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Winzerzug in Eiche

Holzbildhauer Günter Weichelt aus dem Erzgebirge hat etwas Besonderes für das sächsische Weinzentrum geschnitzt. Ab sofort kann es in der Hoflößnitz angeschaut werden.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul/ Schmiedeberg. Meister Weichelt hat noch einen Span entdeckt. Er nimmt ein Elfer-Formeisen, um auch diese letzte Unebenheit am Winzerzugrelief zu entfernen. Fertig. Die Platten sind montiert. 5,50 Meter Länge und 33 Zentimeter Höhe. Bestes Eichenholz aus einem Wald im Erzgebirge.

Balleisen und Formeisen – die Werkzeuge des Holzbildhausers.
Balleisen und Formeisen – die Werkzeuge des Holzbildhausers. © Arvid Müller
Weingott Bacchus mit seinem Wagen ist Teil des Reliefs.
Weingott Bacchus mit seinem Wagen ist Teil des Reliefs. © Arvid Müller

Günter Weichelt ist Holzbildhauer und hat seine Werkstatt in Schmiedeberg, zwischen Dippoldiswalde und Altenberg am Hang gelegen. Manche Radebeuler kennen den älteren Herrn mit den geschickten Händen. Zu den Weihnachtsmärkten im Weingut Hoflößnitz hat er den Besuchern schon seit Jahren seine Schnitzkunst gezeigt. Manche haben ihm an seinem Stand im Kavaliershaus was abgekauft.

Sieben Jahre ist es jetzt her, als die Idee mit dem Relief entstand. Hoflößnitz-Geschäftsführer Jörg Hahn: „Damals haben wir das erste Mal darüber gesprochen, dass man doch den den originalen Winzerzug von 1840 von Moritz Retsch in Holz darstellen könnte.“ Die erste Darstellung des für die Sächsische Weinstraße berühmten Zuges mit den Wagen, dem Weingott Bacchus und den Winzern ist im Weinbaumuseum der Hoflößnitz zu sehen. Eine weitere Nachbildung aus Zinn und bunt bemalt gibt es auch auf dem Gut – sie stammt aus DDR-Zeiten. Und seit gestern besitzt das städtische Weingut noch eine Rarität.

Kurz vor dem Mittag passen Tischler Martin Ulrich und Bildhauer Günter Weichelt die Eichenplatten aneinander. Detail für Detail des Retsch-Zuges fügt sich. Holzkeile halten die Platten. Schließlich wird ein dritter Mann gebraucht, um den gesamten Eichen-Zug an jene Stelle zu hieven, wo ihn ab sofort die Gäste des Besucher- und Informationszentrums der Sächsischen Weinstraße bewundern können.

Das 5,50-Meter-Relief ziert den Tresen der großen Empfangsräume, wo auch eine originale Weinpresse und die Ausstellungsfächer aller 35 sächsischen Hauptwinzer zu sehen sind.

Hoflößnitzchef Jörg Hahn packt mit an. Vorsichtig wird das Kunstwerk eingesetzt. Es passt. Die Beleuchtung hebt die Plastiken eindrucksvoll hervor. Holzbildhauer Weichelt: „Es sind über 400 Figuren, die darauf dargestellt sind.“

Die drei Zentimeter starken Grundplatten aus Eichenholz hatte die Pirnaer Tischlerei Hering zur Verfügung gestellt. Ausgesuchtes altes, gut abgelagertes Holz. Aus den Platten hat Günter Weichelt in den letzten drei Jahren Detail für Detail, Körper und Köpfe, herausgehauen und geschnitten. Balleisen und Formeisen in verschiedenen Stärken kommen dabei zum Einsatz. Einzelne Tafeln des Reliefs hat der Bildhauer in den vergangenen Jahren schon zum Weihnachtsmarkt an seinem Stand im Kavaliershaus gezeigt.

Jetzt ist alles fertig. Bacchus zeigt sich gekrönt mit seinem Gespann. Der Wagen mit den moussierenden Weinen vom Wackerbarth’schen Gut ist formschön zu erkennen. Hinterher marschiert die Winzerschar. Das Werk ist gelungen.

Vor das Relief wird noch eine Glasscheibe gesetzt. Hinter dem Holz ist eine Zeichnung des Winzerzuges jetzt verdeckt. Sie schmückte vorher den Tresen. Eine vierstellige Summe hat das Weingut für den besonderen Schmuck über die Jahre eingesetzt. Günter Weichelt ist auch ein guter Käufer der Hoflößnitzweine. Der Rosé und der weiße Glühwein wären seine Lieblinge, sagt der Schmiedeberger. Und Weingutchef Jörg Hahn freut sich, dass sächsisches Handwerk aus dem Elbtal und dem Erzgebirge hier für ein gutes Werk zusammengeführt werden konnte.