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Wie Görlitz „wirklich“ zu seinem Namen kam

Vor 40 Jahren gab Manfred Uhlig in der Radiosendung „Alte Liebe“ der Stadt eine Verbindung zu England.

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Von Ralph Schermann

Nicht ernst zu nehmende Begriffserklärungen von Ortsnamen durch den Humoristen, Kabarettisten und Schauspieler Manfred Uhlig waren einst Kult. Sie gehörten in der untergegangenen Republik zur Sendereihe „Alte Liebe rostet nicht“ von Radio DDR 1, die als langlebigste öffentliche Radioveranstaltung gilt. Und sie erlebte ihre Auferstehung in der Rubrik „Städtenamen verrückt“, mit der nach der Wende MDR 1 Radio Sachsen einige Jahre eine gute Quote machte.

Natürlich war auch Görlitz eine Station der von 1965 bis 1989 in insgesamt 289 Folgen besuchten Orte. Als 73. Ausgabe wurde sie am 13. Juni 1971 aus dem Kulturhaus „Karl Marx“ gesendet. An Stelle dieses Hauses befindet sich heute das City-Center. Gastgeber und Moderator Günter Hansel ließ Oberbürgermeister und Werktätige zu Wort kommen, stellte Kammersänger, Chöre und die „Roten Gitarren“ aus Polen vor, und zwischendurch kalauerte Manfred Uhlig über Görlitzer Befindlichkeiten dieser Art: „Welche Görlitzer Gaststätte ist am historischsten?“ „Etwa ein Lokal in der Altstadt?“ „Aber nein, der Bestuhlung nach ist das Touristenheim in Biesnitz am ältesten!“

Dann aber kam er zur vom Publikum bereits erwarteten Erklärung des Ortsnamens. Er unterstellte, dass wegen des Waidhandelsmonopols „jede Woche irgend ein Färber anreiste. Aus Frankreich kam Monsieur Moulin Rouge, aus Holland Master Oranje, und aus England ein Mister Brown. Der Brown interessierte sich aber auch für die Frau des damaligen Bürgermeisters. Die war hübsch, sozusagen ein richtiges Landskronjuwel. Der Bürgermeister wiederum ärgerte sich: Was nützt mir die hübsche Frau, wenn ich nicht weiß, wie ich die Stadt nennen soll? Eines Tages hatte der Bürgermeister den Mister Brown zum Mittagessen eingeladen. Ins Weiße Ross. Da wurde gerade ein neues Pferd angeschnitten. Dann trabten sie durch die engste Gasse, also die Breite Straße, und kamen schließlich an den Fluss. Der Engländer sah das Wasser und sagte: Sehr nett. Natürlich auf englisch: very nice. Deshalb hieß der Fluss fortan Nice. Also Neiße. Das alles war aber Gerede am Rande, denn in Wirklichkeit hatte der Brown ja nur Augen für die Bürgermeistersfrau. Immer wieder sah er sie an und rief: Ist das ein wunderschönes Mädchen. Auch das natürlich auf englisch: Girl its wunderful, Görlitz wunderful, Görlitz wunderful. Und seit der Zeit heißt Görlitz eben Görlitz!“ Applaus!

Übrigens: Für diese Sendereihe wurde auch der Marsch „Lasst uns zur Landeskrone gehn“ komponiert, dargeboten von den Scherbelberger Musikanten und den Fröhlichen Sängern aus Berlin.