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Wie kam das Gift ins Schwarzwasser?

Das große Fischsterben in Nedaschütz ist jetzt genau vier Wochen her. Noch immer sind viele Fragen offen.

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© Rocci Klein.

Von Katja Schäfer

Nedaschütz. Ganze Berge toter Fische – das waren die dramatischen Folgen einer Verunreinigung des Hoyerswerdaer Schwarzwassers bei Nedaschütz. Genau vier Wochen ist der Vorfall jetzt her, bei dem Kerstin und Frank Wehner nahezu den gesamten Bestand ihrer Forellenzuchtanlage eingebüßt haben. Rund 13 Tonnen Fischkadaver mussten sie damals entsorgen. Zu den Ursachen gab es bis Freitagmittag keine Aussagen.

Forellen verendet

„Seit vier Wochen leben wir im Ungewissen“, sagt Kerstin Wehner. Bisher weiß sie noch nicht, wie es mit dem Betrieb weitergeht. Seit 22 Jahren züchten Wehners Fische, seit 2001 im Gödaer Ortsteil Nedaschütz. Verkauft werden die Forellen, Störe, Schleien und anderen Tiere an Gaststätten, aber auch an Teichwirtschaften und als Setzfische an Anglerverbände. Doch seit der dramatischen Nacht vor vier Wochen ruht das Geschäft. Damals – am Abend des 8. Juni – sind innerhalb kurzer Zeit fast alle Fische verendet. Sie lebten in großen Becken, die vom Hoyerswerdaer Schwarzwasser gespeist werden. Schnell war damals klar, dass irgendwo oberhalb der Forellenzuchtanlage eine Substanz in den Bach gelangt sein muss, die das Fischsterben verursacht hat. Welche – das ist bisher öffentlich nicht bekannt. Das Bautzener Landratsamt und die Polizei haben bisher lediglich bestätigt, dass in den Wasserproben Gift gefunden wurde. Welches und woher es kam – dazu herrscht Schweigen.

Kriminalpolizei ermittelt

„Das Verfahren befindet sich derzeit noch im Stadium der polizeilichen Ermittlungen“, sagt Till Neumann von der Staatsanwaltschaft Görlitz. Das bestätigt der Pressesprecher der Polizeidirektion Görlitz, Thomas Knaup: „Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zum Verdacht einer Umweltstraftat dauern unverändert an.“ Er erklärt: „Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir derzeit keine Informationen vermitteln, um welchen Stoff es sich gehandelt hat, der in das Hoyerswerdaer Schwarzwasser gelangt ist und zum Tod der Fische der betroffenen Zuchtanlage geführt hat.“ Zu klären sei auch noch, wie der Stoff in das Gewässer kam und wer dafür verantwortlich ist. Aussagen dazu brauchen Wehners ganz dringend. Denn erst dann können sie entscheiden, wie es mit der Forellenzucht weitergeht. Das hängt ganz wesentlich davon ab, ob ein Verursacher gefunden wird und die Nedaschützer Unternehmer den Schaden von ihm ersetzt bekommen. Eine Versicherung greift im vorliegenden Fall nicht.

Doch nicht nur die Fischzüchter, sondern auch viele andere Leute sind brennend an den Untersuchungs- und Ermittlungsergebnissen interessiert. Schließlich hatte das Bautzener Landratsamt direkt nach dem Vorfall den Anliegern des Hoyerswerdaer Schwarzwassers im Bereich von Nedaschütz bis zum Zusammenfluss mit der Schwarzen Elster ausdrücklich davon abgeraten, Wasser aus dem Fluss zu nutzen. Grund dafür war, dass eine Umwelt- und Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden konnte.

Spekulationen und Gerüchte

Die Warnung ist zwar inzwischen längst aufgehoben. Doch welches Gift im Gewässer war und wie es dort hinein gelangt ist – diese Fragen bewegen die Menschen in und um Nedaschütz nach wie vor. Es gibt verschiedene Spekulationen und Gerüchte.

Der Vorfall ist in seiner Dimension in der Gegend bisher einmalig. „Seit 26 Jahren bin ich schon im Umweltbereich tätig, aber so ein massenhaftes Fischsterben habe ich noch nicht erlebt“, sagte Georg Richter, der das Umweltamt des Landratsamtes leitet, kurz nach den dramatischen Ereignissen bei einem Vor-Ort-Termin.