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Zoo versucht‘s noch mal mit Geparden

Der Zoo musste die Gepardenbrüder Ramzes und Rashid altersbedingt einschläfern. Trotz kritischer Stimmen wegen der Haltungsbedingungen will er auch künftig nicht auf die Großkatzen verzichten.

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© René Meinig

Von Juliane Richter

Innerhalb weniger Monate musste der Zoo die Gepardenbrüder Ramzes und Rashid altersbedingt einschläfern. Die jüngste Ankündigung des Zoos, die Gepardenhaltung künftig im gleichen Gehege fortzusetzen, wurde allerdings von einigen Besuchern und Lesern kritisch aufgenommen. Sie zweifeln daran, ob eine Großkatze mit einem derartigen Bewegungsdrang überhaupt noch auf der bekannten Fläche gehalten werden sollte.

Der zoologische Leiter Wolfgang Ludwig spricht sich deutlich für die Haltung im hiesigen Zoo aus: „Das bekannte Höchstalter von männlichen Geparden in Zoos liegt bei 14 Jahren. Die Brüder befanden sich im 17. Lebensjahr.“ Das zeige, dass es ihnen in dem vorhandenen Gehege gut ging. Dass der Zoo neue Geparden nach Dresden holen will, habe die gleichen Gründe wie vor 17 Jahren. Die Besucher sollen Wildtiere sehen können. „Großkatzen sind beliebt bei den Besuchern. Die Geparden zeigen sich gern, besonders auf ihrer erhöhten Liegefläche“, sagt Ludwig. Geparden gehören auch zu den bedrohten Tierarten. Schätzungen zufolge gab es um 1900 in Afrika noch rund 100 000 Tiere, 2007 waren es noch etwa 13 000 Tiere, in diesem Jahr gehen Experten von noch 7 000 Tieren aus, die in freier Wildbahn leben. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr lebten in Afrika mehr als 400 000 Elefanten.

Wenn der Zoo Dresden bedrohte Tierarten hält, versuchen die Mitarbeiter in der Regel auch, diese Arten zu züchten. Bei den Geparden ist das allerdings schwieriger, weil dafür neben dem bisherigen Gehege noch ein weiteres für ein Weibchen notwendig wäre. Am besten in einiger Entfernung. „Die Weibchen sind extrem vorsichtig, wenn sie Jungtiere haben. Sollten sie den Kater sehen oder hören, könnte das zu einem Flucht- und Angstverhalten führen“, sagt Ludwig. Als zuständiger Kurator für die Raubtiere würde er gern züchten und sieht auch noch Platzkapazitäten auf dem begrenzten Zoogelände. „Das ist aber bisher nicht geplant“, sagt er. Zoodirektor Karl-Heinz Ukena begründet das vor allem damit, derzeit nicht noch eine weitere Baustelle im Zoo schaffen zu wollen. Derzeit laufen noch die Arbeiten am Afrikahaus und dem neuen Pinguincafé, daran anschließend wird im nächsten Jahr das neue Winterquartier für die Riesenschildkröten gebaut. Und auch das marode Orang-Utan-Haus soll zeitnah ersetzt werden. Ganz ausschließen will Ukena die Gepardenzucht für die Zukunft jedoch nicht. „Wenn sich ein Platz ergibt, werden wir es sicher tun. Aber erst einmal müssen wir das vorhandene Gehege aufarbeiten“, sagt er.

Das Dach des Gepardenhauses wurde bereits abgedichtet, eine neue Fußbodenheizung und Beleuchtung sind noch vorgesehen. Außerdem will Wolfgang Ludwig die Pflanzungen in und direkt vor dem Gehege austauschen, damit sie thematisch besser zu Afrika passen. Und schließlich wird auch der Zaun von 2,20 Meter auf 2,50 Meter erhöht. „Das sind neue Vorschriften. Aber damit fühlen wir uns auch wohler, weil die neuen Tiere sehr jung sein werden“, sagt Ludwig. Diese hätten durchaus die Kraft, einen zu niedrigen Zaun zu überspringen. Ludwig geht davon aus, dass der Zoo im Frühjahr zwei junge Brüder aus einem anderen Zoo vom zuständigen Zuchtbuchführer zugesprochen bekommt. Da Geparden bis zu acht Jungtiere pro Wurf aufziehen, sollte das seiner Meinung nach kein Problem sein. Wie schon bei Rashid und Ramzes will der Zoo die Tiere ganz nah von den Pflegern betreuen lassen. Die beiden verstorbenen Geparden waren meist gleichzeitig mit den Pflegern im Gehege und quasi handzahm. „Geparden haben keine scharfen Krallen und sind sehr zurückhaltende und scheue Tiere. So auch im Umgang mit Menschen.“

Wie schnell der sogenannte „ungeschützte Kontakt“ mit den neuen Geparden klappt, hängt auch von deren Herkunft ab. Hatten sie in ihrem ersten Lebensjahr bereits nahe Kontakte zu Pflegern, wird es schneller gehen. Ziel ist es, die Tiere auch ohne trennende Gitterstäbe ärztlich betreuen zu können. Bedenken wegen der Sicherheit teilt Ludwig nicht. „Unsere kleinen Pandas oder Nyalas können Pfleger genauso schwer verletzen. Und selbst ein Schäferhund ist ein potenziell lebensgefährliches Tier, das sich der Mensch zu Hause hält“, sagt er.