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Wildschweine pflügen Gohrisch um

Die Tiere kommen im Herbst Ortschaften und Gartenanlagen gefährlich nahe. Denn hier lockt besonderes Futter.

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© Symbolbild/dpa

Von Katarina Gust

Gohrisch. Die kommen über Nacht und dann gerne im Dutzend: In den vergangenen Wochen haben Wildschweine für größere Schäden in Gohrisch gesorgt. Die Tiere hätten vor allem Straßenränder ins Visier genommen, wie Ortsvorsteher Enrico Blechschmidt berichtet. Die Rotten würden die Erde auf der Suche nach Nahrung regelrecht zerwühlen. Sie drehen die Grasflächen um, um darunter Würmer und Käfer zu finden. Selbst vor Gärten und dem Spielplatz haben die Wildschweine keinen Halt gemacht. Die Bereiche, in denen die Rotten wüteten, sehen oft aus, als hätte eine Granate eingeschlagen.

Jens Lippmann ist Revierförster im Revier Königstein.
Jens Lippmann ist Revierförster im Revier Königstein. © Frank Baldauf

Die Kommune könne kaum etwas dagegen machen, sagt Enrico Blechschmidt. „Wir haben schon Flatterband und Streifen mit Alufolie an den betroffenen Stellen angebracht, um die Tiere zu verschrecken“, erzählt er. Den Tipp hätte er von einem befreundeten Förster bekommen. Gewirkt hat die Aktion jedoch nicht. Der Effekt sei gleich Null gewesen. Die Wildschweine hätten sich von den flatternden Bändern nicht verscheuchen lassen. Eine Erfahrung, die auch Revierförster Jens Lippmann gemacht hat. Lippmann, der beim Forstbezirk Neustadt für das Gebiet um Königstein zuständig ist, kennt das Problem. Jedes Jahr im Herbst futtern sich die Tiere für den bevorstehenden Winter eine Fettschicht an. Dafür verlassen die Wildschweine oft ihre gewohnten Gefilde im Wald und nähern sich Ortschaften und Gartenanlagen. „Auf der Suche nach Eiweiß durchkämmen die Wildschweine jede Grünfläche. Dabei ist es ihnen egal, ob es eine Böschung, ein Garten oder ein Spielplatz ist“, sagt Lippmann. Die Tiere fressen so gut wie alles. Ganz oben auf ihrem Speiseplan stehen Würmer, Insekten und Maden. Über Knollen, Blumenzwiebeln und Wurzeln machen sie sich aber genauso gern her wie über herabgefallenes Obst. Das findet sich zum Beispiel in Schrebergärten, die von den Tieren regelmäßig heimgesucht werden. Der Grund ist auch der Kompost. Wenn Gartenbesitzer Speisereste darauf entsorgt, sei das für die Wildschweine eine einfach zu erreichende Futterquelle.

„Das Phänomen dauert meist aber nur bis Ende Oktober“, erklärt Jens Lippmann. Dann würden sich die Tiere wieder in die Wälder zurückziehen. Dort gäbe es zu dieser Zeit genügend Nahrung für sie, zum Beispiel Eicheln und andere Waldfrüchte. „Der Ausflug in Ortschaften ist dann nicht mehr attraktiv für die Tiere“, sagt er. Grundstücksbesitzer müssten sich mit der Situation aber nicht abfinden. Sie könnten selbst aktiv werden und sich gegen die nächtliche Invasion schützen. „Ein richtiger Zaun hält Wildschweine ab“, erklärt der Revierförster. Er empfiehlt sogenannte Wildschutzzäune, die es in fast jedem Baumarkt gäbe. Diese müssten sehr straff gespannt werden. „Wildschweine haben eine unheimliche Kraft, vor allem im Rüssel“, weiß Lippmann. Ein einfacher Maschendrahtzaun, der kurz über dem Erdboden endet, ist kein sicherer Schutz. Das Wildschwein könne seinen Rüssel darunter schieben und eine gewaltige Hebelwirkung entfalten. Zäune, die irgendwo Spiel haben, könnten die Tiere ebenfalls kinderleicht umlegen. Der Weg für die hungrige Meute wäre dann frei. Zäune sollten deshalb massiv im Boden verankert sein oder über einen Betonsockel verfügen. Auch eine Wühlstange kann verhindern, dass ein Wildschwein den Zaun hochstemmt.

Um die beschädigten Wiesen und Grünflächen in Gohrisch haben sich bisher die Mitarbeiter des Bauhofes gekümmert. Sie schwärmen aus, wenn über Nacht auf kommunalen Grundstücken gewütet wurde. Der Bauhof investiere aktuell viel Zeit, um die Schäden zu beseitigen. „Aber immer mit dem Risiko, dass es am nächsten Tag wieder ähnlich verwildert aussieht“, sagt Enrico Blechschmidt. Die Arbeit sei oft für die Katz.