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Wie weiter mit den Brachen?

Die Liste ungenutzter Grundstücke in Riesa ist lang. Für mehrere gibt es aber schon konkrete Pläne.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Jahrelang tat sich nichts auf dem ehemaligen Gelände von Getränke-Boden – und dann ging alles plötzlich ganz schnell. So schnell, dass sich selbst Mitglieder des Bauausschusses wunderten, als die Baumaschinen anrollten und die Bäume auf dem Grundstück gefällt wurden. Selbst Stadtrat Friedhelm Preuß (CDU) hatte davor nichts davon gehört, dass sich noch in diesem Jahr etwas auf dem Grundstück tun könnte. Mittlerweile ist er schlauer. Auf dem Grundstück seien wohl Ein- und Zweifamilienhäuser geplant, eine kleine Erschließungsstraße soll das Areal an die Pausitzer Straße anschließen. „Es ist wohl auch eine Lärmschutzwand geplant, weil an der Hauptstraße ja doch viel Verkehr herrscht.“ Er sehe die Pläne auch mit einem weinenden Auge. „Dort hatte sich ja zuletzt ein richtiges Biotop entwickelt.“ Fuchs und Waschbär hätten sich dort ebenso heimisch gefühlt wie manche Vogelarten, die in der Stadt sonst vergleichsweise selten seien. „Aber es ist schon gut für Riesa, dass sich jetzt dort etwas tut.“

Wohnhäuser auf der ehemaligen Hundewiese an der Elbe? Nicht ausgeschlossen. Das Muskator-Gelände (hinten) hat aber Priorität, so die Stadt.
Wohnhäuser auf der ehemaligen Hundewiese an der Elbe? Nicht ausgeschlossen. Das Muskator-Gelände (hinten) hat aber Priorität, so die Stadt. © Sebastian Schultz
An der Alten Stadtgärtnerei könnte mittelfristig aufgeforstet werden: Sie wird als Ausgleichsfläche vorgehalten.
An der Alten Stadtgärtnerei könnte mittelfristig aufgeforstet werden: Sie wird als Ausgleichsfläche vorgehalten. © Sebastian Schultz

Zumal es abgesehen von Getränke Boden noch eine ganze Reihe anderer brachliegender Grundstücke in Riesa gibt, an denen es bisher noch nicht so recht vorangegangen ist. Insgesamt 15 Flächen sind im städtebaulichen Entwicklungskonzept 2020 gelistet. Die meisten davon befinden sich in direkter Nähe zur Innenstadt, wie ein Blick auf die Karte zeigt. Prominentestes und sichtbarstes Beispiel ist sicherlich das Muskator-Gelände, das einmal als Wohnbaustandort genutzt werden könnte. Aber auch die direkt angrenzende ehemalige Hundewiese mit dem daneben liegenden Sportplatz könnte längerfristig bebaut werden, heißt es aus der Stadtverwaltung. Dort befanden sich früher einmal die Tischfabrik und die Chlorodontfabrik. Perspektivisch sei „eine Überplanung für eine Wohnbebauung denkbar“, so Stadtsprecher Uwe Päsler. Das zwei Hektar große Gelände liege jedenfalls oberhalb der Hochwasserlinie. Noch ist das allerdings Zukunftsmusik. Vorrang habe die Erschließung des Muskator-Geländes. Die allerdings ist, anders als die Wiese an der Bahnhofstraße, in privater Hand.

Das trifft auch auf viele andere Flächen im Riesaer Stadtgebiet zu. „Inwieweit dort mittel- oder langfristig etwas entwickelt werden kann, sowohl also Wohn- oder auch Gewerbestandort, ist nur schwer einzuschätzen“, so der Stadtsprecher. Tatsächlich geht es unterschiedlich schnell voran. Während sich etwa auf dem Gelände der alten Brauerei seit vielen Jahren nichts tut, wurde die ehemalige Goltz-Kaserne an der Kasernenstraße mittlerweile abgerissen. Ein großer Teil des Geländes gehört der Betreibergesellschaft des benachbarten Autohauses. Die sucht seit einiger Zeit nach einem Investor, der auf dem Gelände ein Wohngebiet errichtet – bislang allerdings noch ohne Erfolg.

Während das Entwicklungskonzept für die meisten innerstädtischen Brachen vor allem den Bau von Wohnhäusern vorsieht, sollen andere Flächen weiterhin gewerblich genutzt werden. Zuletzt hat sich etwa auf einer Teilfläche des ehemaligen Aropharmwerks an der Lommatzscher Straße etwas getan. Hier hat Autohändler Markus Seifert im vergangenen Jahr eine Waschanlage aufgebaut. Noch im Frühjahr soll sie ihren Betrieb aufnehmen. Ringsherum ist allerdings noch Platz. „Das Problem ist die Erschließung“, erklärt Seifert. Um Anschlüsse für Strom und Wasser habe er sich großteils selbst gekümmert – ein Aufwand, den möglicherweise der eine oder andere Investor scheut. Wie das Aropharm-Gelände könnte auch die ehemalige Bäckerei an der Speicherstraße zumindest teilweise gewerblich genutzt werden, ebenso der frühere Metallurgiehandel an der Äußeren Speicherstraße.

Deutlich konkreter als bei den vielen Brachen, die sich in privater Hand befinden, ist die Zukunftsplanung, was die Alte Stadtgärtnerei anbelangt. Sie ist neben der ehemaligen Chlorodontfabrik die zweite Fläche in städtischem Besitz. Die ersten Gewächshäuser auf dem Gelände an der Poppitzer Landstraße waren im Jahr 2016 abgerissen worden. Schon davor hatte sich die Gärtnerei einige Zeit nicht mehr gerechnet. Ergrünen sollen hier in Zukunft nur noch Bäume, erklärt Stadtsprecher Uwe Päsler. „Die Alte Stadtgärtnerei soll als Ausgleichsfläche für andere Bauvorhaben vorgehalten werden, also renaturiert und mittelfristig aufgeforstet.“ Wenn also beispielsweise für die Expansion am Hafen oder den Bau des Feralpi-Parkplatzes Flächen versiegelt werden müssen, dann könnte unter Umständen dort zum Ausgleich neues Grün angepflanzt werden.