Von Romy Altmann-Kühr
Oberlausitz. Honigbrunnen und Turmgaststätte auf dem Löbauer Berg stehen gleich ganz vorn. Auf alten schwarz-weißen Postkarte, aber gut erkenntbar, grüßen die beiden markanten Lokale. „Beide gibt es ja bis heute“, sagt Gerd Menzel. Der Neugersdorfer hat sich mit der Geschichte von Ausflugslokalen beschäftigt und dazu eine Ausstellung alter Postkarten gestaltet. Sie trägt den Titel „Ausflugsziele rund um den Kottmar um 1910“ und ist derzeit im Eibauer Faktorenhof zu sehen.
Oberlausitzer Ausflugsziele um 1910
Die Aufnahmen stammen allesamt aus der Zeit um 1910 – und dokumentieren in gewisser Weise das damalige Leben. „Als man noch ohne Automobil auf Tour ging“, wie es der Sammler ausdrückt. Durch die Industralisierung hatte sich die Region gut entwickelt, die Humboldtbewegung entstand, die Menschen gingen raus in die Natur. Da durften natürlich auch Ausflugslokale nicht fehlen, die man aufsuchen konnte, schildert Menzel. „Auch die Fotografie hatte sich weiterentwickelt“, erzählt er. Und so entstanden auch immer mehr Postkarten von den Lokalen. Die Wanderer verschickten sie gern an Verwandte. In seiner Sammlung hat Gerd Menzel auch einen besonderen Glücksfund: Die älteste noch vorhandene Ansichtskarte der Kottmarbaude. Sie ist kurz nach der Eröffnung der Baude im Jahr 1882 geschrieben worden. Im August muss die Aufnahme gemacht worden sein, am 1. Oktober 1882 hat der Schreiber sie in Eibau abgeschickt, einen Tag später ist sie per Post-Zug in Leipzig beim Empfänger angekommen. Das lässt sich an den Stempeln ablesen. „Es ist selten, an so etwas ranzukommen“, freut sich Gerd Menzel über seinen Zufallsfund. Schon früher seien Ansichtskarten begehrte Sammlerobjekte gewesen. Heute wird er oft im Internet auf Versteigerungsportalen fündig. Einige Fotos hat er aber auch als Leihgaben von den Besitzern bekommen.
So ist eine interessante Sammlung zusammengekommen, die teilweise Lokale zeigt, die nicht mehr existieren oder wenig bekannt sind. So gab es zum Beispiel die Batzenhütte im Königsholz, von der inzwischen nur noch die Grundmauern stehen. An „Neumanns Neue Welt“ auf dem Butterberg zwischen Neugersdorf und Georgswalde können sich betagte Einwohner noch erinnern, heute gibt es das damals stattliche Haus aber nicht mehr.
Erstaunlicherweise gibt es viele der von Menzel vorgestellten Ausflugsziele aber heute noch – die meisten werden sogar noch oder wieder betrieben. Dazu zählen etwa die bekannte Karasekschenke in Leutersdorf, der Berggasthof auf dem Bieleboh oder eben der Honigbrunnen, der nach vielen Jahren des Verfalls wieder aufgebaut wurde. Ebenso sind die vielen Bauden im Zittauer Gebirge größtenteils erhalten. Auch dorthin macht Menzel mit seiner Schau einen Abstecher. Von 32 Lokalen, die Menzel für die Ausstellung zusammengetragen hat, sind 21 noch als solche existent. Menzel möchte mit seiner Schau auch dazu anregen, mal wieder das eine oder andere Lokal zu entdecken. „Der Herbst ist ja die ideale Wanderzeit“, sagt der Sammler.
Gerd Menzel hat sich viel mit der Lausitzer Geschichte beschäftigt, zum Beispiel auch mit Eisenbahnhistorie und Postgeschichte. Seit der 75-Jährige aus dem Westen Deutschlands in seinen Geburtsort Neugersdorf zurückgekehrt ist, widmet er sich ganz seinem Hobby.
„Ausflugsziele rund um den Kottmar um 1910“ ist bis 25. November im Faktorenhof zu besichtigen:
Dienstag bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 13 bis 16.30 Uhr, am Wochenende und feiertags 13 bis 17 Uhr