gab. Dann starb 2015 der Vater. Die fast durchweg männlichen Kollegen – vom Meister bis zum Gesellen – akzeptierten die neue Chefin bei der Geschäftsübernahme sofort.

Ihre Courage und ihr zupackendes Wesen wurden 2018 mit dem sächsischen Gründerinnenpreis belohnt. Dies ist eine Auszeichnung für erfolgreiche sächsische Unternehmerinnen, die ein junges kleines oder mittelständisches Unternehmen führen. Ziel des jährlich vergebenen Preises ist es, die Existenzgründung von Frauen in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Das scheint gelungen, denn Susann Mütze erfreut sich großer Sympathien. Mittlerweile auch bei Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. „Wir haben natürlich den üblichen Betriebsrundgang gemacht, er war erstaunt und begeistert, dass wir zwar eine kleine Firma, aber dennoch so gut ausgerüstet sind“, erzählt die Firmenchefin. Besonders das CNC-Bearbeitungszentrum zog das Interesse an. Man fachsimpelte über Ausbildung und Fachkräftemangel in der Branche. Auch der Innungsobermeister war anwesend. Fazit: Die Region braucht allgemein einen Aufschwung. Die Voraussetzungen dafür wären da.

Übrigens: Zur Gesellenstückausstellung in Dresden im Herbst möchte der Ministerpräsident unbedingt eine Einladung. Und ließ den Termin notieren.