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Wohnungen nach Brand unbewohnbar

In Neusalza-Spremberg hat sich ein Feuer von Autos auf ein Haus ausgebreitet. Die Fassade brannte. Dabei sind wohl giftige Dämpfe entstanden.

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© Sonja Haase

Von Gabriela Lachnit

Neusalza-Spremberg. Der Schock steckt den Mietern des Mehrfamilienhauses in der Bautzener Straße in Neusalza-Spremberg auch anderthalb Tage nach dem Brand noch immer in den Gliedern. Die 31-jährige Mieterin, alleinerziehend und Mutter von drei Kindern – das jüngste fünf Monate alt – und der 30-jährige Mieter, der erst am Donnerstag zum zweiten Mal Vater geworden war, können es nicht fassen, dass sie mit einem Schlag ihre Wohnungen verloren haben. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag hat es vor dem Haus gebrannt. Gegen 3.20 Uhr hat die dreifache Mutter Hilfe herbei gerufen. Ihr sechsjähriger Sohn war nachts wach geworden. Er glaubte zunächst, ein Müllfahrzeug stünde vor dem Haus. Das dachte er wegen des organgefarbenen Lichtes, das er draußen vor dem Kinderzimmer sah. Aber als er bemerkte, dass es brannte, weckte er seine Mutter und die alarmierte Polizei und Feuerwehr.

Danach ging alles recht schnell. Die Nachbarn wurden geweckt, alle Bewohner verließen das Haus. Der frischgebackene Vater war nicht zu Hause, sondern bei Verwandten im Nachbarort. Seine Freundin und das Baby waren noch in der Klinik.

Von außen sahen die Bewohner des Hauses das ganze Ausmaß des Brandes. Zwei Autos brannten lichterloh, auf ein weiteres war das Feuer schon übergesprungen. Die Fassade des sanierten Mehrfamilienhauses hatte ebenfalls Feuer gefangen. Sie ist mit einer Art Styropor gedämmt. Dieses Material setzt beim Verbrennen giftige Dämpfe frei. Diese Dämpfe und der Ruß der verbrannten Autos zogen in die Wohnungen. In der obersten Etage hatte der Mieter das Küchenfenster angekippt gelassen, das Schlafzimmerfenster stand angesichts der heißen Tagestemperaturen nachts offen, um den Raum herunterzukühlen. Das erwies sich nun als fatal, denn der Qualm und die Dämpfe konnten nahezu ungehindert in das Schlafzimmer eindringen. Feuerwehrleute hätten dem Mann berichtet, dass es gut war, dass er nicht zu Hause war, erzählt er. Denn die Dämpfe der Fassadendämmung hätten ihm sehr schaden können.

Die 31-jährige Mutter berichtet, dass die Feuerwehrleute den Mietern abgeraten haben, weiter in den Wohnungen zu leben, wegen der Styropordämpfe, die sich auf alle Möbel, Teppiche, Gardinen, auf das Bettzeug und alles in den Räumen gelegt haben. Im Kinderzimmer der großen Tochter der betroffenen Frau kann man sich nicht lange aufhalten. Trotz der ständigen Lüftung nach dem Brand durch die Mieterin hat sich ein beißender Geruch in dem Raum festgesetzt.

Beide Mieter sind mit ihren Familien vorübergehend bei Freunden und Verwandten untergekommen. Wie es jetzt für sie weitergeht, wissen sie nicht. Von den jeweiligen Versicherungen sind die ausgebrannten Autos abgeholt worden. Diese werden nun begutachtet. Vor dem Haus ist eine dunkle Brandstelle zu sehen. Die Fassade ist an einem großen Stück verbrannt. Ein Fenster der unteren, nicht vermieteten Wohnung ist verbrannt, bei einem anderen sind die Scheiben zersprungen.

Bei der Hausverwaltung, die ihren Sitz in Meißen hat und die das Gebäude für den Eigentümer verwaltet, haben sich die Mieter bereits am Sonntag gemeldet. Auf den versprochenen Rückruf der Hausverwaltung warteten sie am Montag bis 14 Uhr vergeblich. Auf eine Nachfrage der SZ gab es von einer Mitarbeiterin, die für das Gebäude in Neusalza-Spremberg zuständig ist, die Auskunft, dass es die SZ „gar nichts angehe“, was die Hausverwaltung vor hat, um den Mietern zu helfen.

Dass auch niemand aus der Stadtverwaltung Neusalza-Spremberg bei ihnen vor Ort war und Hilfe angeboten hat, ärgert die Brand-Betroffenen. Der ehemalige Bürgermeister Günter Paulick war da und habe sich erkundigt, berichten sie.

Der Neusalza-Spremberger Bürgermeister Matthias Lehmann (CDU) war auf SZ-Nachfrage am Montag nicht zu erreichen. Er war auf einer ganztägigen Dienstreise. Bauamtsleiter Matthias Köpp wollte noch am Montagnachmittag bei den vom Feuer betroffenen Familien vorbeischauen. Allerdings sieht er ein Problem darin, die Mieter mit anderem Wohnraum zu versorgen. „99 Prozent der Wohnungen in Neusalza-Spremberg sind vermietet oder gerade in der Modernisierung“, weiß der Bauamtsleiter. Dennoch will er versuchen, Ersatzwohnungen zu finden. Wer hier den beiden Familien helfen kann und will, sollte sich an die SZ wenden, die den Kontakt zu den Betroffenen vermittelt. Matthias Köpp will sich am heutigen Dienstag mit dem Bürgermeister abstimmen, wie den Brandopfern geholfen werden kann. Die Türe zum Rathaus stünde ihnen jederzeit offen, betont der Bauamtsleiter.

Die Polizei geht bei dem Feuer von schwerer Brandstiftung aus. Der eingetretene Schaden wird auf mehrere 10 000 Euro geschätzt. Drei Autos – ein Seat, ein Renault und ein Citroen – sind ausgebrannt. Ein Brandursachenermittler war vor Ort, es wird weiter ermittelt.

Wer den betroffenen Familien mit einer Wohnung helfen kann, meldet sich bei der SZ Löbau: Telefon 03585-47405460, [email protected]