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Wird wohnen am Sachsenhof zu teuer?

Während der Sanierung der Wohnblöcke in Klingenberg müssen die Mieter raus. Für manche ist das nicht das einzige Problem.

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Klingenberg. Christa Pfeifer lebt seit 27 Jahren in ihrer Dreizimmerwohnung. Doch bald muss sie raus, so die Angst der Rentnerin. Denn die Gemeinde Klingenberg, in deren Block die 80-Jährige „Am Sachsenhof 5“ wohnt, will die vier sanierungsbedürftigen Plattenbauten nach und nach auf Vordermann bringen. Während der Sanierung müssen die Mieter raus. Doch nicht nur das bereitet der Rentnerin Kopfzerbrechen. Nach der Sanierung werden die Mieten teurer. Mit ihrer Rente von weniger als 1 000 Euro könne sie sich ihre neue alte Wohnung nicht mehr leisten, befürchtet sie. „Auch andere Mieter machen sich Sorgen“, sagt die 80-Jährige. Die SZ ging dem nach und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie teuer wird die Miete nach der Sanierung?
Die Mieten werden auf Grundlage der Sanierungskosten kalkuliert, sagt Bürgermeister Torsten Schreckenbach (BfK). Etwa 7,25 Euro wird die Kaltmiete pro Quadratmeter kosten, ortsübliches Niveau sind fünf Euro. Da die Wohnblocks aber auch energetisch saniert werden und eine neue Heizung bekommen, kann bei den Betriebskosten gespart werden. 70 Prozent davon machen die Heizkosten aus.

Wieso steigen die Mieten plötzlich so stark an?
Die Miete in den Wohnblocks ist seit den 1990er-Jahren kaum erhöht worden, da die Mieter viel selbst gemacht haben und die Gemeinde nur wenig investieren musste, sagt Schreckenbach. Der Mietpreis liegt zum Teil weit unter dem ortsüblichen Niveau, manche bezahlen nur etwa 3,85 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.

Was machen die, die ihre Wohnung dann nicht mehr bezahlen können?
„Uns ist bewusst, dass es Härtefälle geben kann. Wir sind bereit, über einzelne Fälle zu sprechen“, sagt der Bürgermeister. Der Gemeinde liege daran, so viele Mieter wie möglich zu halten. Grundsätzlich bestehe auch die Möglichkeit, in eine kleinere, günstigere Wohnung zu ziehen oder beim Landkreis Unterstützung zu beantragen.

Wieso saniert die Gemeinde gleich die ganzen Blöcke?
„Wir wollten die Wohnungen nicht eins zu eins sanieren, sondern den Grundriss an die heutigen Gegebenheiten anpassen“, sagt Schreckenbach. Deshalb sei es auch nicht möglich gewesen, die leerstehenden Wohnungen nach und nach zu sanieren. Außerdem wäre es am Ende wesentlich teurer geworden, wenn in Abschnitten gebaut worden wäre.

Warum werden die Blöcke überhaupt saniert?
„Bisher hatten wir in den vier Wohnblöcken 15 bis 20 Prozent Leerstand. Das resultierte aus dem Zustand der Wohnungen“, so Schreckenbach. Da habe sich die Frage gestellt, was damit passieren soll. Die Gemeinde spielte mit dem Gedanken, die unsanierten Wohnblöcke zu verkaufen. Profis von verschiedenen Wohnungsunternehmen rieten aber davon ab. „Die Frage war auch, was passiert mit den Wohnungen und den Mietern, wenn wir verkaufen.“ Im Gemeinderat sei viel über die Sanierung diskutiert worden. Schließlich fiel aber die Entscheidung, den Schritt zu gehen und den Standard zu verbessern.

Wissen die Mieter über die Pläne der Gemeinde Bescheid?
Die Mieter wurden im Vorfeld ausreichend informiert, sagt Schreckenbach. Unter anderem gab es eine Vollversammlung mit den Mietern aller Wohnblocks. Die Reaktionen auf das Vorhaben, die vier Blocks zu sanieren, sei unterschiedlich gewesen: Einige begrüßten die Pläne, andere wollten den alten Zuschnitt ihrer Wohnung behalten, und manche taten sich aufgrund ihres Alters mit dem Aus- und Rückzug schwer. „Wir haben uns bemüht, unsere Argumente so ausführlich wie möglich darzulegen. Dass das alles für die Mieter nicht einfach ist, wissen wir.“ Letzten Endes bleibe den Mietern aber keine andere Möglichkeit, als für die Zeit der Sanierung auszuziehen.

Wo wohnen die Mieter, während ihre Wohnung saniert wird?
Über diesen Zeitraum können die Mieter in die anderen Blöcke der Gemeinde ziehen. „Wir schauen uns die anderen Wohnungen im Vorfeld mit den Mietern an.“ Wenn notwendig, werden diese auch noch etwas hergerichtet. „Wir sorgen für die Mieter, wollen aber auch für uns den geringsten Aufwand.“ Alle Mieter aus Block zwei, die während der Sanierung raus mussten, hätten dafür Verständnis gezeigt. Es gibt außerdem noch die Möglichkeit, dauerhaft in eine bereits sanierte Wohnung in Block zwei zu ziehen und sich somit einen doppelten Umzug zu sparen.

Wie sollen ältere Mieter den Umzug bewerkstelligen?
Für alle Mieter, die in einen anderen Block ziehen, beauftragt die Gemeinde Unternehmen, die die Möbel samt Inhalt von der einen in die andere Wohnung räumen und später auch wieder zurück. „Wir sind dazu verpflichtet, die Kosten müssen wir als Vermieter tragen.“ Anpassungen bei Küchen oder Schränken muss die Gemeinde als Vermieter ebenfalls vornehmen. „Wenn jetzt eine Arbeitsplatte aus der alten Küche nicht mehr in die neue passt, müssen wir für Ersatz sorgen oder die Platte so zusägen lassen, dass sie passt.“ Schrägen gibt es in den neuen Wohnungen keine, und damit sollten auch alle Schränke reinpassen.