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Zeit schinden gegen Einbrecher

Die absolute Sicherheit gibt es nicht. Doch mit einigen Tricks kann man es den Tätern so schwer wie möglich machen. Hier gibt es Tipps, wie sie ihr Hab und Gut schützen können.

Von Annett Heyse
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Norbert Meyer informiert sich bei Polizeihauptkommissar Detlef Kaminsky zum Thema Einbruchsschutz. Der Polizist war vor Kurzem mit seinem Beratungsmobil in Freital.
Norbert Meyer informiert sich bei Polizeihauptkommissar Detlef Kaminsky zum Thema Einbruchsschutz. Der Polizist war vor Kurzem mit seinem Beratungsmobil in Freital. © Karl-Ludwig Oberthür

Erstmals seit Langem war die Zahl der Wohnungseinbrüche in Sachsen im vergangenen Jahr rückläufig. 4 071-mal verschafften sich Täter unerlaubt Zutritt in Wohnungen oder Einfamilienhäuser. Hinter jeder Tat stehen ein Sachschaden, der Verlust von Eigentum und mitunter schwierige Verhandlungen mit Versicherungen. Zudem bleibt oft ein mulmiges Gefühl, wie Polizeihauptkommissar Detlef Kaminsky berichtet: „17 Prozent aller Opfer ziehen anschließend weg. Die fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher.“

Kaminsky arbeitet in der Polizeidirektion Dresden als Berater, er kennt sich mit allen Aspekten der Einbruchsicherung aus. Kürzlich war er mit Kollegen im Rahmen der Aktion „Kein Bruch“ in Freital und stellte Tricks und Kniffe vor, wie man sich besser schützen kann.

Das Problem: Nur wenige Wohnungen sind vor Einbrechern geschützt

Entgegen landläufigen Meinungen geschehen Einbrüche nicht nur in der Nacht. Viele Täter schlagen dann zu, wenn die Bewohner arbeiten und die Kinder in der Schule sind. Von den 4 071 Einbrüchen in Sachsen im vergangenen Jahr geschahen 1 785 am Tag. Viele Mieter und Hauseigentümer machen es den Dieben zu leicht. „80 Prozent aller Häuser und Wohnungen besitzen über die normalen Türschlösser hinaus keinen Einbruchsschutz“, sagt Kaminsky. Bei Sanierungen oder Hausbau sei dies von den Architekten und Planern schlicht nicht vorgesehen. Dabei fallen die Kosten vergleichsweise moderat aus. Für Sicherheitsverbundglas an Fenstern und Terrassentüren, abschließbare Fensterriegel oder bessere Schließsysteme an Türen müsse man drei bis fünf Prozent zusätzliche Kosten einplanen.

Die kostenlosen Tricks: Leitern wegräumen, Fenster schließen

Manche Einbrecher müssen sich noch nicht mal viel Mühe geben, um herauszufinden, wann die Bewohner zurück sind. Tagelang geschlossene Jalousien deuten ebenso auf eine Abwesenheit hin wie überquellende Briefkästen. Wer verreist, sollte Vertraute bitten, nach dem Rechten zu sehen. Dazu gehört das regelmäßige Leeren der Briefkästen ebenso dazu wie in Haus oder Wohnung deutlich sichtbar das Licht anzumachen und die Fenster zum Lüften zu öffnen. Hohe Hecken und Bäume bieten Einbrechern Sichtschutz. Stehen Aufstiegshilfen wie Mülltonnen oder Rankgitter unmittelbar am Haus, macht man es den Tätern leicht. Eine sorglos im Grundstück deponierte Leiter ist für Einbrecher eine ideale Einstiegshilfe. Übrigens: Selbst bei kurzer Abwesenheit empfiehlt die Polizei, alle Fenster zu schließen. „Auch ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster“, sagt Polizeihauptkommissar Kaminsky. Jeder halbwegs versierte Täter braucht nur 20 Sekunden, um ein gekipptes Fenster zu öffnen.

Die Versuche: Einbrecher geben sehr schnell auf

45 Prozent aller Einbrüche scheitern im Versuch. Denn Einbrecher sind ungeduldige Menschen. Sind sie nach drei Minuten nicht im Objekt, brechen sie erfahrungsgemäß ab. Es geht also darum, Zeit zu schinden. Kaminsky: „Man muss es den Tätern schwer machen.“ Denn in 80 Prozent aller Fälle reicht ein Schraubenzieher, um in fremde Wohnungen oder Häuser zu gelangen. Wissen sollte man, dass ein Großteil in Einfamilienhäuser über Terrassen- oder Balkontüren einsteigt. In Wohnungen gelangen die Täter zu 60 Prozent direkt durch die Tür. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten des Schutzes: mechanische und elektronische Hindernisse, die jeweils sichtbar oder unsichtbar für den Einbrecher sind.

Die Barrieren: Riegel und abschließbare Fenstergriffe

Für Fenster und Türen gibt es eine Vielzahl von einbruchhemmenden Verriegelungen, die sichtbar oder unsichtbar angebracht werden können. Das Problem für Mieter ist, dass sie an Fenstern oder Türen keine Veränderungen vornehmen dürfen. „Bohren oder Schrauben sind nicht erlaubt“, sagt Detlef Kaminsky. Gestattet sind allerdings Vorrichtungen, die am Mauerwerk angebracht werden, wie beispielsweise in der Wand verankerte Riegel, die Türen oder Fenster blockieren. Diese müssen nach Auszug nur demontiert werden. Nicht aufwendig, aber wirkungsvoll sind abschließbare Riegel, die vor allem an Balkon- oder Terrassentüren sowie an Fenstern in Erdgeschosslage empfohlen werden. Vermieter können dies ebenso wie zusätzliche, bessere Verriegelungen nachrüsten lassen. Die Kosten dürfen dann aber auf die Miete umgelegt werden.

Der Service: Polizisten beraten und kommen sogar ins Haus

Detlef Kaminsky und seine Kollegen beraten zu den verschiedenen Möglichkeiten und speziell auch zu elektronischen Sicherheitssystemen kostenfrei und produktneutral. Die Beratungsstelle befindet sich im Polizeipräsidium Dresden, Schießgasse und hat dienstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Auf Wunsch kommen die Polizisten auch ins Haus, um die Situation direkt vor Ort zu begutachten und Tipps zu geben. Für die Nachrüstung von Fenstern und Türen gibt es sogar spezielle Förderprogramme. Bis zu 1 600 Euro Unterstützung sind möglich.

www.polizei-beratung.de