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„Wir wollen ein fröhliches Haus sein“

Seit drei Jahren gibt es die Anneli-Marie-Stiftung. Obwohl sie inzwischen etabliert ist, trauen sich manche nicht hinein.

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© Claudia Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Die Meißner Anneli-Marie-Stiftung möchte ein offenes Haus sein. Sie erinnert an die ermordete Gymnasiastin, will aber dennoch positiv aufs Leben blicken. „Wir wollen ein fröhliches Haus sein“, sagt Stiftungskoordinatorin Juliane Eisenmenger. Trotzdem räumt sie ein: „Manch einer hat gewisse Hemmungen, zu uns zu kommen, weil natürlich alle die traurige Geschichte kennen, die zur Gründung der Stiftung geführt hat.“

Dennoch sei dies kein Problem. „Wenn die Menschen darüber sprechen möchten, machen wir das auch. Gleiches gilt für die Familie Risse, die ebenfalls offen damit umgeht“, sagt die Koordinatorin. Doch obwohl das so ist, sollen andere Dinge im Vordergrund stehen. „Unser Ziel ist es, das Andenken an Anneli-Marie zu bewahren. Tätigkeiten wie Klavierspielen und die Malerei, die sie gern gemacht hat, bieten wir deshalb an“, sagt Eisenmenger.

Einigen Kindern und Jugendlichen eröffnet die Stiftung nicht nur ein Freizeitangebot, sondern völlig neue Perspektiven. „Ein Instrument zu spielen, ist schon ein teures Hobby. Durch den Klavierunterricht ermöglichen wir es Kindern, ihrer Leidenschaft nachzugehen, die das sonst nicht könnten“, sagt die Koordinatorin. 15 Euro kostet eine Stunde, einige der derzeit acht Kinder brauchen auch gar nichts zu bezahlen. Dass sich dabei unter den Teilnehmern auch das eine oder andere Talent verbirgt, zeigt sich an der Zehntklässlerin Bettina Schaller aus Brockwitz. „Bettina ist sehr talentiert. Sie setzt sich ohne Noten an den Flügel und spielt einfach los“, erzählt Juliane Eisenmenger voller Begeisterung. Etwas anders ist die Lage bei einem syrischen Mädchen, das in Meißen die fünfte Klasse besucht. „In ihrem Fall ist es nicht nur Musikunterricht, sondern auch ein kultureller Unterricht. Sie muss erst lernen, dass man leise sein sollte, wenn andere auf dem Klavier spielen oder dass man bei den Auftritten der Mitschüler am Ende klatscht.“ Auch die Kenntnis von Komponisten wie Beethoven oder Mozart müsse man in diesem Fall erst vermitteln, berichtet Eisenmenger über das breite Spektrum der Schüler.

Damit möglichst viele Kinder und Jugendliche, die die Hauptzielgruppe der Stiftung darstellen, in den Genuss des Unterrichts kommen, wirbt die Koordinatorin gerade Spenden ein. „Der Flügel und eine notwendige Reparatur an dem Instrument haben reichlich 14 000 Euro gekostet. Über die Aktion ‚Tastenpatenschaften‘ wollen wir dies refinanzieren.“ Jeder Spender erwerbe dabei eine Taste des Flügels für 150 Euro. „Von 88 Tasten sind jetzt noch 22 übrig. Weitere Spender können sich daher gern melden“, sagt Eisenmenger, die ein goldenes Band um den Flügel ankündigt, auf dem die Namen der Spender verewigt werden.

Neben dem Musikkurs gibt es in der Stiftung auch einen Malkurs. Und der ist sogar kostenfrei. „Herr Risse hat sich zu seinem 60. Geburtstag keine Geschenke, sondern Spenden gewünscht. Mit diesem Geld finanzieren wir die Malkurse“, sagt Eisenmenger. Ein neuer Kurs startet Ende Februar unter Leitung der Künstlerin Marie -Christine Rothenbücher, die im März außerdem ihre Werke ausstellen wird. Trotz dieses reichhaltigen Angebots wird die Stiftung in der Stadt nicht als Konkurrenz wahrgenommen. „Einen Maltreff gab es in dieser Form vorher nicht in Meißen. Und auch der Klavierunterricht ist unproblematisch. Wir haben ein gutes Verhältnis zur Musikschule“, versichert Eisenmenger.