Merken

Wie radfreundlich ist Radeberg?

Der ADFC will das Fahrradklima in Städten ergründen. In der Bierstadt gibt’s Fortschritte, aber auch noch einiges zu tun.

Teilen
Folgen
NEU!
© Thorsten Eckert

Von Reiner Hanke

Die Radeberger radeln gern. Deshalb versammelten sie sich am Wochenende auch wieder zahlreich auf dem Markt zum Abradeln und um die Radeberger Radwege bekannt zu machen. Wie fahrradfreundlich die Stadt ist, das möchte jetzt wieder einmal der ADFC, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub, wissen. Dieser Frage geht der Club in regelmäßigen Abständen deutschlandweit nach, um die Situation für Radler zu verbessern. Mindestens 50 Bürger einer Stadt müssen bei Kommunen unter 100 000 Einwohnern dazu den ADFC-Fragebogen ausfüllen, damit die Analyse repräsentativ wird. Zuletzt war Radeberg 2014, also vor vier Jahren, in der Auswertungsrunde. Damals mit durchwachsenem Ergebnis. Die Teilnehmer vergeben Noten in bestimmten Kategorien. Im Sachsenranking landete Radeberg damals auf Rang zwölf von 17 Städten unter 100 000 Einwohnern.

Nun ruft der ADFC erneut zum Fahrradklimatest auf und wendet sich auch direkt an die Radeberger, wieder an der Umfrage teilzunehmen und Vorschläge zu unterbreiten. Die fließen dann auch durchaus in die Arbeit ein, stellt die Radeberger Ordnungsamtsleiterin Elke Müller fest. Sie vertritt die Stadt zugleich in der AG Radwegenetz. Die hat vor ein paar Jahren, 2014, der Radeberger Stadtrat Rolf Daehne (B 90/ Grüne) ins Leben gerufen, um etwas für die Radwege in der Stadt zu bewegen. Da ist auch einiges passiert. Erfüllt ist der Wunsch nach Leihdrahteseln.

Die Haupt-Rad-Routen seien durchgängig beschildert worden, da und dort Lücken in den Trassen geschlossen oder Hindernisse beseitigt worden. Zum Beispiel wurde die Strecke von der Rathenaustraße zum Bahnhof aufgewertet, so Rolf Daehne. Dabei sei die Stadt der Philosophie gefolgt, die Routen abseits der Hauptstraßen zu legen. Das sei schon gut so, aber reiche nicht. „Die Stadt liegt noch hinter ihren Möglichkeiten“, so Daehne. Die Leute würden eben auch an den Straßen fahren wollen, dort wo sie wohnen, zum Einkaufen, zur Arbeit. So ergab der ADFC-Bericht eben auch, dass es dort nicht so gut aussieht und das Radeln im Mischverkehr als gefährlich eingeschätzt wird. Es müsse das Ziel sein, den Alltagsradverkehr an den Straßen für Radfahrer und die Verbindung zur Innenstadt zu verbessern, schätzt Rolf Daehne ein: an der Pulsnitzer Straße, an der Rathenaustraße zum Beispiel auch an der Dresdner Straße. So seien dort in den 1990er-Jahren Fehler gemacht worden, die nun nachwirken. Ebenso drängen Radler darauf, weitere Einbahnstraßen für den Radverkehr zu öffnen. Seit die AG bei den Planungen mitreden könne, habe es aber schon einige Fortschritte gegeben und werde es noch geben, ist Daehne sicher. Auch wenn die Prozesse mitunter langwierig seien. Was mancher Radler nicht verstehe. Auch bei der Neugestaltung der Kreuzung Dietze-/Röderstraße sei die AG einbezogen worden. Manchmal sei viel Überzeugungsarbeit zu leisten, sagt Rolf Daehne. Und nicht immer lassen sich Wünsche für Radwege durchsetzen, wie an der Badstraße. Oder wenn es darum gehe, Bordsteine tiefer abzusenken und Einbahnstraßen im Gegenverkehr zu öffnen.

Elke Müller und auch Stadtsprecher Jürgen Wähnert kennen die Wünsche der Radler. Bei den Bordsteinen werde selbst unter Fachleuten immer wieder gestritten. Nach der zurückliegenden Umfrage habe die Stadt zum Beispiel die Röderstraße für Radler in der Regenrichtung geöffnet, und es funktioniere gut. Bei der Pirnaer Straße sei das auch angedacht. Zuvor müsse aber eine Lösung für den parkenden Verkehr dort gefunden werden. Die Oberstraße sei aber definitiv zu schmal, um Radler entgegen der Einbahnstraße reinzulassen, heißt es aus dem Rathaus. Das habe bauliche Hintergründe. Die Breite sei grundsätzlich da, aber die Straßenentwässerung verhindere die Freigabe. Außerdem sei die Einmündung in die Pulsnitzer Straße zu gefährlich. Die Hauptstraße sei aus Sicht der Stadt zu stark befahren.

Zehn Routen durch die Stadt

Zehn Radrouten durch die Stadt seien jetzt insgesamt eingerichtet worden: „Wir haben uns Zielgruppen angesehen und uns danach gerichtet“: zum Einkaufen, zur Schule, zur Arbeit, zum Wohnen und touristisch. Erst kürzlich wurde der zentrale Infopunkt auf dem Markt installiert. Das sind die Trassen abseits der Hauptstraßen. An den Hauptstraßen sehe es schon kniffliger aus. Darum versuche die Stadt ja, den Radverkehr anders zu lenken. Jürgen Wähnert: „Es gab früher noch nicht so viele Radfahrer und auch nicht so einen großen Autoverkehr.“ Nachzubessern sei immer schwierig. Viele Straßen seien eng und Bauvorschriften zu beachten. Die Stadt müsse versuchen, aus den Gegebenheiten das Beste zu machen. Wenn wieder in bestimmten Bereichen gebaut werde, dann könnten Defizite bei der Erschließung für den Radverkehr beseitigt werden. Dabei seien Kompromisse zwischen den Interessengruppen nötig. An der Dresdner Straße stadtauswärts seien die Radler nun berücksichtigt worden. Am Brauereiberg auf der Dresdner Straße werde eine zweite Ausweichstelle geschaffen, um das Nebeneinander von Rad und Fußgängern zu verbessern.

Geplant sei, den Landwehrweg als eine Hauptroute parallel zur Badstraße auszubauen. Die Oberfläche müsse saniert werden, wann sei allerdings noch offen. Auch sei hier eine weitere Querverbindung zur Badstraße im Gespräch. Damit würde die Innenstadt günstiger erreichbar. Bei der Route über den Weg „An den Leithen“ soll die Oberfläche ebenfalls verbessert werden. Aber eher nicht vor 2020/21. In der Planung ist die Radtrasse entlang der Radeberger Landstraße zwischen Lotzdorf und Liegau – in Regie des Landesamtes für Straßenbau. Für die hatte die AG Radewegenetz ebenfalls gekämpft. Die Stadt hofft, dass es Anfang des kommenden Jahrzehnts losgeht. Noch eher sollte der Bau auf der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße beginnen. „Wir haben hin und her gerechnet“, sagt Elke Müller. Für eigenständige Radwege reiche es nicht. Das wäre auch für Rolf Daehne die Vorzugslösung gewesen. Nun werden es immerhin Fußwege, auf denen die Radler zugelassen sind, schätzt er ein. Ende Oktober sollen die Baupläne in der AG vorgestellt werden.

Den Fragebogen zur Bewertung der Fahrradfreundlichkeit finden Sie auf www.fahrradklima-test.de