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Zerstörte Betsäule steht wieder

Ein Feuerwehrmann war auf dem Weg zu einem Einsatz gegen ein Kruzifix am Bautzener Stadtrand geprallt. Die Säule wurde restauriert und nun neu geweiht.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Salzenforst. Der Lärm weht von der Autobahn hinüber, doch der Gesang der versammelten Gemeinde ist stärker. Zusammen mit Veit Scapan, dem Geistlichen der katholischen St. Petri-Gemeinde Bautzen, erteilen rund 50 Einwohner von Salzenforst, aber auch Bautzener Bürger der Betsäule an der Salzenforster Straße ihren Segen. Das Kruzifix ist schöner denn je wiederauferstanden, nachdem die Granitsäule durch einen Unfall Anfang des Jahres in mehrere Stücke zersprungen war.

Ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr war im Januar mit seinem privaten Pkw auf dem Weg zu einem Einsatz, als er auf der winterglatten Straße ins Schleudern kam und gegen die Granitsäule sowie einen Baum prallte. Das Auto des jungen Mannes erlitt dabei einen Totalschaden, er selbst blieb zum Glück unverletzt.

Der Salzenforster Georg Müller, auf dessen Grund und Boden die Betsäule am Straßenrand steht, wollte sich mit dem Verlust des Kruzifixes nicht abfinden. Schließlich war die Säule im Jahr 1850 von seinem Vorfahren mütterlicherseits, seinem Ururgroßvater Georg Sauer errichtet worden. Sie sollte den Acker des Landwirts beschützen. Außerdem bildete das Wegkreuz den letzten Gruß für die Toten aus Salzenforst, wenn der Trauerzug auf dem Weg zum Bautzener Nicolaifriedhof dort vorbeikam. Bis etwa 1880 wurden die Verstorbenen aus dem Bautzener Vorort auf dem Nicolaifriedof zur letzten Ruhe gebettet.

Georg Müller gab aus eigenen Mitteln und aus den Geldern, die die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers ihm überwies, die Reparatur in Auftrag. Der Bautzener Steinmetz Björn Härting von der traditionsreichen Firma Haase setzte die Teile der Säule wieder zusammen und klebte sie mit einer Spezialmasse. Zusätzlich verewigte er auf der Rückseite der Säule die Jahreszahl 2018 und den Namen von Georg Müller.

„Ich fühle mich einfach der Tradition und meinem Vorfahren verpflichtet“, sagt Georg Müller dazu. Außerdem sei die Stelle ein sehr markanter Ort. Viele Fahrzeuge kämen hier tagtäglich vorbei. Aber auch zu Fuß wird die Stelle frequentiert, denn die Salzenforster Straße ist Teil des Jacobsweges. Georg Müller und auch Pfarrer Scapan hoffen, dass die Betsäule für die hier vorbei kommenden Pilger Anlass ist, um im stillen Gebet innezuhalten.

Doch es wurde nicht nur die Granitsäule repariert. Auch das Oberteil mit dem gekreuzigten Jesus Christus und die Marienfigur am unteren Ende des Kreuzes wurden erneuert. Diesen Auftrag führte der Kunstschmied Michael Kaczmar aus Jeßnitz aus. Er verwendete stärkeres Material und verzinkte das Kruzifix. „Dadurch dürfte die Betsäule jetzt wieder viele Jahrzehnte halten“, sagt Georg Müller. Aus eigenen Kräften und eigenen Mitteln hat der Salzenforster zudem die Plattform erneuert, auf der die Betsäule steht. Und er verrät ein kleines Geheimnis: „In den Beton haben wir eine Flasche versenkt, in der sich zwei Fotos befinden, die zeigen, wie die Säule nach dem Unfall aussah.“

Georg Müller freut sich sehr, dass so viele Bürger an diesem sonnigen Sonntag an dem Ereignis Anteil nehmen. Schließlich sei die Betsäule auch ein Zeugnis für den in der Region gelebten Glauben.