Von Thomas Mielke und Sebastian Kositz
Wie morgen wohl das Wetter wird? Die Frage bewegt die Menschen seit Generationen. Weil Bauernregeln und das Zwicken im Zeh der Großmutter wenig Verlässlichkeit bieten, verlassen sich die Leute gern auf die Vorhersagen im Radio und Fernsehen sowie zunehmend auf dem Smartphone. Entsprechende Anbieter gibt es reichlich. Doch wie genau sind diese Prognosen eigentlich? Die Sächsische Zeitung hat die Vorhersagen von vier bekannten Diensten für die Stadt Bautzen getestet.
Die Kandidaten: Vier Anbieter im Test
Angesichts der Fülle der Anbieter hat sich die SZ auf vier Dienste beschränkt. Dazu zählen der Deutsche Wetterdienst (DWD), die Internetportale Wetteronline.de und Wetter.de sowie der Dienst des bekannten Wetterfroschs Jörg Kachelmann. Der Deutsche Wetterdienst gehört dabei zu den größten Anbietern, wird staatlich finanziert und hat zahlreiche Messstationen am Boden, auf Schiffen, Flugzeugen und sogar Satelliten. Wetteronline.de und der Mitbewerber Wetter.de bringen es jeden Monat im Netz auf mehrere Millionen Klicks.
Das Vorgehen: Daten, Daten, Daten
Entscheidend ist, wie genau die Vorhersage tatsächlich funktioniert. Deshalb hat die SZ sich für fünf Vormittage die jeweils 24 Stunden zuvor getroffenen Prognosen notiert und am Ende mit den tatsächlichen Wetterdaten verglichen. Für die Temperaturen in Bautzen wurden als Vergleichswerte die Daten von der nahen Station in Kubschütz herangezogen. Als richtig gelegen wurden Abweichungen bis zu eineinhalb Grad toleriert – ansonsten galt die Vorhersage als nicht zutreffend. Bei der Bewölkung und dem Niederschlag galten Beobachtung und die in Kubschütz gegebenenfalls ausgewiesenen Niederschlagsmengen.
Das sind die vier getesteten Anbieter für Bautzen
Das genügt sicher keinem wissenschaftlichen Test. Aber: Die Frage, ob für den nächsten Tag der kurze Rock oder die kurze Hose aus dem Schrank geholt werden kann oder ein Regenschirm benötigt wird, wird so durchaus beantwortet. Darüber hinaus haben wir uns die Übersichtlichkeit und das Leistungsspektrum der einzelnen Anbieter im Internet und der – falls vorhandenen – Apps fürs Smartphone näher angeschaut.
Die Temperaturen: Oft zutreffend
So wechselhaft wie sich das Wetter präsentiert, fielen auch die Ergebnisse des Tests aus. Was die Temperaturprognosen betrifft, so lagen die Anbieter zwar komplett daneben. Doch neben auf die Nachkommastelle exakten Vorhersagen gab es auch Ausreißer von bis zu drei Grad Celsius. Die meisten Übereinstimmungen im Toleranzbereich weist das Portal Wetter.de auf – die Prognosen trafen zu 100 Prozent zu. Auch in Tests anderer SZ-Lokalredaktionen hatte der Anbieter gut abgeschnitten. Überzeugen konnte auch Wetteronline.de, wo die Vorhersage nur einmal deutlich daneben lag. Beim Kachelmannwetter und dem DWD trafen jeweils zwei Ansagen nicht zu.
Die Niederschläge: Luft nach oben
Die Vorhersage der Bewölkung und des Niederschlags bereiteten den Anbietern offenkundig schon mehr Probleme. Eine einhundertprozentige Trefferquote beim Test der Sächsische Zeitung für Bautzen konnte keiner der Dienste vorweisen. Immerhin leisteten sich drei Anbieter aber jeweils nur einen Ausrutscher. Lediglich der Deutsche Wetterdienst lag gleich dreimal daneben. Allerdings: Während des Tests Ende Juli war das Wetter teils sehr durchwachsen, was die Vorhersage für einen exakten Zeitpunkt sicher nicht einfacher gemacht hat.
Die Bedienbarkeit: Durchwachsen
Alle vier Anbieter haben umfassende Präsenzen im Internet – und mit Ausnahme von Kachelmannwetter auch eine App fürs Smartphone. Letzterer bietet lediglich ein Programm an, über das sich der Regenradar am Smartphone im Auge behalten lässt. Dafür überzeugt bei Kachelmann die Webseite: Sie lädt schnell, ist übersichtlich und zeigt die Daten geordnet in Grafiken nach der Eingabe des Ortes und eines Klicks für jede Stunde im Voraus an. Ähnlich gut funktioniert das Portal von Wetteronline.de: Die Webseite ist ebenso schnell und übersichtlich und nach der Eingabe des gewünschten Ortes gibt sie die Vorhersage für den nächsten Tag mit stündlichen Daten aus. Auch bei Wetter.de gelangen die Nutzer schnell zu gut sortierten und umfangreichen Informationen zum lokalen Wetter. Deutlich komplizierter ist es jedoch beim DWD. Das Angebot ist zwar sehr reichhaltig. Aber um direkt zum Wetter und zur Vorhersage in der Region zu gelangen, braucht es schon ein paar Klicks an der richtigen Stelle. Und: Die Stadt Bautzen ist gar nicht abrufbar. Das geht nur über die App fürs Smartphone. Die bringt auch einen großen Funktionsumfang mit. Kleines Manko: Das Ablesen der genauen Werte für eine ausgewählte Stunde gestaltet sich schwierig, weil im Diagramm nur Verläufe dargestellt sind. Gleiches gilt übrigens für das Angebot von Wetteronline.de.
Fazit: Auf die Anbieter ist Verlass
Die mit Abstand meisten falschen Vorhersagen im Test nach den Spielregeln der SZ lieferte der Deutsche Wetterdienst, hier traf nicht einmal die Hälfte der Angaben zu. Deutlich befriedigender waren die Vorhersagen beim Kachelmannwetter. Richtig gut waren Wetter.de und Wetteronline.de. Die Genauigkeit in einem solchen Test solte aber nicht überbewertet werden. So hatte bei einem ähnlichen Test der Kollegen im Landkreis Görlitz das Kachelmannwetter die Nase vorn. Doch davon unabhängig: Richtig daneben lag im Test für Bautzen keiner der vier Anbieter. In der Gesamtheit war die Wetterlage gut vorausgesagt, das gilt auch für den Deutschen Wetterdienst, die letztlich einfach nur die wenigsten Punktlandungen verbuchen konnte.
Die Dienste bieten einen einigermaßen verlässlichen Überblick und genügen somit dem Anspruch, einigermaßen passend gerüstet zu sein, wenn man vor die Haustür tritt. Eine genau zutreffende Vorhersage gilt ohnehin als eher schwierig, sagen die Meteorologen. Nach Auskunft von Jens Oehmischen vom Deutschen Wetterdienst sind exakte Prognosen trotz immer besserer Computer schlichtweg immer noch nicht möglich. Bei den Eintagesvorhersagen sieht der Fachmann beim eigenen Dienst eine Fehlerquote von zehn Prozent. Je weiter die Wettervorhersage in die Zukunft blickt, desto größer sei das Risiko, dass es dann letztlich doch anders kommt als errechnet. Bei der Drei-Tage-Vorhersage gebe es beim Deutschen Wetterdienst bereits eine Fehlertoleranz von bis zu 30 Prozent. Allgemein gilt, so erklärt Jens Oehmischen, dass sich die Temperaturen dabei genauer vorhersagen lassen als Niederschläge.