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Wieder Leben in der Festhalle

Die meiste Zeit steht das Objekt am Wilthener Handelszentrum Oberland leer. Doch jetzt tut sich was.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Wilthen. Kaum zu glauben, die Halle ist nicht wiederzuerkennen. Jedenfalls von innen. Statt nackter grauer Wände schwarze Stoffbahnen von der Decke bis zum Boden. Die großen Fenster sind nicht mehr zu sehen. Mitten im Raum stehen diverse Träger für die Licht- und Tontechnik. Roberto Weiß, André Rodig und Eric Stange krempeln die Ärmel hoch. Bis Sonnabend gibt es noch viel zu tun. Die drei und ihre Mitstreiter vom Team Hangar 01 laden dann zur Ü 30-Eröffnungsparty ein. Sie wollen die Festhalle am Handelszentrum Oberland (HZO) in Wilthen wieder beleben.

Angefangen hat alles vor acht Jahren in Bischofswerda. Dort organisierte das Team um Roberto Weiß damals seine erste Party – in einer Halle, die aussah wie ein Hangar für Flugzeuge. So kamen die Veranstalter zu ihrem Namen. In der Halle in Bischofswerda, in die später der Billiganbieter Pfennigfuchser einzog, ging es allerdings nicht weiter – wegen des Lärmschutzes. Einen Namen gemacht hat sich Hangar 01, wozu etwa 20 Mitstreiter gehören, seither vor allem durch Beachpartys in mehreren Freibädern. Besonders in Burkau läuft es sehr gut, sagt Roberto Weiß. Da kämen schon mal 1 200 Leute. Auch in Schmölln sind sie jeden Sommer mit einer Party am Start. Nur von der „Wasserwelt“ Steinigtwolmsdorf habe man sich wieder verabschiedet, weil es dort nicht genug Zuspruch gab.

Doch der Sommer in hiesigen Breitengraden ist nicht allzu lang – und Hangar 01 deshalb seit Längerem auf der Suche nach einer Winter-Location. Seit das Kulturhaus in Bischofswerda zugemacht hat, „gibt’s in der Region ja nicht mehr viel, wo man feiern kann“, sagt Eric Stange. Ein geeignetes Objekt zu finden, sei allerdings nicht leicht. „Wir sind viel rumgefahren“, erzählt André Rodig. „Und dann fiel uns das hier wieder ein“, sagt Roberto Weiß. 2010 hatte er schon einmal zwei Partys in der Festhalle am HZO veranstaltet. Allerdings gab es auch da Beschwerden wegen der Lautstärke. Trotzdem haben sich die Macher gesagt, „wir packen’s nochmal an“.

Aus zwei Gründen glauben sie, dass es diesmal keine Probleme mit zu lauter Musik geben dürfte. „Wir haben jetzt ein anderes Konzept.“ Statt Techno mit wummernden Bässen setzen sie auf verschiedene Musikrichtungen, wollen auch ein breiteres Publikum ansprechen als nur die Anhänger einer Richtung. Außerdem haben sie in den Schallschutz investiert – und in den großen Fensternischen 20 Zentimeter starke Dämmplatten verbaut. „Die Fenster sind jetzt besser gedämmt als die Wände“, erklärt Roberto Weiß lachend. Außerdem wollen sie die Anlage so ausrichten, dass es nicht zu laut wird. Schließlich sollen sich die Besucher im hinteren Bereich an der Bar auch unterhalten können, denn hier findet alles in einem Raum statt – auf insgesamt 800 Quadratmetern.

Die lagen zuletzt lange brach. „Festhalle der Textilarbeiter“ stand einst stolz über dem Eingang des bereits Ende der 1930er-Jahre errichteten Gebäudes. Zu DDR-Zeiten fanden darin unter anderem Schuleintritts- und Jugendweihefeiern statt. Kurz nach der Wende diente die Halle als Verkaufsraum, und später zog eine Disko ein. Auch der Wilthener Karnevalsverein hat etliche Faschingsfeten in der Festhalle veranstaltet. Doch zuletzt fand dort nur noch die jährliche Kreisschau der Rassegeflügel- und -kaninchenzüchter statt. Ansonsten tote Hose. Vor Jahren wurde zwar darüber diskutiert, aus dem Objekt ein zeitgemäßes Veranstaltungshaus für die Stadt zu machen. Doch daraus wurde nichts.

Veranstaltungen als Hobby

So findet heute, wenn’s in Wilthen was zu feiern gibt, das meist im Haus Bergland statt. Das hat der Karnevalsverein in den letzten Jahren aufwendig saniert – mit großer Unterstützung durch die Stadt. „Darauf liegt ganz klar unser Fokus“, sagt Wilthens Bürgermeister Michael Herfort (CDU). Dennoch freut er sich, dass sich nun auch in der Festhalle am HZO etwas tut. „Wenn wieder mal was für die Jugend los ist, kann das nur gut sein.“ Die Stadtverwaltung wolle das durch unbürokratische Genehmigungen gern unterstützen, habe ansonsten aber wenig Einfluss, da ihr das HZO samt Festhalle ja nicht gehöre. Nun müsse man sehen, ob sich das tatsächlich etabliert.

„Wir wollen es nicht übertreiben“, sagt Roberto Weiß. Aber ein- bis zweimal im Monat soll in Wilthen was los sein, neben Partys vielleicht auch mal ein Konzert. Aber nur in der kalten Jahreszeit. Im Sommer setzen die Macher von Hangar 01 weiter auf die Beachpartys. Wenn es sich anbietet, würden sie auch noch in einem weiteren Freibad oder auf einer anderen Freifläche so etwas organisieren, sagt Roberto Weiß. Der 40-Jährige aus Naundorf arbeitet hauptberuflich als Mechatroniker in Neukirch. Auch für seine Mitstreiter sind die Veranstaltungen Hobby. André Rodig (36) zum Beispiel ist als Fensterbauer viel auf Montage. Eric Stange (20), der sich um die Lichttechnik kümmert, fährt jeden Tag von Schmölln nach Dresden, wo er Informatik studiert. Nun sind sie gespannt, wie ihre neue Location am Sonnabend ankommt. Über 500 Partygäste – oder mehr – würden sie sich freuen.

Ü30-Party mit DJ Thom & DJ Ossi (80er/90er/Schlager/Partyhits) am Sonnabend in der Festhalle am HZO in Wilthen, Einlass (P20) ab 21 Uhr, Eintritt: sieben Euro