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Wie gut geht es Dresdens Künstlern?

Eine Studie zur Kreativwirtschaft zeigt, dass die Branche gut Geld verdient. Allerdings hat sie ein großes Problem.

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© Carl Ahner/Konglomerat e.V.

Von Johannes Baumert

Dresden ist als Kulturstadt international bekannt. Die Frauenkirche, die Semperoper und die alten und neuen Meister locken jedes Jahr tausende Besucher in die Stadt. Doch abseits der Hochkultur werden Künstler oft vor große Probleme gestellt. Vor allem der Mangel an bezahlbaren Räumen macht vielen Kreativen zu schaffen. Da mutet es wie ein Widerspruch an, wenn die Stadtverwaltung erklärt, der Branche gehe es insgesamt doch recht gut. Genau das geht aus einer neuen Studie der Prognos AG hervor, die sich im Auftrag der Stadt mit der Entwicklung der Dresdner Kreativwirtschaft beschäftigt hat.

Welche Unternehmen gehören eigentlich zur Kreativwirtschaft?

In Dresden werden rund 2 100 Unternehmen der Branche zugerechnet. Nicht wenige, wenn man bedenkt, dass dort etwa 18 500 Menschen beschäftigt sind, mehr als die Hälfte sozialversicherungspflichtig. Immerhin sind das 5,6 Prozent aller Erwerbstätigen in der Stadt. Damit liegt Dresden deutlich über dem Landesschnitt von 3,3 Prozent und dem Bundesdurchschnitt, der bei 3,9 Prozent liegt. Wirtschaftlich stark sind laut Studie vor allem Unternehmen aus den Bereichen Informationstechnologie, Presse, Werbung und Architektur. Allein 8 000 Menschen arbeiten nur im Software-Bereich – so viele wie in keinem anderen kreativen Markt in Dresden. Doch auch Designer, Filmemacher und bildende Künstler gehören zur Branche. Die aktuelle Studie löst die Bestandsaufnahme von 2011 ab. „Schon damals konnte man erkennen, wie dynamisch sich die Kreativbranche entwickelt und welches Wachstumspotenzial in ihr steckt“, sagt Robert Franke, Leiter der Wirtschaftsförderung. Sie sei eine wichtige Säule für den Arbeitsmarkt.

Und wie hat sich die Kreativwirtschaft in den letzten Jahren entwickelt?

Das Fazit ist klar: Die Dresdner Kreativwirtschaft wächst. Laut Studie ist der Umsatz zwischen 2010 und 2016 pro Jahr um 4,6 Prozent gestiegen. Im Jahr 2016 betrug er rund eine Milliarde Euro und damit fünf Prozent des gesamtwirtschaftlichen Umsatzes der Stadt. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Umsatzanteil der Kultur- und Kreativwirtschaft an der Gesamtwirtschaft bei 2,6 Prozent, in Sachsen nur bei 2,4 Prozent. Laut Christian Rost, Leiter des sächsischen Branchenverbandes „Kreatives Sachsen“, könne sich Dresden also durchaus „Kulturmetropole“ nennen.

Wie beurteilen die Kreativen selbst ihre Lage?

Man dürfe nicht nur auf die Wirtschaftsleistung und die Anzahl der Beschäftigten schauen, sagt Martin Fiedler, Vorstand des Kreativbranchenverbandes „Wir gestalten Dresden“. Auch kleine, aber hoch spezialisierte Firmen müssten beachtet und gefördert werden. Dem schließt sich Christian Rost an. „Man sollte die Kleinteiligkeit der Kreativbranche in Dresden im Blick behalten.“ Grundsätzlich positiv beurteilen die Kreativen die Hilfe der Stadtverwaltung. „Wir merken, dass die Zusammenarbeit an Fahrt gewinnt“, so Fiedler.

Wie fördert die Stadt die Kreativwirtschaft überhaupt?

Seit 2015 gibt es in Dresden eine Kreativraumförderung. Dabei unterstützt die Stadt Maßnahmen, die zur Verbesserung der Raumsituation beitragen, mit 500 bis 5 000 Euro. Seit Beginn des Programms seien 102 Projekte mit insgesamt rund 390 000 Euro bedacht worden, so Franke. Nicht genug, meinen die Autoren der Studie. Bislang hätte nur wenige Kreative von der Förderung profitiert.

Ist das Raumproblem denn damit gelöst?

Nein, die Förderung allein reicht nicht. Das hat auch die Stadt inzwischen erkannt und eine Kreativraumbörse ins Leben gerufen. Diese vermittelt zwischen Immobilienbesitzern und Künstlern, die auf der Suche sind. Vor allem für freischaffende Künstler ist es in den letzten Jahren schwierig geworden, zum Beispiel Bandräume oder Ateliers zu bezahlbaren Preisen zu bekommen. Dass Häuser wie der DDR-Bürokomplex an der Könneritzstraße abgerissen werden, verschärft die Situation. Allein durch den Abriss des Hochhauses verlieren mehr als 150 junge Unternehmer, Kreative, Künstler und Vereine eine bezahlbare Bleibe. Für die unsanierten Räume zahlten sie fünf Euro pro Quadratmeter.