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Wildnis-Station eröffnet

Interessante Begegnungen mit ursprünglichem Wald gibt es nun in der Königsbrücker Heide. Vor allem Jüngere profitieren.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Königsbrück. Was lange vermutet wurde, ist seit Donnerstag Gewissheit: „Der schwere Waldbrand, der kürzlich im Raum Schwepnitz tobte, ist auf Brandstiftungen zurückzuführen. An fünf verschiedenen Stellen im Waldgebiet haben Ermittler Beweise dafür gefunden“, gab Schutzgebietsleiter Dr. Jürgen Stein am Vormittag der versammelten Öffentlichkeit bekannt. Die Nachricht lässt nicht nur die anwesenden Bürgermeister der Anliegergemeinden aufhorchen. Die Königsbrücker Heide hat nämlich viele gute Freunde, von denen am Donnerstag viele dabei waren, als hier die neue Wildnis-Station eröffnet wurde.

Aus erster Hand ließ sich der sächsische Umweltstaatssekretär Frank Pfeil über die weiteren Vorhaben der AG Junior-Ranger informieren.
Aus erster Hand ließ sich der sächsische Umweltstaatssekretär Frank Pfeil über die weiteren Vorhaben der AG Junior-Ranger informieren. © Bernd Goldammer

Umweltstaatssekretär Dr. Frank Pfeil übergab die neu gebaute Wildnis-Station in Königsbrück. Sie wird der AG Junior-Ranger künftig als Stützpunkt dienen. „Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung erhöht die Akzeptanz des Themas Wildnis in der Bevölkerung“, sagte der Staatssekretär. Diesbezüglich sei die Schutzgebietsleitung bereits auf dem richtigen Weg. Busexkursionen, geführte Wanderungen, auch zum Aussichtsturm – die Naturschutzgebietsverwaltung bietet großartige Naturbegegnungen an. Das allgemeine Interesse ist groß und es wächst weiter.

Mit der neuen Wildnis-Station kommt nun ein Highlight hinzu. Immer mehr Waldbesucher und Naturfreunde haben jetzt weitere Möglichkeiten bekommen, die außergewöhnlich interessante Flora und Fauna kennenzulernen. Der Freistaat Sachsen hat sich in der Königsbrücker Heide schon vor vielen Jahren sehr bewusst für das Ziel Wildnis entschieden. „Natur sein lassen“ – ist nach wie vor angesagt.

Eine Delegation der Weltnaturschutzunion IUCN aus der Schweiz besuchte das Schutzgebiet schon. Sie hat festgelegt, was eine richtige Wildnis ausmacht. „Ausgedehnte ursprüngliche oder leicht veränderte Gebiete, die ihren natürlichen Charakter bewahrt haben, in denen keine ständigen oder bedeutenden Siedlungen existieren und deren Schutz und Management dazu dienen, den natürlichen Zustand zu erhalten.“

Nach ihrem Aufenthalt in Königsbrück stellten die Experten fest: Die Heide ist Schutzgebiet der Kategorie Ib, das einzige größtenteils unbeeinflusste Wildnisareal Deutschlands. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Natur den Panzer und Artillerie Schießplatz wieder einverleibt, überrascht selbst Fachleute. Über 80 Jahre wurde hier Natur zerschossen und von Panzern niedergewalzt. Jetzt hat Waldpädagogik das Sagen, und sie wird hier künftig noch stärkere Akzente setzen.

„Das massive Holzblockhaus dient der Wildnis- und Waldpädagogik, dem Naturerleben und der Umweltbildung in Deutschlands erstem Wildnisgebiet“, sagte der Umweltstaatssekretär bei der Eröffnung. „Gerade in Zeiten zunehmender Naturentfremdung sind solche Angebote für Kinder und Jugendliche eine gute Investition in die Zukunft“, betonte er. Die Besucher können aber auch etwas über nachhaltige Wertschöpfungsketten aus Sachsen erfahren. „Das Blockhaus wurde aus Baumstämmen gefertigt, die aus der nachhaltigen multifunktionalen Bewirtschaftung des Staatswaldes durch den Staatsbetrieb Sachsenforst stammen“, sagte Frank Pfeil.

Das Blockhaus wurde von Waldarbeitern des Forstbezirkes Plauen konzipiert und errichtet. Künftig werde es Ausgangspunkt für Wildnis-Exkursionen, Wildtier-Beobachtung und Stützpunkt der Junior-Rangerinnen und -Ranger in der Königsbrücker Heide sein. Auch Staatssekretär Dr. Pfeil nutzte die Eröffnungsveranstaltung, um auf den großen Waldbrand im nördlichen Teil des Naturschutzgebietes (NSG) hinzuweisen. „Unser Dank gilt allen, ob Feuerwehren, Kommunen, Landkreis oder Schutzgebietsverwaltung, die im September dabei geholfen haben, den Waldbrand erfolgreich zu bekämpfen.“ Es war um sehr viel Zukunft für die Region gegangen.

Fast 7 000 Hektar umfasst das Wald- und Heidegebiet, dessen internationale Bedeutung besonders in den letzten immer weiter Jahren zugenommen hat. Nachdem sich breite Kreise der Bevölkerung der Heidegemeinden in den Nachwendejahren gegen die geplante Weiternutzung als Truppenübungsplatz verwahrten, wurden die extrem munitionsbelasteten Flächen der Wildnis zurückgegeben. Jetzt ist ein einzigartiges Gebiet entstanden.