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Wolfsbarsch und Albatros

Die Rockband Karat feiert 40. Jubiläum und kommt zu einem kulinarischen Konzert nach Dresden. Auch Radeberg spielt eine Rolle.

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© Electrola

Von Jens Fritzsche

Kalbs-Carpaccio, Wolfsbarsch und Trüffelspaghetti treffen erstklassige Rockmusik. Am kommenden Freitagabend im „Kastenmeiers“ im Dresdner Kurländer Palais nämlich. Dann lädt Dresdens Spitzenkoch Gerd Kastenmeier zum „Kulinarischen Gig“ ein – ein ungewöhnliches Konzert mit Köstlichkeiten, Wein und der Ostrock-Legende Karat. Die Musiker feiern in diesem Jahr bekanntlich ihr 40. Jubiläum –  und sind an diesem Abend im ganz intimen Rahmen zu erleben und stehen anschließend zu ganz persönlichen Plaudereien bereit. Schon mal vorab verrät Karat-Sänger Claudius Dreilich der SZ, was die Band mit Radeberg verbindet und warum Karat unbedingt mal in der Semperoper spielen will.

Claudius, Karat kommt ja derzeit aus dem Feiern gar nicht heraus: Jubiläumsjahr 40 Jahre Karat und am 14. August hat Gitarrist Bernd Römer geheiratet …

Ja, das war eine tolle Feier! Das Wetter war super, viele Freunde und Kollegen waren da. Rund 200 Gäste. Musik haben wir übrigens nicht gemacht, das haben wir diesmal anderen überlassen …

Hinzu kommt in diesem Jahr ja auch noch das Jubiläum zehn Jahre Claudius Dreilich als Karat-Sänger …

Ach, das ist nicht so wichtig. 40 Jahre Karat stehen im Vordergrund. Dass es zehn Jahre sind, war mir übrigens gar nicht so bewusst – das hat jüngst ein Journalist ausgerechnet. Und als ich das gelesen habe, war ich allerdings schon erstaunt: Was, solange ist das schon wieder her …

Haben Sie den Schritt vom erfolgreichen Ikea-Macher ans Mikrofon in dieser Zeit schon mal bereut?

Nie! Es ist eine tolle Zeit, mit spannenden Erlebnissen –  und natürlich auch mit vielen neuen Freunden, die ich in der Möbel-Branche wohl nie kennengelernt hätte.

Zu diesen Freunden gehört auch der Dresdner Spitzenkoch Gerd Kastenmeier. In seinem Restaurant im Kurländer Palais spielt Karat am kommenden Freitag ein ganz besonderes, ein ganz intimes Konzert. Was verbindet Euch mit Gerd Kastenmeier?

Gerd und ich sind mit den Jahren sehr enge Freunde geworden. Manchmal bezeichnen wir uns sogar als Brüder. Ein Journalist hatte das übrigens mal gehört – und sogar tatsächlich geglaubt …

Es ist nach einem Jahr Pause nun der dritte „Kulinarische Gig“ von Karat im Kastenmeiers. Auf die Idee zu dieser Konzertform, haben Sie mal erzählt, sind sie im Pool von Gerd Kastenmeier gekommen.

Wir saßen im Whirlpool bei einer Flasche Rotwein und Gerd war gerade mächtig in der Planung für sein damals neues Restaurant im Kurländer Palais. Da sind wir dann auf die Idee gekommen, mal ein solches Konzert zu machen, bei dem neben unserer Musik auch die Kochkunst von Gerd im Mittelpunkt steht. Dann haben wir das vor drei Jahren zum ersten Mal gemacht – und weil es so erfolgreich war, haben wir‘s dann auch noch mal wiederholt.

Augenzwinkernd gefragt: Es ist aber nicht nur der Whirlpool, wo Ihnen Ideen für besondere Konzerte oder Lieder kommen …

Nein, natürlich nicht. Auch beim Fahrradfahren oder im Hotel. Wobei man zugeben muss: Von vielleicht 30 Ideen werden 29 letztlich wieder verworfen. Aber diese eine Idee schafft es dann auf die CD …

Apropos, zum Start ins Jubiläumsjahr gab’s ja mit „Seelenschiffe“ auch ein neues Album. Auch mit einem Duett mit dem Sänger und Komponisten Gregor Meyle. Der ist ja eher ein musikalischer Held der jüngeren Generation – und hat Karat dann auch in seine Sendung „Meylensteine“ sozusagen ins „Jugendfernsehen“ auf Vox geholt. Spüren Sie eine Verjüngung im Publikum?

Ich glaube, diese Reportage hat schon etwas bewirkt – denn wir werden oft auf ihn und er bei seinen Konzerten auf uns angesprochen. Aber generell kann man sagen, dass in den vergangenen drei, vier Jahren eine massive Verjüngung unseres Publikums zu erkennen ist. Ich vermute, dass das mit dem Trend in den Medien zusammenhängt, wieder stärker auf deutschsprachige Musik zu setzen. Das kommt uns –  wie allen deutschsprachigen Künstlern auch – spürbar zugute. Ich hoffe, dieser Trend hält noch eine Weile an.

Gregor Meyle war ja auch beim großen Karat-Jubiläumskonzert Mitte Juni in der Waldbühne in Berlin dabei. Aber als große Überraschung mit Christoph Schneider auch der Schlagzeuger der Krawall-Rocker von Rammstein. Wie kam es denn zu diesem Besuch?

Ich kenne Christoph schon lange. Er hat mal bei mir um die Ecke in Berlin-Köpenick gewohnt. Und deshalb habe ich ihn einfach gefragt. Außerdem gebe ich auch gern zu, dass ich durchaus Rammstein-Fan bin.

Gibt es jetzt auch den „musikalischen Gegenbesuch“?

Das glaube ich eher nicht.

Noch einmal zum großen Jubiläumskonzert vor über 12 000 Fans bei nicht so tollem Wetter in der Waldbühne. Auf dieser Bühne das Jubiläum zu feiern, war Euer großer Traum. Was ist denn so reizvoll an der Waldbühne?

Unser Gitarrist Bernd Römer hat das mal auf den Punkt gebracht: Es ist eine der legendärsten Bühnen Deutschlands. Nicht nur, weil sie mal von den Fans der Rolling Stones komplett zerlegt worden war … Karat war ja auch in den 1980er Jahren mal dort bei einem Festival –  und die Kollegen, die damals schon dabei waren, schwärmen noch heute davon. Und es war ja auch ein tolles Jubiläums-Konzert! Das Wetter war außerdem gar nicht so schlecht – pünktlich zum Konzertstart nieselte es ja nur noch.

Aber auch Dresden dürfte für Karat ein ganz besonderer Ort sein …

Natürlich – zum einen, weil Karat ja ganz in der Nähe 1975 das erste Konzert der Bandgeschichte gegeben hat – und natürlich auch wegen des Sieges beim Dresdner Schlagerfestival mit „Über sieben Brücken“, was ja einen richtigen Schub für die Band gebracht hatte.

Sie sagen bei Konzerten in Dresden auch immer, Dresden sei Ihre Lieblingsstadt. Eine Floskel?

Nein, überhaupt nicht! Ich bin ja durch meine Freundschaft mit Gerd Kastenmeier etwa alle sechs bis acht Wochen hier – wir machen dann Herrenabend und unsere Mädels gehen shoppen. Dresden ist schon etwas sehr Besonderes für mich. Halle/Saale ist meine Heimatstadt, aber Dresden ist tatsächlich meine Lieblingsstadt.

An dem Abend, an dem Ihr in Berlin die Waldbühne gerockt habt, waren Eure Kollegen von Karussell in Radeberg, beim großen Bierstadtfest zu erleben. Und hatten im Vorfeld in einem Interview erklärt, ein bisschen ein Problem mit dem Begriff Ostrock zu haben, weil sie deshalb zum Beispiel in Bayern in keinem Musikgeschäft Platten verkaufen könnten. Seht Ihr das ähnlich?

Nein, ganz und gar nicht. Ostrock ist doch längst eine echte Marke geworden, ein Gütesiegel. Ohne diese Wurzeln hätte es wahrscheinlich zum Beispiel nie die Texte gegeben, für die uns die Fans noch heute lieben – und das gilt ja nicht nur für Karat. Ostrock steht für eine bestimmte Qualität – darauf können wir stolz sein. Wobei man natürlich sagen muss, dass Karat mittlerweile länger im wiedervereinten Deutschland aktiv ist, als in der DDR. Wir sind natürlich längst eine gesamtdeutsche Band. Und unsere CDs verkaufen sich in Ost und in West.

Apropos: Wie läuft denn Eure aktuelle CD „Seelenschiffe“?

Genaue Verkaufszahlen habe ich jetzt nicht parat. Aber was ich in jedem Fall sagen kann: Die Songs der neuen Platte laufen in den Radiosendern und auch im Fernsehen super. Wir haben die Lieder ja auch hörbar an moderne Musiktrends angepasst, ohne unseren Sound zu verlieren …

Wobei die Leute immer hoffen, Ihr legt noch mal eine so erfolgreiche Platte vor wie die Scheibe „Der blaue Planet“, die ja weit über eine Million Mal über die Ladentische ging.

Ich weiß, aber man muss eben klar sagen: Wir leben heute im Jahr 2015 und der „Blaue Planet“ ist über 30 Jahre her. Man darf nicht stehen bleiben. Und zudem sind auch die Leute, die damals maßgeblich für Musik und Texte gesorgt haben, heute nicht mehr aktiv.

Vor zwei Jahren habt Ihr ja gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Kiel die spannende Live-CD „Karat-Symphonie“ produziert – und wolltet im Jubiläumsjahr damit eigentlich auch in der Semperoper auftreten …

Die Idee ist nicht vom Tisch. Aber es war zum einen terminlich schwierig, die Kieler für einen solchen Auftritt in diesem Jahr zu bekommen –  zum anderen waren die Verantwortlichen der Semperoper bisher noch nicht so richtig überzeugt. Am Ende muss man sagen, es wäre in diesem Jahr auch zeitlich ziemlich schwierig geworden. Also, wenn es im 40. Jahr nicht geklappt hat, dann klappt es vielleicht im 41. Jahr … Wir bleiben jedenfalls dran!

„Karat-Symphonie“ hat dabei auch eine Beziehung zu Radeberg …

Richtig, der Generalmusikdirektor des Orchesters, Georg Fritzsch, ist der Bruder des Radeberger Kantors Rainer Fritzsch. Auch wegen dieser Nähe würde uns alle der Auftritt in der Semperoper freuen.

Im nächsten April seid Ihr erst mal im Leipziger Gewandhaus zu erleben.

Ja, mit unserer Akustik-Tour. Da kommen wir im Herbst 2016 auch wieder in die Lukaskirche nach Dresden. Da waren wir ja Ende vergangenen Jahres schon mal – und es war ein wunderbarer Abend. Wir machen ja nur fünf bis zehn Akustik-Konzerte pro Jahr. Erstens, weil der Aufwand ziemlich hoch ist –  und zweitens soll es für die Fans auch etwas Besonderes sein. Und das ist es ja auch, die Lieder mal ohne viel Strom und Verstärker zu hören.

Wie geht es nach dem Jubiläumsjahr weiter?

Wir werden viele Konzerte geben. Die Anfragen sind spürbar gestiegen – das hängt sicher auch mit unserer derzeit hohen Medienpräsenz zusammen. Wofür wir sehr dankbar sind. Und dann bleiben wir natürlich auch weiter kreativ und arbeiten an Liedern für eine neue CD.

Schon im kommenden Jahr?

Nein, eher vielleicht in zwei Jahren. Im Oktober kommt erst mal eine DVD und eine Live-CD von unserem Jubiläumskonzert.

Um noch mal auf die Hochzeit von Bernd Römer zu sprechen zu kommen: Steht demnächst vielleicht auch Ihre Hochzeit an?

Da ist vorerst nichts geplant. Aber wenn es soweit ist, melde ich mich rechtzeitig … Jetzt kommen wir aber erst mal zum „Kulinarischen Gig“ ins Kastenmeiers!

Für das Konzert am 4. September ab 18.30 Uhr gibt es noch einige Restkarten: Reservierungen und mehr Informationen unter 0351 48484801.