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„Zauberpeter“ zu Gast in Weißwasser

Peter Kersten gibt heute eine Show in der Telux. Vorab spricht er über sein Leben und seine Reisen um die ganze Welt.

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© Dirk Sukow

Von Saskia Hoerdler

Zauberer Peter Kersten, auch unter dem Namen Zauberpeter bekannt, besucht am heutigen Sonnabend Weißwasser. Er zaubert im sozikulturellen Zentrum in der Telux. Vorab hat er sich einigen Fragen gestellt.

In den letzten Jahren waren Sie ja praktisch verschollen. Wo waren Sie?

Nicht wirklich. Ich war sehr aktiv. Aber weniger in Deutschland sondern in der ganzen Welt. Mitte der 90er Jahre bekam ich die Chance, meine Tätigkeit von vor der Kamera hinter die Kamera zu verlagern. Ich begann, für die „Windrose“, das Auslandsmagazin des mdr Fernsehens, Filmreportagen in aller Welt zu drehen. Ich habe mich beruflich wieder mal neu erfunden und ein weiteres Hobby zum Beruf gemacht. In den Jahren, in denen ich um die Welt gebummelt bin, sind ca. 150 Filmreportagen der unterschiedlichsten Formate entstanden.

Und dabei haben Sie die Zauberei aufgegeben beziehungsweise verlernt?

Nein, nein! Beides trifft nicht zu. Jeden Aufenthalt in Deutschland habe ich dazu genutzt, meine Show in kleinen Theatern oder bei anderen Gelegenheiten zu spielen. Auch unter dem Gesichtspunkt, nicht aus der Übung zu kommen. Und bei meinen Weltreisen hatte ich meinen Zauberkoffer immer dabei. Manch kleiner Trick mit Einheimischen war auch in den Filmen zu sehen. Und in den Ländern, in denen ich gefilmt habe, habe ich auch, meist einfach so zum Spaß, magische Shows öffentlich oder in Schulen gespielt.

Sie sind schon zu DDR-Zeiten zu vielen Gastspielen in die ganze Welt gereist.

Ja, ich musste schon seit den 70er Jahren immer in den Westen fahren. Als Devisenbringer ohne Westverwandtschaft und als Repräsentant. Bei meinem Gastspiel 1977 in den USA hat die „Washington Post“ sogar einen größeren Artikel über mich auf Seite 2 gebracht. Und ich durfte für Amy Carter zaubern, der Tochter des damaligen US Präsidenten.

Ist es das Gleiche, die Welt als Zauberer oder als Kameramann zu sehen?

Dazwischen liegen Welten. Als Magier habe ich mich auf meine Shows konzentriert. In der Freizeit wurde ich von meinen Freunden oder Gastgebern zu den Sehenswürdigkeiten und Attraktionen geschleift. Ich war so eine Art Tourist in abgespeckter Form. Bei meinen Filmreportagen musste ich mich intensiv mit dem Land, der Kultur und den Menschen auseinandersetzen. In nur wenigen Minuten musste die Story auf den Punkt kommen, das Wesentliche in wenigen Bildern und Sätzen gesagt sein. Ich habe dabei selbst unglaublich viel über andere Länder und Kulturen gelernt.

Man hat Sie bereits den „Copperfield des Ostens“ genannt. Sind sie darauf stolz?

Nein, ich habe mich darüber geärgert. Als ich David Copperfield - dessen Präsentationen ich übrigens sehr schätze – zum ersten Mal 1977 bei einem Kongress in Los Angelos traf, war ich zu Hause schon ein TV Star und Copperfield in den USA gerade mal ein junger, aufstrebender Magier. Besser, man hätte Copperfield als den „Kersten Amerikas“ bezeichnet. Ich war zuerst da und habe viele der großen Illusionen schon im DDR –Fernsehen oder im Friedrichstadt-Palast Berlin gezeigt, als selbst für viele Amerikaner Copperfield noch ein Unbekannter war. Beneidet habe ich ihn später um seine gute PR, die im Wesentlichen zu seinem kometenhaften Aufstieg gerade in Deutschland beigetragen hat. Ich denke da speziell an die „Liaison“ mit Claudia Schiffer.

Wissen Sie, wie viele Zaubertricks Sie in all den Jahren vorgeführt haben?

Ich habe hunderte Fernsehsendungen gemacht. Meine Lieblingsserie war und ist „Zauber auf Schloss Kuckuckstein“. Eine herrliche Zeit mit meinen großartigen Partnern Edgar Külow und Heinz Wizardo. Ich musste immer etwas Neues zeigen. Über den Daumen gepeilt habe ich während meiner Fernsehkarriere über 800 verschiedene Tricks vorgeführt.

Gibt es Tricks, die Sie noch heute besonders gern vorführen?

Oh ja. Es gibt einen, den habe ich schon in meiner ersten Fernsehsendung bei Heinz Quermann 1964 und später im alten Friedrichstadtpalast vor 3000 Zuschauern als Paradetrick gezeigt: Das Verschwinden eines roten Tüchleins in einem Papiertütchen. Das führe ich auch immer noch zur Eröffnung meiner Bühnenshow vor. Dieser Trick begleitet mich ein Leben lang, wie andere Männer die Ehefrau. Außerdem – wenn man mit Gastspielen durch die Welt zieht, wo das Publikum immer wieder neu ist, braucht man keine neuen Tricks.

Sie haben Chemie studiert. War das förderlich für die Zauberei?

In gewisser Weise ja. Auch in der Zauberei braucht man logisches Denken, muss Tricks und Shows wie ein physikalisch-chemisches Experiment präzise planen, auf Durchführbarkeit prüfen, alle Grenzparameter betrachten. Und dann freut man sich, wenn es klappt, wie man vorausgesagt hat. Oder auch nicht.

Hat schon einmal jemand einen Ihrer Tricks durchschaut?

Ganz selten. Aber es ist schon vorgekommen, dass mir einer nach der Show bei der Autogrammstunde gesagt hat: „Wie Sie den Trick gemacht haben, das weiß ich.“ Dann sage ich: „Ich weiß es auch. Aber wir sollten nicht darüber reden.“

Was sollte man sich unbedingt einmal auf der Welt angesehen haben?

Ich werde oft nach Reisetipps gefragt. Und ehrlich, ich habe ein Problem damit. Jeder hat andere Interessen, einen anderen Geschmack. Was dem einen gefällt, ist für den anderen furchtbar. Aber ich versuch es trotzdem: Karibik: Traumstrände, gehobenes Portemonnaie, Anguilla. Mittleres Portemonnaie. Natürlich kann ich Indonesien empfehlen. Bali mit seiner einzigartigen Kultur, den vielen Sehenswürdigkeiten und der Vielfalt der Landschaft.

Aber Sie wollen nun doch wieder Deutschland als Ihr Zuhause wählen?

Nun, Deutschland war natürlich trotz allem immer mein Zuhause. Aber die Reisetätigkeiten werde ich etwas einschränken. Die „Windrose“ wurde im mdr vor einigen Jahren abgesetzt und damit ist ein Teil meiner Arbeit weggebrochen, zum anderen bin ich nun in dem Alter, wo ich kürzer treten muss. Auch aus gesundheitlichen Gründen. Man reißt mit über 70 keine Bäume mehr aus.

Und was treiben Sie so zurzeit in Deutschland?

Ich schreibe an meinem neuen Buch „Mit Kochgeschirr und Zauberstab“. Ich habe bei meinen Weltreisen auch in vielen Ländern Kochrezepte in authentischem Milieu gefilmt. Die schönsten werden hier mit einem Begleitvideo veröffentlicht. Meine Spezialität waren auch immer Weihnachtsfilme. Wie feiern andere Kulturen in abgelegenen Gebieten der Erde Weihnachten? Einige solcher Reportagen waren als 30-Minuten-Filme im Weihnachtsprogramm des mdr zu sehen. Ich werde jetzt für etwa ein Jahr, mit kleinen Unterbrechungen, in Deutschland auf Tournee gehen. Natürlich zaubere ich außer in Festsälen für Firmen und in Theatern auch bei privaten Events, runden Geburtstagen oder Hochzeiten. In meiner neuen Bühnen-Theater-Weihnacht-Show werde ich einige kurze Filmreportagen zeigen: Skurrile, lustige, eigenartige Weihnachtsgeschichten aus aller Welt. Eingebettet in verblüffende Zaubertricks.

Kontakt: [email protected]