Merken

Wie kompliziert ist ein Dreh im Nationalpark?

Ziemlich kompliziert, sagt der Produktionsleiter von „Jonas Waldek“. Nicht nur wegen der vielen Vogelnester.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Nancy Riegel

Sächsische Schweiz. Eigentlich habe er nicht viel Zeit. Dusko Pupic-Bakrac ist im Stress, legt das Handy nicht aus der Hand. Die Dreharbeiten für die Reihe „Jonas Waldek“ sind im vollen Gange. Aber der Produktionsleiter von der Neuen Deutschen Filmgesellschaft (NDF) möchte sich die Zeit nehmen und erklären, wie Dreharbeiten im geschützten Nationalpark ablaufen, was die Crew alles beachten muss – eben, wie man „grün“ dreht.

Denn das ist nicht ganz einfach. „Im Januar war ich das erste Mal hier und habe mir Drehorte angeschaut“, erzählt der Hamburger. Und zwar nicht auf eigene Faust, sondern Hand in Hand mit der Nationalparkverwaltung. Am Ende verguckte er sich der Regisseur ausgerechnet in ein Gebäude mitten in der Kernzone, das Zeughaus im Kirnitzschtal. Hier soll der Ranger Jonas Waldek seine Abenteuer erleben – aber bitte, ohne die empfindliche Flora und Fauna zu stören, so die Vorgabe.

Eine Herausforderung für das Filmteam. „Wir kamen her wie die Kinder, denen man erst einmal alles erklären musste“, stellt Dusko Pupic-Bakrac den Vergleich an. Wo befinden sich überall Horste? Wo darf man eine Drohne starten lassen? Welche Beleuchtung ist erlaubt? Fragen, und vor allem Antworten, die der Crew eine Menge Planung abverlangten. Der Produktionsleiter zeigt einen Stapel Papier, in dem penibel aufgeführt ist, wo, wann und von wem welcher Bereich des Nationalparks während der Dreharbeiten betreten wird, welche Technik zum Einsatz kommt, und auch, wie viel Schutt. „Für eine Szene wollen wir am Maulbergtunnel einen Steinschlag imitieren und dafür Schutt rieseln lassen. Im Plan wurde ganz genau festgelegt: Zwei bis drei Schubkarren voll Schutt, mehr ist nicht erlaubt.“

Auch intern versuche man, so grün wie möglich zu arbeiten. Am Set und in den Büros wird Müll weitestgehend vermieden, die eingesetzte Technik ist energiesparend und die Mitarbeiter fahren mit dem Zug, statt zu fliegen. Für die Crew habe man eine eigene Toilette mit ans Set gebracht. Die arbeitet wassersparend mit Unterdruck, wie in der Raumfahrt.

Um den Einsatz der Kameradrohne zu planen, prüfte ein Ornithologe die Flugrouten. Er musste dann entscheiden, wo das Gerät fliegen darf. Auf der Rückseite vom Papststein – erlaubt. Am Winterstein im Kleinen Zschand – verboten. Dusko Pupic-Bakrac hat das Wort in roter Schrift auf die Seite gesetzt. „Es ist gut, dass uns Experten zur Seite stehen“, sagt er und berichtet, dass auch am Set ein Ranger der Nationalparkverwaltung vor Ort ist, der die Crew auf eventuelle Nichteinhaltung des Umweltschutzes hinweist. „Das entspricht der bewährten Praxis bei allen größeren Filmproduktionen in unserer Region“, klärt Hanspeter Mayr von der Nationalparkverwaltung auf.

Für deren Mitarbeiter bedeuten die Dreharbeiten einen hohen Aufwand, sagt er: „Die Begleitung des Projekts gehört derzeit zu unseren prioritären Aufgaben.“ Bereits im Vorfeld habe man sich intensiv mit den Drehbüchern beschäftigt, um passende Orte für den Filmdreh auszuwählen. Immer mit dem Ziel, die Produktion raus aus dem Nationalpark in das umgebende Landschaftsschutzgebiet zu lenken. Dort seien die Motive auch noch nicht so bekannt oder „verbraucht“.

Trotz dieser und weiterer Maßnahmen wurden seit Beginn der Dreharbeiten Ende Mai kritische Stimmen an die SZ getragen. Das Filmteam würde die Natur im Nationalpark missachten, lautet der Tenor. Man merkt dem Produktionsleiter die Enttäuschung darüber an. „Wir haben Vorgaben vom Nationalpark, an die wir uns halten müssen, und das tun wir auch.“ Er betont, dass jeder Drehort so verlassen wird, wie er aufgefunden wurde. Selbst Zufahrtswege würden wieder abgebaut und der verstreute Granitkies eingesammelt. Manch ein Tourist hinterlasse da mehr Müll, resümiert Dusko Pupic-Bakrac.