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Wie weiter mit dem Meißner Dom?

Zum 1 050-jährigen Bestehen des Hochstifts Meißen hat die Evangelische Akademie eine Fachtagung organisiert. Was dabei heraus kam.

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© Claudia Hübschmann

Von Kathrin König

Meißen. 65 Teilnehmer aus ganz Deutschland haben eine Fülle historischer Details über die älteste Institution Sachsens gehört, viele Debatten über Geldmangel geführt und darüber nachgedacht, wie so ein Dom mit Leben gefüllt werden kann. Einen Überblick gibt der Studienleiter der Evangelischen Akademie, Johannes Bilz, im SZ-Interview.

Drei Tage lang haben sich Menschen mit der Geschichte des Doms und seinen Aufgaben beschäftigt. Welches Fazit ziehen Sie als Studienleiter nun?

Es gibt eine Menge zu tun. Das hat die Tagung gezeigt. Wir haben fundierte Fachvorträge mit historischer Einbettung in die Geschichte Mitteldeutschlands gehört, uns mit anderen Hochstiftern ausgetauscht, den Dom bei Klängen in der Nacht erlebt. Höhepunkt war der Austausch zum aktuellen Stand mit anderen evangelischen Stiftern aus Brandenburg, Merseburg und Naumburg, Zeitz, dem Domstift Wurzen und der Stiftung Frauenkirche. Es kamen viele Vorschläge auf den Tisch.

Welche zum Beispiel?

Ob man nicht eine gemeinsame Dombauhütte gründen sollte, um Geld zu sparen. Meißen hat zum Beispiel ein komplettes Domgerüst. Oder ob man gemeinsam musikalische Programme erstellt, die aufeinander aufbauen. Es ging darum, sich weiter zu vernetzen und von Erfahrungen zu profitieren. Denn im Grunde eint alle Domstifte, dass ihre Finanzierung problematisch ist.

Dombaumeister Günther Donath sagte während der Tagung, der Meißner Dom sei saniert. Die Sorge habe das Hochstift schon mal los. Bleibt die Frage, was der Dom künftig bewirken soll?

Ja, das ist richtig, der Dom ist durchsaniert. Jetzt gilt es zu überlegen, wie das Hochstift eine Mittlerfunktion einnehmen kann zwischen der Gesellschaft, Kultur und dem geistlichen Bauwerk.

Dass man einen Echoraum bietet für die Gesellschaft. Der Raum ist ja schon da. Der Hall der Gesellschaft muss dort seinen Widerhall finden. Ich finde, das ist eine große Chance.

Das klingt ziemlich abstrakt. Was meinen Sie damit konkret?

Nach all den Diskussionsrunden haben sich fünf Schwerpunkte gezeigt: Zum einen ist die Kontinuität geistlicher Angebote wichtig, also dass regelmäßig Gottesdienste und Andachten in einem Dom stattfinden. Dann die Arbeit mit Musik, so wie der Meißner Domkantor seit Jahren schon tolle Angebote organisiert für alle Altersgruppen. Drittens wären Kulturangebote jenseits von Musik wichtig. Es geht auch um den Erhalt des Bauwerks und wie man das bezahlt, also auch um solch spannende Fragen wie: Muss man Eintritt in einen Dom bezahlen oder nicht? Von der Stiftung Frauenkirche wurde auch nach dem Bildungsauftrag gefragt.

Domherr Georg Prinz zur Lippe sagte in einer Diskussionsrunde, dass das Hochstift Meißen eine Strategie für die Zukunft benötige und die Menschen, vor allem junge Menschen, erreichen müsse. Wie sehen Sie das?

So eine Strategie wäre wünschenswert. Im Grunde müssten die Impulse der Tagung vom Hochstift aufgenommen und weitergedacht werden. Es geht dabei nicht darum, 50 Punkte abzuhaken. Aber mittelfristig müsste man sich meiner Meinung nach auf drei Schwerpunkte festlegen, was man bewirken will. Dafür braucht es neue, gute Ideen. Der Dom als Ort der Ruhe und Einkehr abseits von sozialen Medien wäre eine davon, die geäußert wurde. Darüber lohnt es sich nachzudenken.