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Zittau holt den Garten in die Stadt

Für den Citywettbewerb „Ab in die Mitte“ sollen das Zwiebelchen wiederbelebt, Baulücken gestaltet und neue Wiesen angelegt werden. Die Macher hoffen auf die Hilfe der Einwohner

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© Matthias Weber

Von Mario Heinke

Zittau geht wieder an den Start. Zum achten Mal nimmt die Stadt beim sächsischen Citywettbewerb „Ab in die Mitte“ teil, obwohl sie bei der letzten Teilnahme im Jahre 2016 leer ausgegangen ist. Das an anderer Stelle preisgekrönte Konzept zu „Ring on Feier – Festival des Lichts“ war den Juroren in Leipzig damals keinen Preis wert. „Wir versuchen es trotzdem wieder“, sagt Pressesprecher Kai Grebasch und verweist auf die erfolgreiche Teilnahme im Jahre 2014, als Zittau mit dem Konzept „Die Fleischbänke mit allen Sinnen erleben“ den zweiten Platz belegte und die Initiative Fleischbänke ein Preisgeld in Höhe von 20 000 Euro gewann. Mit dem Geld konnten im Folgejahr Kulturbeiträge und Dekoration bezahlt werden.

Eine Arbeitsgruppe einigte sich nun auf ein grünes Thema, mit dem Zittau an den Start gehen will. „Wir holen den Garten in die Stadt“, lautet der Arbeitstitel. Das Thema soll einen Bogen spannen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Ausgehend von der reichen Geschichte des Zittauer Gemüsebaus, dem Erbe in den historischen Parkanlagen, Möglichkeiten bei der Gestaltung von Baulücken im Stadtzentrum mit Moos-Graffiti, vertikaler und horizontaler Bepflanzung, der Aussaat von Blumenwiesen oder der Installation grüner Skulpturen aufzeigen. Der Zittauer Zwiebel kommt dabei eine besondere Rolle zu. So mancher Zittauer kennt das „Zwiebelchen“ nur als Maskottchen, das bei der sächsischen Landesgartenschau 1999 das Licht der Welt erblickte und seither bei Stadtfesten und anderen Feierlichkeiten durch die Stadt watschelt. Das „Zwiebelchen“ steht jedoch symbolisch für das einstige Markenzeichen der Stadt, für eine lange Tradition des gärtnerischen Zwiebelanbaus im Zittauer Becken und für die über Europa hinaus bekannte Zwiebelsorte namens „Zittauer Gelbe“. Eine Ersterwähnung als gärtnerische Handelsware findet sich bereits im Jahre 1874. Noch im Samenkatalog der DDR von 1988 war die Zwiebelsorte „Zittauer Gelbe“ in Bezug auf Eigenschaften und Ertrag das Maß aller Dinge. Heutzutage ist sie noch als Saatgut erhältlich.

Mit verschiedenen Aktionen soll das traditionsreiche Lauchgewächs in den Mittelpunkt des Zittauer Wettbewerbsbeitrages gerückt werden. Angedacht sind beispielsweise Workshops zum fachgerechten Anbau der Pflanze, eine Sammlung aller Rezepte zur kulinarischen Verarbeitung der „Zittauer Gelben“ in der Küche, in digitaler und Papierform, eine Kochshow auf dem Markt, die Entwicklung einer Kinder-Stadtführung mit dem Zwiebelchen sowie die touristische Vermarktung der Zwiebel, sei es als Samentüte oder als Pflanze im Topf. „Der Gemüsebau in Zittau ist ein bislang unbearbeitetes Thema“, sagt der Sachgebietsleiter Wissenschaftlicher und Heimatgeschichtlicher Altbestand der Christian-Weise-Bibliothek Uwe Kahl. Der Aufschwung des Gemüsebaus begann im Jahre 1622, als sich böhmische Glaubensflüchtlinge in Zittau ansiedelten. Die historische Literatur beschreibt einen „Kranz intensiv genutzter gärtnerischer Flächen, der Zittau umgibt“. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts gab es über 200 Gärtner in Zittau.

Für den Wettbewerbsbeitrag suchen die Macher nun historische Belege, rufen die Zittauer auf, Bücher, historische Schriften, Fotografien oder anderes Material, das sich der „Zittauer Gelben“ oder dem Gemüsebau in Zittau widmet, leihweise zur Verfügung zu stellen. Die Federführung für Zittaus Teilnahme am Citywettbewerb übernehmen Citymanager Stephan Eichner vom Verein „Zittau lebendige Stadt“ und Wirtschaftsförderin Gloria Heymann. Zwei Schautafeln und ein überzeugendes Konzept reichen, um im Idealfall am 9. November ein Preisgeld zwischen 10 000 und 30 000 Euro zur Umsetzung der Ideen zu gewinnen. Das finanzielle Risiko bleibt mit den Kosten für Konzept und Schautafeln überschaubar. „Viel wichtiger sind die Ideen und dass sich die Zittauer einbringen. Wir werden die eine oder andere Idee auch umsetzen, wenn wir kein Preisgeld gewinnen“, sagt Kai Grebasch. Sollte Zittau jedoch zu den Gewinnern gehören, soll ein neues „Zwiebelchen“ angefertigt werden. Das vorhandene Kostüm ist trotz mehrfacher Reparaturen nicht mehr tragbar. Beim letzten Einsatz während des Festivals „Ring on Feier 2016“ lösten sich die Schuhe auf, erzählt Kulturreferentin Wiepke Steudner.

Aufruf

Gesucht: Bücher, historische Schriften, Fotografien, Malereien, Skizzen oder anderes Material, das sich dem Thema „Zittauer Gelbe“, Gemüse- oder Gartenbau in Zittau widmet.

Ab- und Rückgabe: Material kann bis 15. August im Büro der Wirtschaftsförderung im Rathaus Markt 1, Zimmer 106 abgegeben werden. Einige Tage nach Sichtung wird das Material zurückgegeben.

Ansprechpartner für weitere Ideen: Citymanager Stephan Eichner,

Tel.03583 / 507 18 36

Quelle: Stadt Zittau