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Wilde Badestellen fallen beim Test durch

Die Gewässerqualität in der Region lässt zu wünschen übrig. Am Stausee Baderitz muss sogar gewarnt werden.

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© André Braun

Von Verena Toth

Region Döbeln. Der Sprung ins kühle Nass gehört für viele genauso zum Sommer dazu wie Eis essen und Sandalen tragen. Wer den Badespaß statt in einem gefliesten Freibadbecken lieber in einem Naturgewässer genießen will, hat in der Region Döbeln allerdings kaum eine Möglichkeit. Denn offiziell ist das Baden in Flüssen und Seen fast nirgendwo zu empfehlen. Grund: Die Wasserqualität und die Sicherheitsmerkmale erfüllen meist nicht die offiziellen Behördenstandards. An einigen Gewässern ist das Baden demnach zwar nicht ausdrücklich verboten, geschieht dann aber stets auf eigenes Risiko.

Der Stausee Baderitz ist vor allem bei den Anglern beliebt. Vom Baden rät das Landratsamt ab. Die Testergebnisse waren mikrobiologisch beanstandet worden.
Der Stausee Baderitz ist vor allem bei den Anglern beliebt. Vom Baden rät das Landratsamt ab. Die Testergebnisse waren mikrobiologisch beanstandet worden. © André Braun

„Im Landkreis Mittelsachsen gibt es derzeit nur wenige Naturbadegewässer, welche die Kriterien der Sächsischen Badegewässer-Verordnung erfüllen“, teilt das Landratsamt auf Anfrage des Döbelner Anzeigers mit. Dennoch seien dem Gesundheitsamt Gewässer bekannt, die von Einheimischen und Gästen gern als „wilde Badestellen“ genutzt werden. „Rechtlich gesehen besteht derzeit für solche Gewässer keine Überwachungspflicht durch das Gesundheitsamt. Dennoch könnten diese zur Gefahr für Badegäste werden. Aus diesem Grund werden einige Flüsse und Seen mindestens einmal jährlich durch das Gesundheitsamt beprobt“, erläutert Cornelia Kluge Pressesprecherin im Landratsamt Mittelsachsen.

„Wilde Badestellen“ getestet

Im Altkreis Döbeln gibt es mehrere „wilde Badestellen“, die im Juni amtlich untersucht worden sind. Dabei wurde festgestellt, dass an allen dieser Stellen die geforderte Sichttiefe der Gewässer unterschritten worden ist. Das bedeutet, dass allein durch die Sichteinschränkung ein erhöhtes Sicherheitsrisiko bestehe. Auch bei der chemischen Untersuchung der Wasserqualität stellte das Gesundheitsamt Werte fest, die das Baden nicht empfehlen. „In den Flüssen Jahna in Ostrau und in der Striegis in Grunau wurden erhöhte Coli-Bakterien festgestellt. Auch im Stausee Baderitz waren die Ergebnisse mikrobiologisch zu beanstanden“, so die Ergebnisse. Diese Bakterien können Krankheiten verursachen. In den beprobten Badegewässern wurde zumindest im Juni noch keine Massenentwicklung von Blaualgen festgestellt.

Die Messergebnisse vom Stausee Baderitz lassen Hartmut Jeromin, Inhaber der Herberge am Stausee, aufhorchen. „Unsere Gäste und Camper nutzen den See ganz gern mal für eine Abkühlung. Allerdings haben wir auch in den vergangenen Wochen beobachtet, dass es wegen des Wetters viele Algen gibt“, berichtet er. Das Baden werde er seinen Gästen nun aber erst einmal nicht mehr empfehlen. Auch für die Angler der Region ist der Stausee nahe der A 14 ein beliebtes Ziel. „Wir besetzen den Stausee jedes Jahr. Es gibt dort Aale, Karpfen, Weißfische, Hechte und Barsche“, zählt Christian Gast, Chef des Döbelner Anglervereins ASV Matec, auf. Verantwortlich für das Gewässer und den Fischbesatz ist der Anglerverband Leipzig. „Die derzeitige Situation und die Werte sind leicht zu erklären und hängen mit der Wettersituation zusammen. Auch wenn sich das Wasser nicht zum Baden für Menschen eignet, so heißt das nicht gleichzeitig, dass es schlecht für die Fische ist“, erläutert Matthias Kopp, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Wasserwirtschaft im Leipziger Anglerverband. Besorgniserregend sei die Lage derzeit aber noch nicht.

Wetter sorgt für schlechte Werte

Die Sächsische Landestalsperrenverwaltung bestätigt diese Erklärung: „Die schlechten Ergebnisse der Wasserqualität resultieren aus der gegenwärtigen Witterung. Durch die hohen Temperaturen wird das Algenwachstum angeregt, vorhandene Nährstoffe im Wasser begünstigen diese Entwicklung ebenfalls. Mit dem vermehrten Wachstum und späteren Absterben der Algen geht wiederum ein deutlicher Sauerstoffentzug einher“, so Pressesprecher Ronny Wecke. Gegenmaßnahmen seien derzeit aber nicht möglich. „Ein Verdünnungseffekt durch einen verstärkten Zufluss in die Talsperre ist wegen des gegenwärtigen Niederschlagsdefizites nicht realisierbar“, so Wecke weiter. Trotzdem werde bereits mit Warnschildern darauf hingewiesen, dass am Stausee Baderitz das Baden auf „eigene Gefahr“ erfolge. Zusätzlich sollen kommende Woche Hinweisschilder angebracht werden, die auf die Blaualgensituation hinweisen.

Das Landratsamt warnt generell davor, die „wilden Badestellen“ zu nutzen. Eine mangelnde Sichttiefe von mindestens einem Meter, Massenentwicklungen von Algen und die Konzentration von Bakterien und Schadstoffen könnten die Gesundheit der Badenden gefährden. „Sollte bei der Massenentwicklung auch die Blaualge (Cyanobakterien) eine Rolle spielen, so können die Blaualgen-Toxine Haut- und Schleimhautreizungen hervorrufen“, sagt Cornelia Kluge. Ein ungetrübtes Badevergnügen setzt sauberes und einwandfreies Wasser voraus. Daher empfiehlt das Gesundheitsamt, dass Badewillige auf die Freibäder im Landkreis ausweichen sollten. „Das Badebeckenwasser in den Freibädern wird aus hygienischer Sicht täglich durch den Betreiber und mindestens dreimal in der Saison durch das Gesundheitsamt geprüft, hier kann man bedenkenlos das kühle Nass nutzen“, so die Pressesprecherin. Wer es dennoch nicht lassen kann sich in einem „wilden Badegewässer“ abzukühlen, sollte sich nach dem Baden, spätestens am Abend, gründlich abduschen.