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Wohnen wie der Torwächter

Das Rittergut Ebersbach soll zum exklusiven Wohnstandort werden. Allein 17 Reihenhäuser passen in die alten Scheunen.

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© Architekturbüro Müller & Müller

Von Jens Hoyer

Döbeln. Es ist fünf vor zwölf für das Rittergut Ebersbach. Das historische Torhaus steht vor dem Einsturz, die Scheunen sind in einem mehr oder weniger desolaten Zustand. Aber jetzt ist die Rettung des historischen Ortes in greifbare Nähe gerückt. Cornelia Zeibig vom Gestüt Sachsen, Verwalterin der Immobilie, hat eine Bauvoranfrage bei der Stadtverwaltung gestellt. Nach ihren Plänen soll das Rittergut mehr als 20 Familien ein Zuhause bieten.

Der Fachwerkbau wurde etwa um 1800 errichtet und ist in einem bedenklichen Zustand. Foto: ,
Der Fachwerkbau wurde etwa um 1800 errichtet und ist in einem bedenklichen Zustand. Foto: , © André Braun
Das Gutshaus des sogenannten Schweinegutes in Ebersbach ist gerade im Vollen Gange. Hier entstehen acht Wohnungen.
Das Gutshaus des sogenannten Schweinegutes in Ebersbach ist gerade im Vollen Gange. Hier entstehen acht Wohnungen. © Jens Hoyer

Peter Müller ist der Entwerfer der Zukunft des Rittergutes. Der Architekt aus Dresden hat ähnliche Projekte mit Erfolg in Pinkowitz zwischen Dresden und Meißen realisiert. Sein Entwurf sieht vor, in die alten Scheunen und Ställe Reihenhäuser einzubauen. 17 solcher Häuser passen in die riesigen Wirtschaftsgebäude hinein, jedes mit einem eigenen Außenbereich, der entweder zum Hof oder auf der Rückseite liegt. „Für jeden Bauherrn wird das individuell gestaltet und ausgebaut“, sagt er. Eine Scheune hatte die Verwalterin schon vor einigen Jahren wegen Einsturzgefahr einebnen lassen. Die Fläche soll zum Teil wieder bebaut werden, sagte Müller. Jeder Bauherr erwirbt vor dem Umbau ein herausgetrenntes Grundstück mit einem Gebäudeteil. Aus dem Förderprogramm ILE könne es für den Umbau Zuschüsse geben, außerdem seien besondere Abschreibungen für Maßnahmen zum Energiesparen möglich.

Auch das historische Torhaus, ein Fachwerkbau, ist zu retten. Müller hat ihn sich mit der nötigen Vorsicht angeschaut und ihn weniger kaputt vorgefunden, als befürchtet. „Der Dachstuhl selbst ist noch ganz gut. Ins Torhaus kommt eine Wohnung mit Schlafzimmer unter dem Dach“, sagt er. In dem relativ gut erhaltenen Herrenhaus sollen Mietwohnungen eingebaut werden. Die Eigentümer werden das Haus wahrscheinlich selbst vermieten, so der Architekt.

Ein Teil der Flächen des Rittergutes soll von allen Bewohnern als Gemeinschaftsflächen genutzt werden. „Da kann man eine Boulebahn einrichten. Ein Pavillon im Park wollen wir auch wieder herrichten“, so Müller.

Am sogenannten Schweinegut in Ebersbach probierten Zeibig und Müller schon mal im Kleinen aus, was im Großen im Rittergut funktionieren soll. Im vergangenen Jahr war in dem etwa 130 Jahre alten Gutshaus mit Umbau und Sanierung begonnen worden. Das Haus war lange unbewohnt, es gab wegen des undichten Daches Nässeschäden. „Aber das ist alles beherrschbar“, so der Architekt. Die Arbeiten sind derzeit im vollen Gange. Seit vergangener Woche wird das Dach neu eingedeckt. Derzeit kann man noch vom Erdgeschoss bis zum Dach hindurchschauen, weil noch Decken und Fußböden fehlen. Aber im September sollen die ersten Mieter einziehen können. „Wir bekommen laufend Anfragen“, sagte Müller. In dem historischen Gutshaus entstehen acht Wohnungen von 50 bis 100 Quadratmetern Wohnfläche und mit gehobenen Standard.

Seit 800 Jahren Rittergut

Im Jahr 1198 taucht ein „Petrus de Eversbach“ als mutmaßlicher Eigentümer eines Herrensitzes in einer Urkunde auf. Es ist die erste Erwähnung des Rittergutes, das im Laufe der Jerhunderte oft den Besitzer wechselte.

1945 wurde der Besitzer enteignet und das Rittergut als Volksgut bis 1990 weiterbetrieben. Danach war es in Privatbesitz.