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Wölfe am Hochstand auf der Lauer

Die Nachsuche des geschossenen Wildes im Landkreis Görlitz wird für die Jäger immer schwieriger. Denn sie bekommen zunehmend Konkurrenz.

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Von Frank-Uwe Michel

Die Wölfe im nördlichen Kreisgebiet scheinen eine neue Jagdmethode für sich entdeckt zu haben. Wie Gerd Eberle, der seit vielen Jahren in diesem Gebiet auf Pirsch geht, erzählt, ist die Nachsuche von geschossenem Wild komplizierter geworden. Seitdem sich der Wolf immer besser an die Bedingungen in seinem Territorium angepasst habe, sei er zu einem echten Konkurrenten geworden. „Die Wölfe haben gelernt, dass das Wild quasi auf dem Teller liegt, wenn ein Schuss gefallen ist“, so der Lodenauer Jäger. Man müsse sich beeilen, vom Hochstand herunterzukommen, den wartenden Hund aus dem Auto zu holen um zuerst bei dem erlegten Wild zu sein. Eberle kann sich noch gut an einen Fall erinnern, bei dem er einen sieben oder acht Kilo schweren Frischling geschossen hatte. Daraufhin holte er seinen Münsteraner und begab sich mit ihm auf die Spur. Als er den Wildschweinnachwuchs entdeckt hatte, machte sich schon ein Wolf über ihn her. Im Gebiet zwischen Lodenau, Neusorge, Pechern und See gebe es Stellen, an denen die Wölfe besonders stark vertreten seien. „Da gehe ich als Jäger gar nicht mehr hin, weil die Nachsuche mit dem Hund völlig unmöglich geworden ist.“

Dem Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ in Rietschen sind derartige Berichte bekannt. Und sogar noch mehr: „Es wurde berichtet, dass Wölfe mitunter bei Gesellschaftsjagden während der Jagd im Treiben verbleiben“, erklärt das Kontaktbüro auf SZ-Anfrage. In der Broschüre „Mit Wölfen leben“ informiere das Büro die Jägerschaft über mögliche Interaktionen zwischen Jägern, ihren Jagdhunden und den Wölfen. „In der Regel halten Wölfe aber Abstand, wenn sich Menschen nähern. Sollten sie sich bei dem verletzten oder toten Tier aufhalten, sollten Jäger davon absehen, sie zu vertreiben“, raten die Experten. Dass ein Wolf, der an einem getöteten Beutetier überrascht wird, auf Menschen aggressiv reagiert, sei jedoch nicht zu erwarten.

Befürchtungen, die ungewollte und vor allem unbewusste Nähe von Spaziergängern oder Pilzsammlern zu Wolfshöhlen mit Jungen könnten zu Konflikten zwischen dem grauen Jäger und den Menschen führen, teilt das Kontaktbüro nicht. Erfahrungen des sächsischen Wolfsmonitorings würden zeigen, dass erwachsene Wölfe in solchen Fällen durch sogenanntes Bellheulen aktiv auf sich aufmerksam machen, um den Menschen abzulenken und dadurch die Entdeckung der Welpen zu verhindern. Angriffe durch erwachsene Wölfe habe es bisher nicht gegeben.