Merken

Wie geht´s weiter für die Hebammen?

Geburtshelfer sollen in Zukunft studieren. In Dresden sieht man das zwiegespalten.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Daniel Krüger

Nach Plänen der EU und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) soll die Hebammenausbildung künftig akademisch werden. Doch welche Vor- und Nachteile bringt es, wenn Hebammen in Zukunft studieren müssen, um ihren Beruf auszuüben? Die SZ hat sich in Dresden zu dem Thema umgehört.

Lisa Mutscher ist Hebamme aus Leidenschaft. Die 30-Jährige, die in der Hebammenpraxis Bellabauch in der Leipziger Vorstadt arbeitet, ist geteilter Meinung, was die Reformpläne der Bundesregierung angeht. Einerseits findet sie es gut, dass Hebammen in Zukunft auch im Ausland arbeiten können, ohne zusätzliche Weiterbildungen absolvieren zu müssen. Weil jedes Land die Hebammenausbildung anders regelt, ist es nämlich oft schwierig, außerhalb Deutschlands Fuß zu fassen. Ein international anerkannter Bachelor-Abschluss könnte das ändern.

Andererseits sorgt sich Mutscher über den Inhalt der wissenschaftlichen Ausbildung. „Das Handwerk darf einfach nicht zu kurz kommen", sagt sie. Wissenschaftliches Arbeiten habe für den Beruf selbst wenig praktischen Nutzen. Deshalb müsse die Hebammenausbildung zumindest ein dualer Studiengang werden, in dem sich Theorie und Praxis vernünftig abwechseln. Ein Vorbild ist für Mutscher die Uniklinik Dresden, die jetzt schon die Möglichkeit bietet, neben der Ausbildung einen zusätzlichen Bachelor zu absolvieren.

Bei den Hebammenverbänden ist man gegenüber den Reformbestrebungen eher positiv eingestellt. „Studien zeigen, dass Akademiker seltener ihren Beruf wechseln", sagt Stephanie Hahn-Schaffarcyk, erste Vorsitzende des sächsischen Hebammenverbandes. Sie hofft, dass mit der Akademisierung das Ansehen des Berufs steigt und Hebammen endlich besser bezahlt werden. Die Verbandsvorsitzende glaubt nicht, dass weniger junge Frauen den Beruf ergreifen werden, weil dann das Abitur oder eine abgeschlossene Krankenpflegerausbildung zu den Voraussetzungen gehören. Schon jetzt müsse man nämlich beim Beginn der Ausbildung volljährig sein, um im Schichtdienst arbeiten zu können.