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„Wir lassen uns von Trump nicht bedrohen“

Photon-Chef Michael Brandhorst will Geschäfte mit dem Iran machen und erwartet Schutz und Hilfe von der Politik.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Weil das Geschäftsfeld seines Unternehmens in Deutschland, Europa und der Schweiz prosperiert, kann Michael Brandhorst eigentlich ganz entspannt sein. Der gebürtige Niedersachse ist Geschäftsführer und Vertriebsleiter bei der Technologie-GmbH Photon Meissen. Geht es um die Entwicklung und Fertigung von komplexen Systemen, Baugruppen und Komponenten aus Metall sowie um Sprech-, Notruf- und Signaltechnik für Bahnunternehmen und den öffentlichen Raum, ist man bei Photon an der richtigen Adresse. Da die 85 Mitarbeiter an der Niederauer Straße in den letzten Jahren jedoch nach Wachstumsmöglichkeiten im Ausland für ihre Produkte suchen, weicht Brandhorsts Entspannung des Öfteren dem Ärger. Das hat viel mit dem politischen Weltgeschehen zu tun. „Das hat uns in den letzten drei, vier Jahren in gewissem Maß gleich drei Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Brandhorst, der auch Vorstandsmitglied beim Verein Bahntechnik Sachsen ist.

Jüngstes Beispiel ist die Aufkündigung des Atomabkommens durch US-Präsident Donald Trump mit dem Iran und die noch nicht abschätzbaren Folgen der Drohung von US-Seite, diejenigen zu sanktionieren, die ungeachtet dessen mit Unternehmen im Iran handeln. Das würde auch die Photon GmbH treffen. Erst im Sommer vergangenen Jahres knüpften die Meißner erste Kontakte in den Iran.

Milliarden für Eisenbahnnetz

Im Herbst informierten sich Spezialisten aus Teheran in der Firma. Brandhorst berichtet von einem Gegenbesuch einer sächsischen Delegation. „Seitdem stehen wir im Kontakt zu den Iranern und prüfen welche Produkte wir für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs dort zur Verfügung stellen und verkaufen können.“ Der Bedarf ist groß. Und Geld da. In den kommenden Jahren will der Iran über 20 Milliarden Dollar für den Ausbau seines Eisenbahnnetzes ausgeben. Technik aus dem Hause Photon – wie etwa Notruf-Informationssäulen oder Kabelstrecken – wäre dabei sehr gefragt. Fünf Prozent des Jahresumsatzes macht Photon derzeit durch Geschäfte im Ausland. „Mit dem Absatzmarkt Iran könnten es 10 bis 15 Prozent werden“, sagt Brandhorst, der sich die Geschäfte durch das Vorpreschen des US-Präsidenten nicht verderben lassen will. „Wir lassen uns als Unternehmen nicht von Trump bedrohen“, gibt er die Richtung vor. Dafür bedürfe es – wie bei anderen mittelständischen Firmen auch – jedoch der Unterstützung aus der Politik.

„Wir benötigen unternehmerischen Schutz und Hilfe durch klare Richtlinien in Deutschland und der EU, um die Geschäftsfelder und Kontakte aufrechterhalten zu können“, sagt der Firmenchef. Die EU-Mitgliedsstaaten sollten an dem Abkommen mit Iran festhalten und darüber nachdenken, etwa Erdöl in Zukunft nicht mehr in Dollar, sondern in Euro zu handeln, bringt Brandhorst eine Gegenmaßnahme ins Spiel. Hoffnung macht ihm die Europäische Union. Laut übereinstimmenden Medienberichten hat die EU-Kommission ein sogenanntes „Blocking Statue“-Gesetz auf den Weg gebracht. Es schützt europäische Unternehmen gegen die Einhaltung der US-Sanktionen und würde sogar Klagen gegen Washington ermöglichen.

Für Photon ist das ein wichtiges Zeichen. „Wir hatten zunächst in Russland gute Chancen gesehen, dann kam die Krim-Krise. Später waren wir schon sehr weit mit der Türkei, hatten einen Partner im Bereich Brandschutz für Eisenbahntunnel gefunden und wollten erste Produkte verkaufen. Da verschlechterten sich die diplomatischen Beziehungen beider Länder von Monat zu Monat.“ Seit Mitte 2017 sei deshalb das Prädikat „Made in Germany“ in der Türkei weniger gefragt.

Damit nun nicht noch der dritte mögliche Wachstumsmarkt in Gefahr gerät, setzt Brandhorst auf besagte Unterstützung. Diese benötigten auch Großunternehmen wie Siemens und Bombardier, die ebenfalls Bauteile von Photon erhielten. „Würden solche Firmen wegen des wegbrechenden Geschäfts mit Iran Aufträge stornieren müssen, würde das natürlich auf uns zurückfallen“, so Brandhorst.