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Zauberhaftes Winterfest

Der Bautzener Stadtteil Gesundbrunnen feierte am Wochenende – mit Feuerschale und Gästen aus Russland.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Nachdem sich der Flockenwirbel in Bautzen gelegt hatte, eroberte ein besonderes Schneeflöckchen am Sonnabend die Bühne im Festzelt am Platz der Völkerfreundschaft. „Snjegurotschka“, zu Deutsch Schneeflöckchen, ist im Russischen die treue Begleiterin von „Djed Moros“, also Väterchen Frost. Letzterer bringt in Russland anstelle des Weihnachtsmannes die Geschenke. Doch natürlich hatte der bärtige Geselle, der einen blauen Mantel trägt, auch für die Kinder aus dem Stadtteil Gesundbrunnen Süßigkeiten im Gepäck. Dafür mussten sie allerdings auch was tun. Nämlich zusammen mit Snjegurotschka singen und tanzen und allerlei Spiele absolvieren. Und wie sein deutscher Kollege wollte Väterchen Frost natürlich auch ein Gedicht hören. Eric, Fünftklässler aus dem Sorbischen Gymnasium, verblüffte den Bärtigen mit einem perfekt auf Russisch aufgesagten Gedicht. Das ist aber kein Wunder, denn Eric kommt aus einer russlanddeutschen Familie, die früher in Kasachstan wohnte. Sein Opa Franz Iochim, kam im Jahr 2002 mit seiner Familie nach Bautzen. Wie er sagte, war er in einer Großstadt aufgewachsen. Dafür, dass Bautzen recht klein ist, sei es großartig, was hier auf die Beine gestellt wird. Das betrifft nicht nur das Winterfest, sondern auch die anderen kulturellen Angebote in der Stadt.

Novum für den Stadtteil

Das Winterfest auf dem Platz in der Nähe des Einkaufszentrums ist ein Novum für den Stadtteil Gesundbrunnen. Zu allen Einwohnern hatte sich das Ereignis noch nicht herumgesprochen. Auch mochte die Kälte am Sonnabend viele von einem Fußmarsch zum Zentrum des Stadtteils abgehalten haben. Anwohnerin Angelika Müller fand deshalb, dass das Fest noch etwas mehr Zuspruch verdient hätte. Denn die Organisatoren hätten sich wirklich viel Mühe gegeben. Zu denen, die das Winterfest ins Leben gerufen haben, gehört Kirsten Schönherr von der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft, einem der Großvermieter im Stadtteil. Sie fand die Resonanz angesichts der Kälte mehr als zufriedenstellend. Gegen die Kälte half draußen immerhin eine Feuerschale, die von Schülern des Melanchthon-Gymnasiums bewacht wurde. Drinnen im Festzelt war es ohnehin mollig warm, denn das Zelt ist beheizt. Mitglieder des Vereins Leuchtturm-Majak, ebenfalls einer der Organisatoren, verkauften Kaffee und Kuchen sowie die typisch russischen „Blini“, also Eierkuchen, die man hierzulande auch Plinsen nennt.

Schüchterner Sohn taut richtig auf

Zu den Kindern, die sich von „Snjegurotschka“ aus der Reserve locken ließen, gehörte auch der vierjährige Robin. Sein Vater Toni Matzke freute sich, dass sein sonst so schüchterner Sohn hier mal so richtig auftaute. Er fand es klasse, dass auch mal in seinem Stadtteil etwas stattfindet und nicht immer nur in der Innenstadt. Dadurch, dass es nicht so überlaufen sei, sei es richtig gemütlich. „Alles ist so hübsch dekoriert“, sagte er. Auch Jan Kunze gefiel das Fest. Seiner Meinung nach sollte es künftig jedes Jahr hier stattfinden.

Natalia Deis, die Vorsitzende des Vereins Leuchtturm-Majak freute sich ebenfalls über die gute Stimmung. „Es ist richtig multikulti hier“, sagte sie. Denn auch einige Asylbewerber-Kinder machten fröhlich bei den Spielen von „Snjegurotschka“ mit. Das weiß gekleidete Schneeflöckchen heißt übrigens mit bürgerlichem Namen Anna Gisbrich. Sie und Väterchen Frost, alias Nikolaj Ustinow gehören dem Verein „Mosaika“ aus Bischofswerda an.