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„Wir sitzen auf einem Pulverfass“

Der Bau einer Löschwasser- Zisterne für Wünschendorf verzögert sich weiter. Feuerwehr und Ortsvorsteher warnen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Wünschendorf. Die Ansage war deutlich: „Wir sitzen auf einem Pulverfass“, sagte Wünschendorfs Ortsvorsteher Wolfgang Weiß. Seine allseits bekannte Geduld sei am Ende. Energisch beharrte er darauf, dass das Thema sofort diskutiert werde. Der geplante Beschluss über zusätzliche Ausgaben für den Bau einer Löschwasser-Zisterne in Wünschendorf war da gerade von der Tagesordnung des Gemeinderats von Dürrröhrsdorf-Dittersbach geflogen. Im Klartext heißt das: Die Zisterne wird vorerst nicht gebaut.

Für Ortsvorsteher Weiß ein Unding. Seit vier Jahren sei offiziell bekannt, dass in Wünschendorf im Ernstfall nicht genügend Löschwasser vorhanden ist. „Wenn hier ein größerer Hof brennt, kommt es zur Katastrophe“, sagte Wolfgang Weiß. Die Gemeindeverwaltung müsse das angeschobene Projekt jetzt dringend zu Ende bringen, gerade in Anbetracht dieses extrem trockenen Sommers. „Der Brandschutz muss oberste Priorität haben.“

Sein Unverständnis äußert auch Wünschendorfs Wehrleiter Ulli Jäckel. Er war am Nachmittag vor der Ratssitzung von Bürgermeister Jens-Ole Timmermann (Unabhängige Bürger) telefonisch darüber informiert worden, dass der entscheidende Beschluss zum Bau des Löschwasserreservoirs vertagt wird. „Wir brauchen die Zisterne unbedingt“, sagt der Feuerwehrchef. Schon seit der Wende sei das klar. Seitdem habe sich nichts getan, die Wünschendorfer würden von Jahr zu Jahr vertröstet.

Zuletzt hatte die Feuerwehr im November 2017 öffentlich Alarm geschlagen. Sollte es zu einem Brand kommen, könnten sie nicht viel mehr ausrichten, als den Betroffenen beim Wegtragen ihrer Sachen zu helfen, erklärten die Feuerwehrleute seinerzeit vor dem Gemeinderat. Denn die Löschwasserversorgung reicht bei weitem nicht aus. Es gebe nur eine dezentrale Wasserstelle im Ort, die Hydranten seien in desolatem Zustand, der anliegende Wasserdruck viel zu niedrig.

Im Rathaus von Dürrröhrsdorf-Dittersbach ist das bekannt – und die konkreten Planungen für den Bau der Zisterne laufen schon seit dem vergangenen Jahr. Eigentlich sollte der Behälter mit einem Fassungsvermögen von knapp 100 Kubikmetern – also rund 100 000 Litern Löschwasser – längst gebaut sein, doch immer wieder kam es zu Verzögerungen. Unter anderem machte eine Baugrunduntersuchung eine umfangreichere Planung notwendig. Die Zisterne soll fünf Meter tief in die Erde, der Boden am ausgewählten Standort ist jedoch instabil und muss aufwendig abgesichert werden.

Nach langem Warten war jetzt alles fertig, die Gemeinde hatte die Bauarbeiten schon ausgeschrieben. Das böse Erwachen folgte bei der Öffnung der Angebote – beziehungsweise: des Angebots. Statt der nötigen drei Bieter hat sich nur eine Firma um den Bau der Zisterne beworben und deren Preis lag wohl deutlich über der vom Planer kalkulierten Kostenschätzung von 110 000 Euro. Wie hoch genau, wurde nicht bekannt, die Details diskutierten die Gemeinderäte in nichtöffentlicher Sitzung. Das Ergebnis: Die Ausschreibung soll aufgehoben und noch einmal neu gestartet werden in der Hoffnung, dass sich dann ein günstigerer Bieter findet. Der Baubeginn für die Löschwasserzisterne dürfte sich damit auf das kommende Jahr verschieben. Wünschendorf muss weiter auf ausreichenden Brandschutz warten.