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Zeitreise auf Pesterwitzer Art

Zum Festumzug am Sonntag wird die Geschichte des Ortes in 80 Bildern nachgestellt. Sechs davon und ihre Geschichten zeigen wir vorab.

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© Steffen Klameth

Von Steffen Klameth

Freital. Es ist ein dunkles Kapitel in der langen Pesterwitzer Geschichte: Im Jahr 1468 suchten Hussiten den Ort heim. Sie plünderten und raubten, und als sie weiterzogen, hinterließen sie ein verwüstetes Dorf. Wer stellt nun diese Bösewichte im Festumzug dar? Thomas Bauer (auf dem Foto vorn rechts) hat damit kein Problem: „Ich besitze seit einer Feier vor einigen Jahren ein paar historische Kleidungsstücke, außerdem habe ich einen Kollegen, der in der Mittelalterszene aktiv war.“ Als die Organisatoren des Festumzugs um Unterstützung für das Bild „Hussiten“ baten, bot er seine Hilfe an. Er fragte in der Nachbarschaft und hatte innerhalb eines Tages genügend Freiwillige zusammen. Die Kostüme besorgten sich die Frauen und Männer aus einem Theaterfundus und im Internet, die Schilde wurden aus Holz gefertigt, die Spieße waren mal Besenstiele und Gardinenstangen. „Bei den Überfällen ging es nicht nur um Geld und wertvolle Gegenstände, sondern auch um Lebensmittel und Alltagsgegenstände“, erzählt Bauer. Deshalb werde man neben den Waffen auch diverse Beutestücke mitführen.

Geschichtsbilder

Mit Krach durchs Dorf Zehn Minuten mit der Lötlampe Vorglühen, aber dann: „Den hört man im ganzen Dorf“, verspricht Lars Folde. Der Chef des Gutes Pesterwitz hatte den schrottreifen Lanz Bulldog in Polen aufgetrieben und von Wilfried Schönert (r.) aufmöbeln lassen – und dabei auch ein bisschen getrickst: „Ursprünglich stand Ursus dran, ein Nachbau des Lanz Bulldog. Aber Ursus kennt ja hier keiner“, sagt Schönert. Gemeinsam mit seinem Sohn David machte er den Oldtimer nun wieder flott, damit er beim Festumzug eine Glocke der Pesterwitzer Kirche durchs Dorf ziehen kann. Er erinnert damit an den 1. Weltkrieg, als auch Pesterwitzer Männer und Frauen ihr Leben ließen und Glocken für Kanonen eingeschmolzen wurden. Lars Folde selbst steuert beim Umzug einen anderen Traktor – bei der Präsentation des Obst-und Weinanbaus.
Mit Krach durchs Dorf Zehn Minuten mit der Lötlampe Vorglühen, aber dann: „Den hört man im ganzen Dorf“, verspricht Lars Folde. Der Chef des Gutes Pesterwitz hatte den schrottreifen Lanz Bulldog in Polen aufgetrieben und von Wilfried Schönert (r.) aufmöbeln lassen – und dabei auch ein bisschen getrickst: „Ursprünglich stand Ursus dran, ein Nachbau des Lanz Bulldog. Aber Ursus kennt ja hier keiner“, sagt Schönert. Gemeinsam mit seinem Sohn David machte er den Oldtimer nun wieder flott, damit er beim Festumzug eine Glocke der Pesterwitzer Kirche durchs Dorf ziehen kann. Er erinnert damit an den 1. Weltkrieg, als auch Pesterwitzer Männer und Frauen ihr Leben ließen und Glocken für Kanonen eingeschmolzen wurden. Lars Folde selbst steuert beim Umzug einen anderen Traktor – bei der Präsentation des Obst-und Weinanbaus.
Unter der Haube An einen längst geschlossenen Friseurladen erinnern Karla Findeisen (l.) und Ulrike Glöckner beim Festumzug. Sie sind die „Erben“ von Max Paul Edelhäuser, der 1920 an der Dresdner Straße, die jetzt Alte Dresdner Straße heißt, einen Mini-Salon auf gerade einmal 16 Quadratmetern eröffnete. 1948 übernahm dessen Sohn Gerhard mit seiner Frau Hilda das Geschäft, vergrößerte es und führte es bis zur Rente im Jahre 1975 fort. Danach schloss den Laden. Einige Utensilien, wie die beiden Trockenhauben, haben die Frauen bis heute bewahrt. Peter Glöckner präsentiert sie zusammen mit selbst gefertigten Puppen beim Festumzug auf einem Autoanhänger.
Unter der Haube An einen längst geschlossenen Friseurladen erinnern Karla Findeisen (l.) und Ulrike Glöckner beim Festumzug. Sie sind die „Erben“ von Max Paul Edelhäuser, der 1920 an der Dresdner Straße, die jetzt Alte Dresdner Straße heißt, einen Mini-Salon auf gerade einmal 16 Quadratmetern eröffnete. 1948 übernahm dessen Sohn Gerhard mit seiner Frau Hilda das Geschäft, vergrößerte es und führte es bis zur Rente im Jahre 1975 fort. Danach schloss den Laden. Einige Utensilien, wie die beiden Trockenhauben, haben die Frauen bis heute bewahrt. Peter Glöckner präsentiert sie zusammen mit selbst gefertigten Puppen beim Festumzug auf einem Autoanhänger.
Fröhliches Jugendleben Mehr als drei Jahrzehnte hat Andrea Lippert nicht auf einer Schwalbe gesessen. „Aber das verlernt man nie“, sagt sie, nachdem sie auf der Wiese von Ralf Henker eine Proberunde gedreht hat. Der Gompitzer leiht der Pesterwitzerin sein Moped, Baujahr 1972, für den Festumzug und kommt auch noch selbst mit einem Trabi Kübel. Der Trabi führt das Bild „Die 70er-Jahre“ an, gefolgt von drei Schwalben. Andrea Lippert wird dabei als Krankenschwester erscheinen, begleitet vom Postboten und vom Abschnittsbevollmächtigten, kurz ABV. Dahinter fahren noch ein B1000 Pritsche mit Zelt und ein alter Skoda als Hochzeitsauto. „Wir zeigen das fröhliche Jugendleben von damals und wie wir in den Urlaub gefahren sind“, sagt Andrea Lippert. „Unser Motto heißt: Balaton statt Ballermann.“
Fröhliches Jugendleben Mehr als drei Jahrzehnte hat Andrea Lippert nicht auf einer Schwalbe gesessen. „Aber das verlernt man nie“, sagt sie, nachdem sie auf der Wiese von Ralf Henker eine Proberunde gedreht hat. Der Gompitzer leiht der Pesterwitzerin sein Moped, Baujahr 1972, für den Festumzug und kommt auch noch selbst mit einem Trabi Kübel. Der Trabi führt das Bild „Die 70er-Jahre“ an, gefolgt von drei Schwalben. Andrea Lippert wird dabei als Krankenschwester erscheinen, begleitet vom Postboten und vom Abschnittsbevollmächtigten, kurz ABV. Dahinter fahren noch ein B1000 Pritsche mit Zelt und ein alter Skoda als Hochzeitsauto. „Wir zeigen das fröhliche Jugendleben von damals und wie wir in den Urlaub gefahren sind“, sagt Andrea Lippert. „Unser Motto heißt: Balaton statt Ballermann.“
Benzin im Blut Wenn es beim Festumzug um Schnelligkeit ginge, dann wären sie garantiert die Ersten. Aber so reiht sich der Michi -Rudroff-Fanclub brav in die Schlange ein und präsentiert drei Rennmaschinen, darunter die MZ Supermono von Vereinschef Ingolf Schmidt, auf einem neun Meter langen Hänger. Bei einem Rennen in Brünn hatte Schmidt den damaligen Grand-Prix-Piloten Michael Rudroff kennengelernt – und die Verehrung hält bis heute. Alljährlich veranstaltet der Vorstand ein Fanclubtreffen, zur 25. Auflage in diesem Jahr kamen 101 Besucher – und natürlich das Idol aller: Michi Rudroff. Wen wundert es, dass der Fanclub alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, damit der Star aus Bayern auch zum Festumzug nach Sachsen kommt. Ob das geklappt hat, wollen sie noch nicht verraten. Der Hänger wird jedenfalls zünftig geschmückt sein, verspricht Ingolf Schmidt: mit Wimpelketten, Fahnen und Strohballen sowie Schildern aus Holz.
Benzin im Blut Wenn es beim Festumzug um Schnelligkeit ginge, dann wären sie garantiert die Ersten. Aber so reiht sich der Michi -Rudroff-Fanclub brav in die Schlange ein und präsentiert drei Rennmaschinen, darunter die MZ Supermono von Vereinschef Ingolf Schmidt, auf einem neun Meter langen Hänger. Bei einem Rennen in Brünn hatte Schmidt den damaligen Grand-Prix-Piloten Michael Rudroff kennengelernt – und die Verehrung hält bis heute. Alljährlich veranstaltet der Vorstand ein Fanclubtreffen, zur 25. Auflage in diesem Jahr kamen 101 Besucher – und natürlich das Idol aller: Michi Rudroff. Wen wundert es, dass der Fanclub alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, damit der Star aus Bayern auch zum Festumzug nach Sachsen kommt. Ob das geklappt hat, wollen sie noch nicht verraten. Der Hänger wird jedenfalls zünftig geschmückt sein, verspricht Ingolf Schmidt: mit Wimpelketten, Fahnen und Strohballen sowie Schildern aus Holz.
Panzer aus Pappe Ob die Sowjetarmee wirklich mit Panzern in Pesterwitz eingerückt ist, weiß Uwe Gnauck (auf dem Foto links) nicht. „Aber ganz so ernst muss man unseren Auftritt nicht nehmen, wir sind schließlich ein Karnevalsklub“, sagt der Chef der Wurgwitzer Narren. Seit Jahren hat der Verein einen guten Draht zum Pesterwitzer Elferrat. Deshalb sagten die Wurgwitzer sofort zu, als sie um Unterstützung beim Festumzug gebeten wurden. Nur das Bild mit den Russen sei eine blöde Idee gewesen, sagt Gnauck: „Man kommt ganz schwer an Uniformen ran.“ Also bastelten sie sechs Panzer – ganz aus Pappe.
Panzer aus Pappe Ob die Sowjetarmee wirklich mit Panzern in Pesterwitz eingerückt ist, weiß Uwe Gnauck (auf dem Foto links) nicht. „Aber ganz so ernst muss man unseren Auftritt nicht nehmen, wir sind schließlich ein Karnevalsklub“, sagt der Chef der Wurgwitzer Narren. Seit Jahren hat der Verein einen guten Draht zum Pesterwitzer Elferrat. Deshalb sagten die Wurgwitzer sofort zu, als sie um Unterstützung beim Festumzug gebeten wurden. Nur das Bild mit den Russen sei eine blöde Idee gewesen, sagt Gnauck: „Man kommt ganz schwer an Uniformen ran.“ Also bastelten sie sechs Panzer – ganz aus Pappe.