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Wohnen im Pferdestall

Die Colmnitzer Agrargenossenschaft baut Gut Gahmig für Senioren um. Die Nachfrage ist jetzt schon riesig.

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Colmnitz. In dem ehemaligen Pferdestall steht fast kein Stein mehr auf dem anderen. Seit diesem Frühjahr baut die Colmnitzer Agrargenossenschaft (CAG) Gut Gahmig für altersgerechtes Wohnen um. Der Dreiseithof an der Oberen Hauptstraße in Colmnitz war schon zu DDR-Zeiten im Besitz der früheren LPG und ist seit 2014 im Vollbesitz der Agrargenossenschaft. Und genau so lange gibt es auch die Pläne, die Gebäude für altersgerechtes Wohnen zu nutzen.

Im Frühjahr wurde das alte Fachwerk des ehemaligen Pferdestalls abgebaut. Inzwischen wurden morsche Balken durch neue getauscht. Nun wartet das historische Gebälk darauf, wieder eingebaut zu werden.
Im Frühjahr wurde das alte Fachwerk des ehemaligen Pferdestalls abgebaut. Inzwischen wurden morsche Balken durch neue getauscht. Nun wartet das historische Gebälk darauf, wieder eingebaut zu werden. © Egbert Kamprath
Im Frühjahr wurde das alte Fachwerk des ehemaligen Pferdestalls abgebaut. Inzwischen wurden morsche Balken durch neue getauscht. Nun wartet das historische Gebälk darauf, wieder eingebaut zu werden.
Im Frühjahr wurde das alte Fachwerk des ehemaligen Pferdestalls abgebaut. Inzwischen wurden morsche Balken durch neue getauscht. Nun wartet das historische Gebälk darauf, wieder eingebaut zu werden. © Egbert Kamprath

Ursprünglich steckt der Gedanke dahinter, den denkmalgeschützten Dreiseithof, dessen einer Gebäudeteil noch bewohnt ist, in seiner Gänze erhalten zu können, erklärt CAG-Geschäftsführer Harald Lehradt. Und so sei schließlich die Idee gereift, daraus barrierefreie Wohnungen zu machen. Die einzelnen Gebäudeteile sollen nun Schritt für Schritt umgebaut werden. Im Frühjahr ging es mit dem ehemaligen Pferdestall los, der zwischen der alten Scheune und dem Wohnhaus steht. „Das Gebäude war am sanierungsbedürftigsten, deshalb haben wir damit begonnen.“ Im Zuge der Bauarbeiten wurde das alte Fachwerk sorgsam entfernt. Zum Teil mussten die morschen Balken durch neue ersetzt werden. Letztlich soll das Fachwerk wieder so aufgebaut werden, wie es einmal war. Nicht mehr zu retten war indes der Gebäudesockel. „Das Mauerwerk war in der Bausubstanz nicht für Wohnraum geeignet“, sagt Harald Lehradt. Deshalb mussten die Wände neu gemauert werden. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, soll die erste Zwischendecke eingezogen werden. Anschließend wird das Fachwerk im Obergeschoss aufgebaut und die Außenmauer hochgezogen. „Dann wird der Dachstuhl gemacht, hoffentlich bis vor Weihnachten“, sagt Harald Lehradt. Im Frühjahr soll es dann mit dem Innenausbau losgehen.

In dem ehemaligen Stallgebäude entstehen sechs Wohnungen auf drei Etagen, davon fünf Drei- und eine 1,5-Raum-Wohnung. Erst waren Zweiraumwohnungen geplant, dann stellte Harald Lehradt aber fest, dass Drei-Raum-Wohnungen gefragter sind. Er weiß, manche hatten zuvor ein eigenes Haus, deshalb sollten die Wohnungen nicht zu klein ausfallen.

Die Drei-Raum-Wohnungen sind etwa 60 bis 65 Quadratmeter groß und bieten Platz für Wohnbereich, Küche, Bad und Schlafzimmer. Überall werden breitere Türen eingebaut, damit auch ein Rollstuhl durchpasst, die Badezimmer werden mit einer ebenerdigen Dusche ausgestattet. Jede Wohnung bekommt außerdem einen Balkon oder eine Terrasse, ruhig gelegen, nach hinten raus, in Richtung Natur. Über einen Fahrstuhl können die künftigen Bewohner alle Etagen erreichen. Im Erdgeschoss sind mehrere Zimmer vorgesehen, die von allen Mietern genutzt werden können. Es entstehen ein Pflegebad, außerdem ein Platz für Waschmaschinen und ein Gemeinschaftsraum. Dieser soll zum einen Treffpunkt sein, aber auch für Familienfeiern zur Verfügung stehen. Zeitweise könnte der Raum auch von Friseur oder Fußpflege genutzt werden. Neben einer Kooperation mit Pflegediensten in der Umgebung gibt es auch die Überlegung, dass fahrende Händler den Dreiseithof als Haltepunkt nutzen, um dort ihre Back- und Fleischwaren zu verkaufen.

Denn Ziel ist es, dass Senioren auf dem Dreiseithof möglichst lange im vertrauten Umfeld bleiben können. Dieser Komfort hat allerdings auch seinen Preis. Zwischen fünf und sechs Euro pro Quadratmeter werden die Kaltmieten Lehradt zufolge betragen. „Das Interesse ist da. Wir haben schon jetzt mehr Anfragen, als im ersten Gebäude vermietet werden kann“, sagt der CAG-Chef. Einige Interessenten kommen direkt aus Colmnitz – ältere Leute, denen das eigene Grundstück zu groß wird, die aber gerne im Ort bleiben möchten, schildert Harald Lehradt. Mitte 2019 soll der ehemalige Pferdestall bezugsfertig sein, kommt ganz auf den Baufortschritt im Winter an. Vermietet wird wahrscheinlich aber erst ab Jahresende. „Das halbe Jahr Luft habe ich mir noch gegeben. Nicht, dass schon welche ihre Wohnungen kündigen, und wir sind noch nicht fertig.“ Kommendes Jahr soll dann auch die Planung für den Umbau der ehemaligen Scheune gemacht werden, die Harald Lehradt als Nächstes in Angriff nehmen will, danach ist das Wohnhaus dran. Insgesamt sollen am Ende 24 Wohnungen entstehen.

Für den Umbau des ehemaligen Pferdestalls rechnet Harald Lehradt mit Kosten in Höhe von etwa einer Million Euro. Dafür hat die Agrargenossenschaft 200 000 Euro aus dem EU-Förderprogramm Leader bekommen. Die restliche Summe wird über Eigenmittel finanziert, beziehungsweise über einen Kredit, der durch die Vermietung refinanziert werden soll.

Wer Interesse hat, eine Wohnung im Gut Gahmig zu beziehen, sollte einen Wohnantrag bei der Colmnitzer Agrargenossenschaft stellen.