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„Wir bauen unsere Laube wieder auf“

Für Familie Hunger kommt nichts anderes infrage. Sie hat bei einem Brand am Dienstag einiges verloren. Nun bangt sie um andere Früchte ihrer Arbeit.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig. Die Gartenanlage „An der Linde“ ist seit Dienstagmittag besonders gut besucht. Der Grund dafür ist aber eher makaber: Ein Feuer hat vier Lauben und die an die ehemalige Gartengaststätte angebaute Kegelbahn beinahe komplett zerstört. Die verkohlten „Gerippe“ der Gartenhäuser bieten einen traurigen Anblick und lassen erahnen, wie die Flammen gewütet haben. Das Ergebnis wollten sich viele Leisniger anschauen, kaum dass sich die dicken, schwarzen Rauchwolken verzogen hatten.

Die Rauchsäule hatte auch die Tochter von Familie Hunger gesehen. Sie arbeitet nur einen Steinwurf von der Gartengruppe an der Jahnstraße entfernt im Seniorenzentrum „Am Sonnenblick“. „Unsere Tochter rief mich daraufhin an“, erzählte Annelies Hunger (63). Obwohl sie schon Rentnerin sei, helfe sie noch immer ab und an in einem Supermarkt in Hartha aus. Ausgerechnet am Dienstag war ihre Hilfe gefragt. Ihren Mann hatte sie gleich mitgenommen. Denn Dieter Hunger (65) engagiert sich im Sternwarteverein in Hartha und hat das Chauffeurangebot seiner Frau genutzt, um in der Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte noch einige offene Arbeiten zu erledigen. Doch nach dem Anruf aus Leisnig setzten sich beide umgehend in Bewegung. „Ich bin sonst eigentlich jeden Tag im Garten“, so Dieter Hunger.

Seit 1978 bewirtschaftet die Familie eine der 80 Parzellen in der Anlage „An der Linde“. Der Garten liegt nur wenige Gehminuten von der Wohnung an der Jahnstraße entfernt. Deshalb denken die Hungers mitnichten ans Aufgeben – auch wenn nun ein beachtliches Stück jahrelanger Arbeit vernichtet ist. Zwar ist ein Teil der Laube aus Beton gewesen, der den Flammen kaum Futter bot. Doch der Vorbau ist verbrannt. Auch drei der Nachbarn sind betroffen, manche noch in größerem Umfang als die Hungers. Annelies Hunger gibt zu, sich seit dem Brand ständig darüber Gedenken zu machen, was das Unglück ausgelöst haben könnte. Ein Gartennachbar berichtete von lautem Knallen, danach sei das Feuer ausgebrochen.

Die Kriminaltechniker haben sich am Mittwochvormittag auf die Suche nach der genauen Brandursache begeben. „Es wird von einem technischen Defekt ausgegangen“, sagte Steffen Wolf von der Polizeidirektion Chemnitz dem Döbelner Anzeiger am frühen Mittwochnachmittag. Die Gesamtschadenshöhe wird nach seinen Angaben auf 50 000 Euro geschätzt.

Nun müssen sich die Geschädigten kümmern, Kontakt mit ihren Versicherungen aufnehmen. Familie Hunger hofft, dass sie sich ein neues Holzgartenhäuschen leisten kann. Besonders traurig ist Dieter Hunger, dass er durch den Brand auch ein Teleskop verloren hat. Erst im Vorjahr erfüllte sich der Hobbyastronom damit einen Wunsch. Zuletzt hatte er sich am Montag den nächtlichen Sternenhimmel auf diesem Weg angeschaut.

Wehmütig schauten die Gärtner am Mittwochmittag aber auch auf ihre Blumen- und Gemüsebeete. Sie wagten sich nicht, die Polizeiabsperrung zu überwinden. „Wenn wir aber jetzt nicht gießen können, geht uns alles ein, sind die Arbeit und Mühen seit dem Frühjahr vergebens gewesen“, so Dieter Hunger. Wie die Polizei am Nachmittag dem DA sagte, sind die Gärten wieder freigegeben. Familie Hunger wunderte sich allerdings, dass sie darüber niemand informiert hat. „Wir Geschädigten haben alle unsere Daten der Polizei übergeben“, sagte der 65-Jährige.

Uwe Dietrich vom Ordnungsamt hatte am Mittwoch auch noch einiges wegen des Brandes in der Gartenanlage zu klären. Den mehr als 60 Feuerwehrleuten, die im Einsatz waren, bestätigte er, einen guten Job gemacht zu haben. „Das war die einhellige Meinung vor Ort und auch bei der internen Auswertung“, sagte er dem DA.