Merken

Winterolympiade im Hochsommer

Ein Festzelt in Oberbärenburg voller Sieger: Die Sporttage bringen die erfolgreichsten Athleten der vergangenen Jahre zusammen.

Teilen
Folgen
© Daniel Schäfer

Von Heike Sabel

Oberbärenburg. Die höchste Promidichte weltweit hatte am Sonnabend wohl Oberbärenburg. Rein rechnerisch kam auf zehn Einwohner ein sportlicher Promi. Die Liste der Gäste las sich wie ein „Who is who“ der Bob- und Skeleton-Olympia-Geschichte. Von Gabriele Kohlisch bis Jessica Tiebel, von Carsten Embrach bis Francesco Friedrich, von Cathleen Martini bis Stephanie Schneider. „Und alle von hier, genial“, sagte Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten. Der trug ein blaues T-Shirt mit der Aufschrift „Altenberg 2020“, ein Hinweis auf das nächste Großereignis, die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaften. Das sportliche Großaufgebot am Sonnabend hatte zwei Anlässe: Die Oberbärenburger Sporttage und die Ehrung der Olympiasieger und -teilnehmer. Dafür hatte man ihnen nach Pyeongchang erst mal Ruhe und Zeit lassen wollen. Die Gäste im Oberbärenburger Festzelt sind fachkundig. Einfach nur Promi-Gucken ist nicht. Die Sportler werden mit Handschlag und Schulterklopfen begrüßt, setzen sich auf die Bänke zwischen die Leute und werden nach und nach vom ehemaligen Gewichtheber und heutigen Moderator Marc Huster auf die Bühne gerufen.

„Es läuft gut, alle sind gut drauf“, sagt ein entspannter Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich, der gerade vom Anschubtraining kam. Für Altenberg in zwei Jahren verspricht er das „ganz große Ding“. Franz, wie Friedrich auch genannt wird, hat seine Goldmedaille aus Pyeongchang mitgebracht. Er und die anderen geben Autogramme. Jürgen Zönnchen aus Falkenhain bei Altenberg ist einer der vielen Sammler. „Die Gelegenheit muss man doch nutzen“, sagt er. In seinem Quartett ist auch ein Autogramm von Nico Walther, dem Silber-Olympioniken dieses Jahres.

Gabriele Kohlisch wird inzwischen seltener darum gebeten. „Früher sagten die Kinder, meine Mutti kennt sie, heute heißt es, meine Oma kennt sie“, sagt die erste Weltmeisterin im Zweierbob der Frauen. Das war 2000 in Altenberg. Heute ist sie noch immer dabei, genau so wie Skeleton-Europa- und Weltmeisterin Diana Sartor, die gern in die Pilze geht, wenn die Zeit es zulässt, und sich ein E-Bike gekauft hat. Stephanie Schneider denkt gerade nicht an solche Freizeitbeschäftigungen, auch wenn sie durch einen Bandscheibenvorfall zurückgeworfen wurde. Auch sie ist Europa- und Weltmeisterin – im Bob –, aber sie hat ihren Blick auf die nächste Olympiade gerichtet. Ihre Vorgängerin Cathleen Martini hat sich vor zwei Wochen beim Volleyball die Nase gebrochen.

Aktive und Ehemalige, Eismeister und Trainer erzählen frei und unbefangen, man ist hier unter sich. Der Franz isst Eierschenke und trinkt ein Bier, für alle gibt es auf der Bühne einen Altenberger Kräuterlikör und für die aktuellen Sportler Gutscheine. Zum Einkaufen in einheimischen Sportgeschäften, betont Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten. „Damit das Geld in der Stadt bleibt.“

Während im Zelt über Sport geredet wird, wird draußen welcher betrieben. Kletterburg, Laserschießen, Riesenrutsche und natürlich eine Bahn zum Bobanschieben mit richtigem Bob. Hier sieht so mancher Kenner den Nachwuchs der Zukunft. Nico und Mirijam ist das mit dem Bob zu schwer. Sie bevorzugen dann doch lieber die Kletterburg. Aber wer weiß, viele Oberbärenburger Wintersportler kommen von der Leichtathletik…