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Wie lange warten mit einer Knie-OP?

Viele schieben die Entscheidung hinaus. Das kann ein Fehler sein, sagte Chefarzt Dr. Marc Naupert auf dem SZ-Gesundheitsforum in Bischofswerda.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Bis auf den letzten Platz besetzt war am Mittwochabend der Konferenzsaal des Bischofswerdaer Krankenhauses. Nicht nur das Thema interessierte. Auch der Referent ist in der Region als Experte gut bekannt. Dr. Marc Naupert, Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Krankenhauses, sprach über „Arthrose des Kniegelenkes – halbes oder ganzes Knie?“ Anhand zahlreicher Bilder, Videos und Schemen erläuterte er den Aufbau des Knies, die verschiedenen Arten von künstlichen Gelenken, Vor- und Nachteile der einzelnen Endoprothesen und für welche Patientengruppen vorrangig ein kompletter und für wen ein teilweiser Gelenkersatz in Frage kommt.

Es gibt kein Höchstalter

Ärzte des Bischofswerdaer Krankenhauses setzen im Schnitt rund 250 Patienten im Jahr ein neues Kniegelenk ein. Das Gros dieser Patienten ist im Alter zwischen 60 und 80 Jahren. Aber es gibt keine Altersgrenze, weder nach oben noch nach unten. Jüngeren Patienten wird, wenn die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind, eher zu einem halben Kniegelenk geraten. Dabei wird entweder nur der äußere oder der innere Teil des Gelenkes ersetzt. Dieser Eingriff ist knochenschonender. Voraussetzung allerdings ist, dass beide Kreuzbänder intakt sind und keine schwerwiegende Achsfehlstellung vorliegt. Defekte Kreuzbänder können jedoch durch körpereigene Sehnentransplantate ersetzt werden. Doch auch bei den halben Knien gibt es kein Höchstalter. „Kürzlich setzten wir einem 80-Jährigen eine solche Endoprothese ein“, sagte Marc Naupert.

Patienten ¨– auch auf dem SZ-Gesundheitsforum – fragen immer wieder, wann operiert werden sollte. Eine Patentantwort auf diese Frage gibt es natürlich nicht. Doch Dr. Marc Naupert nannte eine Faustregel: „Über eine Knie-OP sollten Sie nachdenken, wenn Sie mit Ihrem Zustand nicht mehr zufrieden sind und sich in Ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt fühlen. Der Patient bestimmt selbst, ob und wann er sich operieren lässt.“ Dr. Marc Naupert empfiehlt, mit einer Operation nicht so lange zu warten, bis man es vor Schmerzen nicht mehr aushält. „Das kann ja nicht der Sinn sein“, sagte er. Bei all dem fällt die Entscheidung für eine OP nur, wenn sie medizinisch notwendig ist.

Wartezeiten je nach Jahreszeit

Die Wartezeiten auf einen OP-Termin in Bischofswerda sind abhängig von der Jahreszeit, sagte der Chefarzt auf die Frage eines Besuchers. Im Sommer wartet man nur zwei bis drei Wochen, weil sich dann weniger Menschen operieren lassen. Im Winter sind es sechs bis acht Wochen.

Darf man mit einem künstlichen Knie joggen?, war eine weitere Frage. Der erfahrene Orthopäde rät davon ab. Das Abfangen der Erschütterungen sei nicht gut, sagte er. „Aktivität ist zwar gewollt, aber im vernünftigen Rahmen.“

Um die natürlichen Kniegelenke zu schonen, sind zwei Dinge erforderlich: den Knorpel zwischen den Knochen – Dr. Marc Naupert spricht hier vom „Goldstaub, den wir bei der Geburt mitbekommen haben“ – zu erhalten. Und ein vernünftiges Körpergewicht. Menschen mit Übergewicht können vorbeugen, indem sie abnehmen und dadurch die Gelenke entlasten.